Deutsche Karrieren im Gegenschnitt. Gefreiter Rudi Kleinschmidt (schlurfig-gewitzt: Walter Giller) wird kurz vor Kriegsende wegen Diebstahls zweier Dosen Fliegerschokolade auf Betreiben des fanatischen Militärjuristen Wilhem Schramm (hochtönend-zackig: Martin Held) wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt. Fünfzehn Jahre später schlägt sich der seiner Hinrichtung durch glücklichen Zufall (alliierte Tiefflieger!) knapp entronnene Delinquent als Handelsreisender in Sachen Zauberkarten und Selbstbinder eher erfolglos durchs Wirtschaftswunder, während es der unverbesserliche Justizmörder (unter Verschweigung seiner beruflichen Vorgeschichte) zum Oberstaatsanwalt in einer aufstrebenden Großstadt gebracht hat. Die beiden treffen sich zufällig wieder, und noch einmal kommt es zur Gerichtsverhandlung … Wolfgang Staudtes ironisch-süffisante Betrachtung der seilschaftendurchzogenen, vergangenheitsverstrickten, maulheldenhaften bundesdeutschen Nachkriegswirklichkeit folgt – zum Wohle eines gesellschaftspolitisch-romantischen happy endings (im Rückspiegel!) nicht ganz konsequent – dem berühmten Diktum von Bertolt Brecht: »Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so.« (Oder vielleicht doch?)
R Wolfgang Staudte B Georg Hurdalek K Erich Claunigk M Raimund Rosenberger A Walter Haag S Klaus M. Eckstein P Kurt Ulrich D Martin Held, Walter Giller, Ingrid van Bergen, Camilla Spira, Werner Peters | BRD | 98 min | 1:1,37 | sw | 24. September 1959
24.9.59
9.9.59
125, rue Montmartre (Gilles Grangier, 1959)
Tatort Paris
Pascal verdingt sich als Zeitungsverkäufer, ruft auf den Straßen von Paris mehrmals täglich die neuesten Nachrichten aus; Lino Ventura (dessen kompakte Figur in Windjacke und Turnschuhen steckt) spielt den crieur de journaux als harten Hund mit weichem Kern, großstädtisch und bodenständig, aufbrausend und mitmenschlich. Als sich ein Unbekannter in die Seine stürzt, fischt Pascal den Ertrinkenden beherzt wieder heraus, kümmert sich bäßbeißg-mitfühlend um den verzweifelten Mann, läßt sich dessen dramatische Lebens-(und Liebes-)geschichte erzählen und von ihm in eine (bürgerliche) Intrige verstricken – wobei der (proletarischen) Samariter schließlich als vermeintlicher Raubmörder verhaftet wird … Der Titel des ironischen kleinen Thrillers (der mit Detailfreude die gegensätzlichen Milieus (über-)zeichnet und zur Auflösung in einen Zirkus führt) benennt nicht den Schauplatz der Handlung: 125, rue Montmartre ist die Adresse eines Pressevertriebs, ein Haus im Herzen des alten Zeitungsviertels der französischen Hauptstadt. Nicht ohne Süffisanz beobachtet Gilles Grangier (an zahlreichen Originalschauplätzen), wie der burschikose Held seines fait divers zum Protagonisten einer jener Revolvergeschichten wird, die er ansonsten der sensationslüsternen Leserschaft zum Fraß vorwirft.
R Gilles Grangier B Michel Audiard, Jacques Robert, André Gillois, Gilles Grangier V André Gillois K Jacques Lemare M Jean Yatove A Robert Bouladoux S Jacqueline Sadoul P Lucien Villard D Lino Ventura, Robert Hirsch, Andréa Parisy, Jean Desailly, Dora Doll | F | 85 min | 1:1,66 | sw | 9. September 1959
Pascal verdingt sich als Zeitungsverkäufer, ruft auf den Straßen von Paris mehrmals täglich die neuesten Nachrichten aus; Lino Ventura (dessen kompakte Figur in Windjacke und Turnschuhen steckt) spielt den crieur de journaux als harten Hund mit weichem Kern, großstädtisch und bodenständig, aufbrausend und mitmenschlich. Als sich ein Unbekannter in die Seine stürzt, fischt Pascal den Ertrinkenden beherzt wieder heraus, kümmert sich bäßbeißg-mitfühlend um den verzweifelten Mann, läßt sich dessen dramatische Lebens-(und Liebes-)geschichte erzählen und von ihm in eine (bürgerliche) Intrige verstricken – wobei der (proletarischen) Samariter schließlich als vermeintlicher Raubmörder verhaftet wird … Der Titel des ironischen kleinen Thrillers (der mit Detailfreude die gegensätzlichen Milieus (über-)zeichnet und zur Auflösung in einen Zirkus führt) benennt nicht den Schauplatz der Handlung: 125, rue Montmartre ist die Adresse eines Pressevertriebs, ein Haus im Herzen des alten Zeitungsviertels der französischen Hauptstadt. Nicht ohne Süffisanz beobachtet Gilles Grangier (an zahlreichen Originalschauplätzen), wie der burschikose Held seines fait divers zum Protagonisten einer jener Revolvergeschichten wird, die er ansonsten der sensationslüsternen Leserschaft zum Fraß vorwirft.
R Gilles Grangier B Michel Audiard, Jacques Robert, André Gillois, Gilles Grangier V André Gillois K Jacques Lemare M Jean Yatove A Robert Bouladoux S Jacqueline Sadoul P Lucien Villard D Lino Ventura, Robert Hirsch, Andréa Parisy, Jean Desailly, Dora Doll | F | 85 min | 1:1,66 | sw | 9. September 1959
# 820 | 31. Dezember 2013
6.9.59
Pociąg (Jerzy Kawalerowicz, 1959)
Nachtzug
Ein überfüllter Zug fährt durch eine heiße Sommernacht, an Bord eine Gruppe bunt zusammengewürfelter Menschen: katholische Priester auf Pilgerreise, ein alter Mann, der nicht schlafen kann, weil ihn die Stockbetten der Abteile an Buchenwald erinnern, eine junge Frau, die sich aus ihrer langweiligen Ehe in eine x-beliebige Affäre stürzen möchte, eine andere, die vor ihrem fordernden Geliebten (gespielt vom »polnischen James Dean« Zbigniew Cybulski) flüchtet, ein ruppiger Mann, der aus unbestimmtem Grund alleine sein will und schließlich für den Mörder seiner Gattin gehalten wird – ihre Schicksale laufen zusammen und wieder auseinander wie Gleise in einsamer Landschaft. Jerzy Kawalerowicz entfaltet in dichten, schummrigen Bilder (Jan Laskowski) zu melancholischen Cool-Jazz-Klängen (Andrzej Trzaskowski) ein sprödes, leises Drama der gleichzeitigen Angst vor und Sehnsucht nach Nähe. Nur einmal verläßt die Erzählung die Enge des Schauplatzes: wenn die Fahrgäste bei Tagesanbruch dem (wirklichen) Verbrecher hinterjagen und (auf einem Friedhof!) wie eine Meute toller Hunde über ihn herfallen… Am Morgen erreicht der Nachtzug das Meer. Die Reisenden gehen auseinander – jeder zurück in sein Alleinsein.
R Jerzy Kawalerowicz B Jerzy Kawalerowicz, Jerzy Lutowski K Jan Laskowski M Andrzej Trzaskowski A Ryszard Potocki S Wiesława Otocka P Jerzy Rutowicz D Lucyna Winnicka, Leon Niemczyk, Teresa Szmigielówna, Zbigniew Cybulski, Helena Dabrowska | PL | 99 min | 1:1,37 | sw | 6. September 1959
Ein überfüllter Zug fährt durch eine heiße Sommernacht, an Bord eine Gruppe bunt zusammengewürfelter Menschen: katholische Priester auf Pilgerreise, ein alter Mann, der nicht schlafen kann, weil ihn die Stockbetten der Abteile an Buchenwald erinnern, eine junge Frau, die sich aus ihrer langweiligen Ehe in eine x-beliebige Affäre stürzen möchte, eine andere, die vor ihrem fordernden Geliebten (gespielt vom »polnischen James Dean« Zbigniew Cybulski) flüchtet, ein ruppiger Mann, der aus unbestimmtem Grund alleine sein will und schließlich für den Mörder seiner Gattin gehalten wird – ihre Schicksale laufen zusammen und wieder auseinander wie Gleise in einsamer Landschaft. Jerzy Kawalerowicz entfaltet in dichten, schummrigen Bilder (Jan Laskowski) zu melancholischen Cool-Jazz-Klängen (Andrzej Trzaskowski) ein sprödes, leises Drama der gleichzeitigen Angst vor und Sehnsucht nach Nähe. Nur einmal verläßt die Erzählung die Enge des Schauplatzes: wenn die Fahrgäste bei Tagesanbruch dem (wirklichen) Verbrecher hinterjagen und (auf einem Friedhof!) wie eine Meute toller Hunde über ihn herfallen… Am Morgen erreicht der Nachtzug das Meer. Die Reisenden gehen auseinander – jeder zurück in sein Alleinsein.
R Jerzy Kawalerowicz B Jerzy Kawalerowicz, Jerzy Lutowski K Jan Laskowski M Andrzej Trzaskowski A Ryszard Potocki S Wiesława Otocka P Jerzy Rutowicz D Lucyna Winnicka, Leon Niemczyk, Teresa Szmigielówna, Zbigniew Cybulski, Helena Dabrowska | PL | 99 min | 1:1,37 | sw | 6. September 1959
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4.9.59
Der Frosch mit der Maske (Harald Reinl, 1959)
»Der Frosch! Der Frosch mit der Ma...« Harald Reinls sauber exekutierter Westentaschenkrimi nach Edgar Wallace spielt in einem ziemlich bundesdeutsch wirkenden Phantasie-London, das von einem maskierten Schwerverbrecher und seiner Bande in japsendem Atem gehalten wird. »Der Frosch mit der Maske« führt in ein (nur oberflächlich betrachtet) idyllisches Landhaus (wo Eva Anthes (= Elfi von Kalckreuth), eine Volksausgabe von Romy Schneider, ihre Unschuld hütet) und in eine verruchte Nachtbar (wo Eva Pflug als vollreife ›Lolita‹ in rasantem Kleid »Nachts im Nebel an der Themse« singt), auf begüterte Schlösser und in kahle Todeszellen – es ist ein Reich der ironisch zugespitzten Krimi-Stereotypen, des rechtschaffenen Schreckens, der sorgsam geordneten Unordnung (als deren definitiver Protagonist sich Joachim Fuchsberger präsentiert). Die kriminelle Allgegenwart des Schurken, der aus der Anonymität seine tödlichen Fäden zieht, erinnert von Ferne an Norbert Jacques' Zersetzungsgenie Dr. Mabuse, doch der ›Frosch‹ verfolgt letztlich keine asozial-ideologischen sondern (passend zur Entstehungszeit des Films mitten im glitzernden Wirtschaftswunder) ausschließlich eigennützig-finanzielle Interessen.
R Harald Reinl B Trygve Larsen (= Egon Eis), J. Joachim Bartsch V Edgar Wallace K Ernst W. Kalinke M Willi Mattes A Erik Aaes S Margot Jahn P Preben Philipsen D Siegfried Lowitz, Joachim Fuchsberger, Jochen Brockmann, Karl Lange, Eva Anthes (= Elfi von Kalckreuth) | DK | 90 min | 1:1,37 | sw | 4. September 1959
R Harald Reinl B Trygve Larsen (= Egon Eis), J. Joachim Bartsch V Edgar Wallace K Ernst W. Kalinke M Willi Mattes A Erik Aaes S Margot Jahn P Preben Philipsen D Siegfried Lowitz, Joachim Fuchsberger, Jochen Brockmann, Karl Lange, Eva Anthes (= Elfi von Kalckreuth) | DK | 90 min | 1:1,37 | sw | 4. September 1959
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Reinl
Arzt ohne Gewissen (Falk Harnack, 1959)
Der deutsche Arztfilm gefällt sich für gewöhnlich in der Apotheose des integren Heilkünstlers, der stets als unfehlbare Autorität zwischen den Sterblichen schwebt. »Arzt ohne Gewissen« stellt sich genretechnisch quer, bekleckert zum einen den blütenreinen Kittel der Mediziner mit häßlichen braunen Flecken und läßt überdies den Herzspezialisten Dr. Lund (Ewald Balser, der fünf Jahre zuvor noch den legendären Prof. Sauerbruch als archetypischen Halbgott in Weiß gab) in seinem heroischen Kampf gegen Krankheit und Tod die Grenze von Genie zu Wahnsinn überschreiten. Als Pionier der Transplantationschirugie kennt Lund – dem ein ehemaliger KZ-Arzt (sinister: Wolfgang Kieling) wertvolle Assistenzdienste leistet – kein Pardon für »lebensunwertes Leben« (in diesem Fall das eines (von Karin Baal verkörperten) leichten Mädchens), wenn es um die Rettung einer superioren Existenz (genauer gesagt einer (von Cornell Borchers gespielten) begnadeten Opernsängerin) geht. Falk Harnack erzählt mit sicherem Gespür für die aus Forscherehrgeiz und Gewissenskonflikten entspringenden Spannungs- und Horrormomente. Helmuth Ashleys Fotografie bleibt bei alldem betont sachlich – der gotische Grusel steigt allein aus der moralischen Problematik des Stoffes empor.
R Falk Harnack B Werner P. Zibaso K Helmuth Ashley M Siegfried Franz A Hans Berthel, Robert Stratil S Walter Boos P Ilse Kubaschewski D Ewald Balser, Wolfgang Preiss, Barbara Rütting, Cornell Borchers, Wolfgang Kieling | BRD | 95 min | 1: 1,37 | sw | 4. September 1959
R Falk Harnack B Werner P. Zibaso K Helmuth Ashley M Siegfried Franz A Hans Berthel, Robert Stratil S Walter Boos P Ilse Kubaschewski D Ewald Balser, Wolfgang Preiss, Barbara Rütting, Cornell Borchers, Wolfgang Kieling | BRD | 95 min | 1: 1,37 | sw | 4. September 1959
3.9.59
Labyrinth (Rolf Thiele, 1959)
Nadja Tiller als neurotisch-alkoholische Jet-Set-Lyrikerin Georgia Gale, die sich im exklusiven Schweizer Sanatorium von Dr. de Lattre (Amedeo Nazzari) körperlich und seelisch entgiften lassen will. Die ausgebrannt-selbstmitleidige Schnepfe durchläuft das titelgebende Labyrinth der Irrungen und Wirrungen (inklusive einer kurzen Flucht in religiöse Erlösungsphantasien), bis sie der malerische Selbstmord einer depressiven Mitpatientin endlich zur Besinnung bringt. Rolf Thiele visualisiert die gutgenährte Lebensnot und -leere der (nicht nur) bundesdeutschen Wohlstandsgesellschaft mit gewohnt exaltierten Regieeinfällen. Modernistisches l’art pout l’art à l’allemande.
R Rolf Thiele B Rolf Thiele, Gregor von Rezzori V Gladys Baker K Klaus von Rautenfeld M Hans-Martin Majewski A Gabriel Pellon, Peter Röhrig S Anneliese Schönnenbeck P Walter Tjaden D Nadja Tiller, Peter von Eyck, Amedeo Nazzari, Nicole Badal, Hanne Wieder | BRD & I | 94 min | 1:1,37 | sw | 3. September 1959
R Rolf Thiele B Rolf Thiele, Gregor von Rezzori V Gladys Baker K Klaus von Rautenfeld M Hans-Martin Majewski A Gabriel Pellon, Peter Röhrig S Anneliese Schönnenbeck P Walter Tjaden D Nadja Tiller, Peter von Eyck, Amedeo Nazzari, Nicole Badal, Hanne Wieder | BRD & I | 94 min | 1:1,37 | sw | 3. September 1959
2.9.59
Maigret et l’affaire Saint-Fiacre (Jean Delannoy, 1959)
Maigret kennt kein Erbarmen
Vierzig Jahre nachdem er seine Heimat (in der Auvergne) verließ, kehrt Maigret zurück auf das Schloß, wo sein Vater einst als Verwalter diente. Die lange schon verwitwete Gräfin de Saint-Fiacre (als Junge war Maigret ein wenig in sie verliebt) hat ihn gerufen, weil sie einen anonymen Brief erhielt, der ihren Tod für den Aschermittwoch verkündet – und tatsächlich stirbt die fromme Dame mit dem Aschenkreuz auf der Stirn während der Heiligen Messe … Maigret hat nicht nur den Heimgang einer alten Flamme zu beklagen (und kriminalistisch zu untersuchen), er sieht (s)ein (jedenfalls gefühlt) besseres Gestern in Scherben liegen: Der Herrensitz wurde leergeplündert, um die Verschwendungssucht des Sohnes (Michel Auclair) zu befriedigen; statt Klasse, Stolz und Tugend walten nur mehr Gier, Zynismus und Herzlosigkeit hinter der vornehmen Fassade. Jean Delannoy taucht »Maigret et l’affaire Saint-Fiacre« in novembrige Stimmung, in erschöpftes Grau, in ländliche Tristesse; Jean Gabin spielt den Kommissar mit leiser Resignation, die peu à peu in einen doppelten Zorn umschlägt: Zorn (und Degout) über die heruntergekommene Provinzgesellschaft, Zorn (und Schmerz) über die zweite Vertreibung aus dem Paradies der Kindheit.
R Jean Delannoy B Jean Delannoy, Michel Audiard, Rodolphe-Maurice Arlaud V Georges Simenon K Louis Page M Jean Prodromidès A René Renoux S Henri Taverna P Jean-Paul Guibert, Robert Gascuel D Jean Gabin, Michel Auclair, Robert Hirsch, Valentine Tessier, Paul Frankeur | F & I | 101 min | 1:1,66 | sw | 2. September 1959
Vierzig Jahre nachdem er seine Heimat (in der Auvergne) verließ, kehrt Maigret zurück auf das Schloß, wo sein Vater einst als Verwalter diente. Die lange schon verwitwete Gräfin de Saint-Fiacre (als Junge war Maigret ein wenig in sie verliebt) hat ihn gerufen, weil sie einen anonymen Brief erhielt, der ihren Tod für den Aschermittwoch verkündet – und tatsächlich stirbt die fromme Dame mit dem Aschenkreuz auf der Stirn während der Heiligen Messe … Maigret hat nicht nur den Heimgang einer alten Flamme zu beklagen (und kriminalistisch zu untersuchen), er sieht (s)ein (jedenfalls gefühlt) besseres Gestern in Scherben liegen: Der Herrensitz wurde leergeplündert, um die Verschwendungssucht des Sohnes (Michel Auclair) zu befriedigen; statt Klasse, Stolz und Tugend walten nur mehr Gier, Zynismus und Herzlosigkeit hinter der vornehmen Fassade. Jean Delannoy taucht »Maigret et l’affaire Saint-Fiacre« in novembrige Stimmung, in erschöpftes Grau, in ländliche Tristesse; Jean Gabin spielt den Kommissar mit leiser Resignation, die peu à peu in einen doppelten Zorn umschlägt: Zorn (und Degout) über die heruntergekommene Provinzgesellschaft, Zorn (und Schmerz) über die zweite Vertreibung aus dem Paradies der Kindheit.
R Jean Delannoy B Jean Delannoy, Michel Audiard, Rodolphe-Maurice Arlaud V Georges Simenon K Louis Page M Jean Prodromidès A René Renoux S Henri Taverna P Jean-Paul Guibert, Robert Gascuel D Jean Gabin, Michel Auclair, Robert Hirsch, Valentine Tessier, Paul Frankeur | F & I | 101 min | 1:1,66 | sw | 2. September 1959
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