6.9.52

Lo sceicco bianco (Federico Fellini, 1952)

Der weiße Scheich

»Das Leben ist ein Traum, aber manchmal ist der Traum ein tödlicher Abgrund.« Ivan und Wanda, ein frisch verheiratetes Paar aus der Provinz, reisen in den Flitterwochen nach Rom. Der korrekt-adrette Ehemann hat alles perfekt organisiert: Treffen mit Verwandten, Stadtbesichtigung, Audienz beim Heiligen Vater. Die schüchtern-schwärmerische Braut indes will nur eines: den Mann ihrer Träume treffen, Fernando Rivoli, den ›weißen Scheich‹ – Hauptdarsteller und -figur des gleichnamigen exotischen ›fotoromanzo‹. Die seifigen Trash-Epen dieser massenhaft gedruckten Bilderstorys – einer Kreuzung aus Kino und Comic, geboren im Italien der Nachkriegszeit – liefern Wanda (als einer von Zigtausenden sehnsüchtiger Konsument(inn)en) die romantischen Idole und Ideale  … Federico Fellinis temperamentvolle (stellenweise etwas eckig inszenierte) Posse von der Macht der Illusion schlägt um in einer bittere Komödie der Ernüchterung und endet als realistische Groteske: die Existenz als Zirkus, der Alltag als Nummernrevue, der Mensch als Gaukler seines Daseins. Die italienische Hauptstadt bietet die barocke Kulisse für ein absurdes kleines Welttheater, das von Nino Rotas Rummelmusik kongenial akzentuiert wird. »Lo sceicco bianco« – ein Film fast so aberwitzig wie das richtige Leben.

R Federico Fellini B Federico Fellini, Tullio Pinelli, Ennio Flaiano K Arturo Gallea M Nino Rota A Raffaello Tolfo S Rolando Benedetti P Luigi Rovere D Alberto Sordi, Brunella Bovo, Leopoldo Trieste, Giullietta Masina, Lilia Landi | I | 86 min | 1:1,37 | sw | 6. September 1952

2.9.52

Monkey Business (Howard Hawks, 1952)

Liebling, ich werde jünger

Dr. Barnaby Fulton (Cary Grant), Chefchemiker des Oxley-Konzerns, arbeitet an einem Präparat, das den Alterungsprozeß umkehren soll. Während der greise Firmenchef (Charles Coburn) dem Ergebnis sowohl aus persönlichen Gründen wie auch aus geschäftlichem Interesse entgegenfiebert, müht sich Fulton im Labor, das richtige Verhältnis der Ingredienzen zu treffen. Daß nicht der genial-zerstreute Wissenschaftler (der bedingt durch seine forscherischen Bemühungen die eigene Ehefrau (Ginger Rogers) schon mal wie Luft behandelt) sondern ein Laborschimpanse die Lösung findet, belegt Howard Hawks’ Sinn für hämischen Humor. Die weitere Handlung, in deren zunehmend chaotischem Verlauf die Beteiligten nach (mal gewolltem, mal ungewolltem) Genuß des Zaubermittels (»the most dubious discovery since itching powder«) mehrfach in den Zustand von präpotent-albernen, kindisch-prüden oder enthemmt-meschuggenen Heranwachsenden zurückgeworfen werden, offenbart die Zweifelhaftigkeit des uralten Menschheitstraums von ewiger Jugend: »Maladjustment, near-idiocy, and a series of low-comedy disasters, that’s what youth is.« Wieder zur Besinnung gekommen, findet Fulton schließlich die wahre Formel für körperliche und geistige Frische: »You’re old only when you forget you’re young.« Hawks hat es nicht vergessen.

R Howard Hawks B Ben Hecht, Charles Lederer, I. A. L. Diamond K Milton Krasner M Leigh Harline A Lyle Wheeler, George Patrick S William B. Murphy P Sol C. Siegel D Cary Grant, Ginger Rodgers, Charles Coburn, Marilyn Monroe, Hugh Marlowe | USA | 97 min | 1:1,37 | sw | 2. September 1952

# 990 | 9. März 2016