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14.3.68

Heroin (Heinz Thiel & Horst E. Brandt, 1968)

Drogenschmuggel bei der Deutschen Reichsbahn! Leichen am Bahndamm! Rauschgift in Tomatendosen! Alerte französische Geschäftsleute, die im Ostberliner Hotel Unter den Linden residieren, haben ihre Finger im Spiel, doch die eigentliche Spur führt über Budapest und Belgrad an die dalmatinische Küste. Zollkommissar Peter Zinn (Thälmann-Darsteller Günther Simon einmal mehr in der Rolle des aufrechten Kämpfers für sozialistische Gerechtigkeit) schlüpft in die Maske eines Zugkellners, um den Hintermännern und -frauen des tödlichen Deals (eine Stewardeß, ein Kammersänger, ein Frisör, dessen Schwester, ein Gastwirt) das Handwerk zu legen. Heinz Thiel (Defa-Spezialist für gediegene, bisweilen beachtliche Krimikost) und sein langjähriger Kameramann Horst E. Brandt können indes nicht verhindern, daß sich – ungeachtet internationaler Schauplätze und grenzübergreifender Verwicklungen – Momente von Spannung im grauen Fahndungsalltag eher selten einstellen.

R Heinz Thiel, Horst E. Brandt B Gerhard Bengsch K Horst E. Brandt M Helmut Nier A Paul Lehmann S Hildegard Konrad-Nöller P Martin Sonnabend D Günther Simon, Werner Dissel, Walter Jupé, Eva-Maria Hagen, Predrag Milinkovic | DDR | 85 min | 1:2,35 | sw | 14. März 1968

# 1011 | 2. August 2016

24.3.65

Le corniaud (Gérard Oury, 1965)

Scharfe Sachen für Monsieur | Louis, das Schlitzohr

»Wenn einer eine Reise tut, / dann kann er was erzählen. / Drum nähme ich den Stock und Hut / und tät das Reisen wählen.« Antoine Maréchal, ein argloser Pariser Kleinbürger (Bourvil), nimmt den weißen Cadillac DeVille, der ihm (nicht ganz uneigennützig) vom halbseidenen »Unternehmer« Léopold Saroyan (Louis de Funès) zur Verfügung gestellt wird, und reist von Neapel nach Bordeaux. Unterwegs passiert allerlei Erzählenswertes, das insbesondere mit der versteckten Fracht zu tun hat, die Maréchal nichtsahnend in Saroyans Luxuskarosse transportiert: Heroin (in den Kotflügeln), Gold (in den Stoßstangen), Edelsteine (in der Batterie) und: den größten Diamanten der Welt (tja, wo eigentlich?) … Gérard Oury mixt Gangster-Klamotte mit Poisson-hors-de-l’eau-Komödie und postkartenidyllischen Italien-Impressionen (römisches Dolce Vita, sizilianische Eifersucht, Wasserspiele und Faustkämpfe in der Villa d’Este, Camping und Freikörperkultur am Tyrrhenischen Meer) zu einem ferienvergnüglichen Roadmovie, in dem – anders als im richtigen Leben – die bodenlose Ehrlichkeit des herzensguten Blödmanns über die gemeine Hinterlist des berechnenden Schlitzohrs siegt.

R Gérard Oury B Gérard Oury, Marcel Jullian, Georges Tabet, André Tabet K Henri Decaë M Georges Delerue A Francesco Ciarletta, Robert Giordani S Albert Jurgenson P Robert Dorfmann D Bourvil, Louis de Funès, Venantino Venantini, Beba Loncar, Alida Chelli | F & I | 111 min | 1:2,35 | f | 24. März 1965

13.4.61

Schwarzer Kies (Helmut Käutner, 1961)

»Früher war es ein Kuhstall, jetzt ist es ein Saustall.« Das Dorf Sohnen im Hunsrück: 250 bundesdeutsche Seelen, daneben die 6000 Mann eines amerikanischen Jagdbomber-Stützpunkts. Tagsüber wird der Untergrund für eine weitere Startbahn der Airbase geschüttet, nachts verschiebt man gestohlenen Kies oder vergnügt sich fraternisierend in der Atlantic Bar. Die Provinz, in der Helmut Käutner sein krawalliges Sittenbild – eine wirkungsvolle Mischung aus Noir-Melodram und B-Thriller mit Westernanklängen – ansiedelt, wird von den dunklen Wolken der Weltpolitik ebenso verschattet wie von Gier und Eigennutz, Stupfsinn und Einsamkeit der zusammengewürfelten Bewohnerschaft. Die Hauptrolle des desillusionierten Kraftfahrers Robert Neidhardt hat Käutner mit Helmut Wildt besetzt, einem kantigen, sinnlichen Typen, der deutschen Ausgabe eines Jeff Chandler (»Ten Seconds to Hell«) oder eines Yves Montand (»Le salair de la peur«); ihm gegenüber: Ingmar Zeisberg als Gattin eines US-Offiziers, deren Wunsch nach Sicherheit und Ruhe auf frustrierende Weise in Erfüllung gegangen ist. Träume von einem besseren Leben führen aus dieser Endstation, wo jeder nur seinen Schnitt machen will und das erste Bumslokal am Platze von einem Holocaust-Überlebenden betrieben wird, nicht hinaus: Unter dem Dröhnen der Düsenjäger, begleitet vom Getöse der Jukebox wird im schwarzen Kiesbett der neuen Piste nicht nur ein toter Hund begraben.

R Helmut Käutner B Helmut Käutner, Walter Ulbrich K Heinz Pehlke M diverse A Gabriel Pellon S Klaus Dudenhöfer P Walter Ulbrich D Helmut Wildt, Ingmar Zeisberg, Anita Höfer, Hans Cossy, Wolfgang Büttner | BRD | 117 min | 1:1,66 | sw | 13. April 1961

# 985 | 4. Februar 2016

13.3.59

Ware für Katalonien (Richard Groschopp, 1959)

Das Leben schreibt die schönsten Geschichten. Zum Beispiel die Geschichte von Hasso Schützendorf, der große Mengen optischer Geräte (Fotoapparate, Feldstecher, Fernrohre) aus der Deutschen Demokratischen Republik ins kapitalistische Ausland schmuggelt (bzw. von Spießgesellen schmuggeln läßt) und dortselbst mit Millionengewinn verscherbelt. Das volkseigene Kino der solchermaßen ökonomisch geschädigten DDR kann diese schöne Geschichte natürlich nicht ungestraft geschehen lassen und schreibt (= filmt) sie deswegen entschieden um. Auf der Defa-Leinwand kommen zwei VP-Offiziere den kriminellen Aktivitäten des Optik-Schiebers Hasso Teschendorf (genannt »der Spanier«) gewitzt auf die Schliche und souverän in die Quere. Die Karriere des unlizensierten Interzonenhändlers endet (ganz anders als in der Wirklichkeit), nach einer dramatischen Verfolgungsjagd, auf der Ostseite des Brandenburger Tores. Richard Groschopp setzt diesen frommen Wunschtraum vom Sieg der sozialistischen Gerechtigkeit mit politisch bewußtem Genreschmackes und einer gehörigen Portion Hintertreppenwitz in Szene.

R Richard Groschopp B Lothar Creutz, Carl Andrießen, Richard Groschopp K Eugen Klagemann M Hans Hendrik Wehding A Erich Zander S Helga Emmrich P Willi Teichmann D Hartmut Reck, Heinz-Dieter Knaup, Eva-Maria Hagen, Ivan Malré, Wilfried Ortmann, Hanna Rimkus | DDR | 99 min | 1:1,37 | sw | 13. März 1959

# 978 | 21. November 2015

10.1.58

Tatort Berlin (Joachim Kunert, 1958)

Ein junger Fernfahrer (schmollippig: Hartmut Reck) kommt aus dem Knast zurück nach Ostberlin, erhält die Gelegenheit sich zu bewähren, wird wieder in den Strudel des Verbrechens gezogen – wer einmal aus dem Blechnapf frißt ... Einerseits ein typischer Defa-Propagandakrimi (der böse Wind weht von West), auf der anderen Seite ein (von Joachim Kunert beinahe zu) unaufgeregt inszeniertes, annähernd neorealistisches Stimmungsbild der zerrissenen deutschen Hauptstadt. Durch die Tristesse des »Tatort Berlin« mit seinen unkrautüberwucherten Trümmerarealen schlagen sich Hans-Peter Minetti und Jochen Brockmann als Ermittler in zweifacher Mordsache, Sonja Sutter als kleinkapitalistische Schlampe, Harry Hindemith (ganz gegen den Typ besetzt) als lumpiger Schieber. Wie es sich für den Sozialismus gehört, zeigt am Ende der (nicht nur in diesem Fall: brüderliche!) Schurke sein wahres Gesicht, und für die im Herzen Guten wendet sich alles zum Guten.

R Joachim Kunert B Jens Gerlach, Joachim Kunert K Otto Merz M Günter Klück A Hans Poppe S Evelyn Carow P Erich Albrecht D Hartmut Reck, Hans-Peter Minetti, Harry Hindemith, Martin Flörchinger, Annegret Golding | DDR | 86 min | 1:1,37 | sw | 10. Januar 1958

24.6.55

Moonfleet (Fritz Lang, 1955)

Das Schloß im Schatten

»Make your way to Moonfleet.« Ein märchenhafter (Abenteuer-)Film über Gräber und Geister, Unschuld und Niedertracht, Eigennützigkeit und Vertrauen, eine schwarzromantische (Kinder-)Geschichte von Schatzsuche und Einsamkeit, von alten Wunden und noch älteren Geheimnissen, vom falschen Glanz der Oberflächen und vom tiefen Brunnen der Wahrheit. England, 1757: der Waisenknabe John Mohune (Jon Whiteley) kommt in das entlegene Küstendorf Moonfleet, um bei Jeremy Fox (Stewart Granger), dem früheren Verehrer seiner Mutter, Aufnahme zu suchen. Fox, der das marode Anwesen der einstmals reichen Familie Mohune bewohnt, gibt sich alle Mühe, den Ankömmling auf Abstand zu halten, ist er doch keineswegs der Ehrenmann, den der anhängliche John in ihm sehen will, sondern, im Pakt mit einem schurkischen Aristokraten (George Sanders), heimlicher Anführer einer Schmugglerbande. Fritz Lang schickt seinen halbwüchsigen Protagonisten auf eine Initiationsreise durch düstere (Studio-)Landschaften, vorbei an toten Bäumen, glotzenden Statuen, justament Gehenkten, in brausende Stürme, konspirative Stuben, unheimliche Gewölbe. Am Ende des gefahrvollen Weges findet der innige Wunsch des Jungen nach ersatzväterlicher Freundschaft so etwas wie späte Erfüllung, wenn auch die ersehnte Gemeinschaft nur im Moment des unwiderruflichen Abschieds Wirklichkeit werden kann. »The exercise was beneficial.«

R Fritz Lang B Jan Lustig, Margaret Fitts V John Meade Falkner K Robert Planck M Miklós Rózsa A Cedric Gibbons, Hans Peters S Albert Akst P John Houseman D Jon Whiteley, Stewart Granger, George Sanders, Joan Greenwood, Viveca Lindfors | USA | 87 min | 1:2,35 | f | 24. Juni 1955

# 1140 | 3. Januar 2019

30.12.54

Die goldene Pest (John Brahm, 1954)

»Hier scheint noch Krieg zu sein.« Ein Dorf in »stampfender, rollender Zeit«: Dossental (realiter: Baumholder bei Kaiserslautern) erlebt infolge des Ausbaus einer US-Army-Garnison Modernisierung, Kapitalisierung, Amerikanisierung im Schweinsgalopp. Die Felder der Umgebung werden zum Truppenübungsplatz, Wohnblocks für die Besatzungssoldaten schießen wie Pilze aus dem Boden, erlebnishungrige GIs bevölkern die Gemeinde, windige Geschäftemacher versprechen der besorgt-begierigen Bevölkerung allgemeinen Aufschwung und hohen Gewinn. Eine alte Dame (»Wir arbeiten hier alle wie narrisch«) verwandelt ihr Kolonialwarengeschäft in eine Souvenirbude, in Bauernhäusern etablieren sich Stundenhotels, alkoholische Mixgetränke und Coca Cola fließen in Strömen, ein mysteriöser Unternehmer mit Pelzkragen, Menjoubärtchen und Sonnenbrille (»Nennen Sie mich nicht Chef.« – »Jawohl, Herr Direktor.«) läßt mitten im Ort ein Zelt aufstellen, wo allabendlich Travestie, Schlammcatchen und »Dschäß« (»Suddenly, I feel so happy.«) auf dem Programm stehen. Die radikalen gesellschaftlichen Veränderungen werden mit den Augen eines Heimkehrers (unbestechlich: Ivan Desny) gesehen, der die Heimat nicht wiedererkennt: Korruption und Nepp sind die neuen Herren, der vormals beste Freund (fiebrig: Karlheinz Böhm) ist in Schiebereien und Drogenhandel verwickelt, nur die große Liebe von damals (lammfromm: Gertrud Kückelmann) erinnert noch an gute alten Zeiten. Regisseur John Brahm – aus Deutschland gebürtig, im Hollywooder Exil zum Spezialisten des Gothic Noir gereift – macht nicht begehrliche Nutznießer oder willige Mitläufer sondern anonyme Mächte für die Wohlstandsverwahrlosung verantwortlich. Schon der Titel des Films apostrophiert den Boom als eingeschleppte Krankheit (die mit einem reinigenden Feuer auszumerzen sei) – so bleibt die Analyse der Verhältnisse, bei aller Unterhaltsamkeit der Erzählung, entsprechend oberflächlich.

R John Brahm B Dieter Werner K Klaus von Rautenfeld M Hans Martin Majewski A Alf Bütow S Wolfgang Flaum, Walter Boos P Gerhard T. Buchholz D Ivan Desny, Karlheinz Böhm, Gertrud Kückelmann, Erich Ponto, Alexander Golling, Wilfried Seyfert | BRD | 93 min | 1:1,37 | f | 30. Dezember 1954

# 1091 | 5. Dezember 2017

15.1.52

Nachts auf den Straßen (Rudolf Jugert, 1952)

Ohne daß er recht weiß, wie ihm geschieht, schlingert Fernfahrer Heinrich Schlüter (Hans Albers), treuer Ehemann, liebender Vater, pflichtbewußtes Arbeitstier, eines Nachts auf eine gefahrvolle Umleitung des Lebens: Erst streicht er heimlich die 20.000 Mark eines auf der Autobahn tödlich verunglückten Schiebers ein (um seiner »Alten« (Lucie Mannheim) endlich den seit 25 Jahren versprochenen Pelzmantel kaufen zu können), dann gerät er in den Bann seiner appetitlichen Straßenbekanntschaft Inge (Hildegard Knef), die von ihrem zynisch-unguten Lover (Marius Goring) ausgeschickt wurde, einen Dummen zu angeln, der sich für dunkle Geschäfte einspannen ließe … Mit viel Zuneigung zu seinen genau gezeichneten Figuren und einem wachen Blick für anschaulichen Details malt »Nachts auf den Straßen« ein noirisch angehauchtes Sittenbild des beginnenden Wirtschaftswunders, setzt betäubenden Konsum gegen verdrängte Erinnerungen, kleinbürgerliche Gemütlichkeit gegen impulsives Laissez-faire, emotionale Einsamkeit gegen das Bedürfnis nach Nähe, den Frust des Altwerdens gegen die Täuschung der Jugendfrische, die Statik eines beengenden Zuhauses gegen die Dynamik eines unsicheren Unterwegs. Auch wenn der (Irr-)Weg des Truckers schließlich und endlich wieder nach Hause führt, enthält sich Rudolf Jugerts offenherzig-unsentimentaler Genremix aus Romanze, Krimi und Roadmovie jeglicher Verdammung derjenigen, die (aus welchem Grund auch immer) vom Kurs abkommen.

R Rudolf Jugert B Helmut Käutner, Fritz Rotter K Václav Vich M Werner Eisbrenner A Ludwig Reiber, Rudolf Pfenniger S Fritz Stapenhorst P Erich Pommer D Hans Albers, Hildegard Knef, Lucie Mannheim, Marius Goring, Heinrich Gretler | BRD | 111 min | 1:1,37 | sw | 15. Januar 1952

8.11.51

Sündige Grenze (Robert A. Stemmle, 1951)

Kriegsbericht von der Aachener Kaffeefront: Gut organisierte Gangs von Kindern und Jugendlichen (die »Rabatzer«) schmuggeln das beliebte Genußmittel tonnenweise über die belgisch-deutsche Grenze – durch Eisenbahntunnel und Wälder, über Stacheldrahtverhaue und die Betonruinen des ehemaligen Westwalls. Der Zoll ist weitgehend machtlos, auch der Einsatz kaffeeschnüffelnder Hunde schafft kaum Abhilfe gegen das kriminelle Bandenwesen. Der junge Kölner Soziologe und Europa-Enthusiast Hans (Dieter Borsche) will das Phänomen wissenschaftlich ergründen, begegnet den Halbwüchsigen mit helfendem Verständnis – und verliebt sich in die attraktive Schleichhändlerin Marianne (Inge Egger), die dem gewissenlosen Rädelsführer Jan (Jan Hendriks) zugetan ist … Robert A. Stemmle verpackt das Thema als griffige Mischung aus zeitkritischer Gesellschaftsstudie und effektvollem Reißer. Die bewegliche Kamera (Igor Oberberg) verbindet dramatisches Helldunkel mit dokumentarischer Nüchternheit, die Verwendung von Originalschauplätzen und der Einsatz »echter« Schmuggelkinder als Komparsen sorgen für eine bisweilen fast neorealistische Authentizität. Eine leise Botschaft ist auch zu vernehmen: Die Grenzen sind das Problem, nicht diejenigen, die ihre anachronistische Existenz strafbar ausnutzen.

R Robert A. Stemmle B Robert A. Stemmle K Igor Oberberg M Herbert Trantow A Mathias Matthies, Ellen Schmidt S Walter Wischniewsky P Artur Brauner D Dieter Borsche, Inge Egger, Jan Hendriks, Peter Mosbacher, Gisela von Collande | BRD | 87 min | 1:1,37 | sw | 8. November 1951