24.4.57

Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (Kurt Hoffmann, 1957)

»Eine der hoffnungsreichsten Lebenslagen ist die, wenn es uns so schlecht geht, daß es uns nicht mehr schlechter gehen kann.« Thomas Manns sprachlich hochgestelzter, die Grenzen der Selbstparodie immer wieder fröhlich überschreitender Schelmenroman über den glücksritterlichen Sohn eines fallierten Schaumweinfabrikanten aus dem Rheingau wird von Kurt Hoffmann zu einer charmant-harmlosen Komödie verarbeitet, die sich weniger für die gesellschaftlichen als für die amourösen (und von Drehbuchautor Robert Thoeren dazuerfundenen kriminalistischen) Abenteuer des attraktiven Sonntagskindes in Grand Hotels, Nachtlokalen und Luxuszügen der Belle Époque interessiert. Horst Buchholz (in der Titelrolle) gibt rein äußerlich weiß Gott keinen Thomas-Mann-Helden ab – andererseits ist es gut vorstellbar, daß der durchkultivierte hanseatische Patrizier genau für so einen bildungsfernen, wohlge­form­ten Jungen glühend geschwärmt hätte … Zudem sorgt eine stattliche Zahl im­posanter Chargen für gehobenes Amüsement: Paul Henckels (Pate Schimmelpreester) und Paul Dahlke (Professor Kuckuck), Liselotte Pulver (Zaza) und Ingrid Andree (Zouzou) sowie Walter Rilla als Lord Kilmarnock (das krypto-schwule Wunsch-Alter-Ego des Dichters), der den hübschen Felix nur zu gerne in seine Dienste nehmen würde.

R Kurt Hoffmann B Robert T. Thoeren, Erika Mann V Thomas Mann K Friedl Behn-Grund M Hans-Martin Majewski A Robert Herlth S Caspar van der Berg P Hans Abich D Horst Buchholz, Liselotte Pulver, Ingrid Andree, Susi Nicoletti, Paul Dahlke | BRD | 107 min | 1:1,37 | sw | 24. April 1957

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