»Die wunderbare Rettung der Liebenden« versprachen die Schlußtitel von »Der Tiger von Eschnapur«, nachdem die indische Tänzerin Sitah (Debra Paget) und ihr deutscher Geliebter Harald Berger (Paul Hubschmid), auf der Flucht vor dem eifersüchtigen Maharadscha Chandra (Walter Reyer) entkräftet in der Wüste zusammengebrochen waren … Im zweiten Teil seiner fernwehtrunkenen Epos-Illusion verschiebt Fritz Lang den dramaturgischen Akzent von der lebensgefährlichen Romanze zum höfischen Ränkespiel: Sitah wird zum Dreh- und Angelpunkt einer Palastintrige gegen den Fürsten – für Lang eine willkommene Gelegenheit, ausgiebig durch das doppelte Kulissen-Labyrinth der prächtig-kalten Korridore und Säle des Schlosses sowie der darunterliegenden düster-feuchten Grotten und Gänge zu streifen. Erzählerisch und visuell weitgehend eine Reprise des ersten Teils, bietet »Das indische Grabmal« zwei Szenen, die als Steigerung des schon Gesehenen filmischen Eindruck hinterlassen: Zum einen Sithas in rasantem Show-off-Kostüm dargebotener Schlangentanz auf Leben und Tod unter den Augen einer bühnenumnebelten Pappmaché-Göttin (die deutlich sichtbaren Fäden der zu beschwörenden Marionetten-Kobra mögen als Brechtscher Verfremdungseffekt durchgehen); zum anderen der Sturz einer properen, weißen Frau (Bergers besorgte Schwester auf der Suche nach ihrem verschwundenen Bruder) in die unter Eschnapur gelegene Höhle der Leprakranken – die schockierende Begegnung einer sozial Bevorzugten mit den gesellschaftlich Vergessenen wirkt wie das klamottige Menetekel einer drohenden Konfrontation von Unten und Oben.
R Fritz Lang B Werner Jörg Lüddecke, Fritz Lang V Thea von Harbou K Richard Angst M Gerhard Becker A Willi Schatz, Helmut Nentwig S Walter Wischniewsky P Artur Brauner D Debra Paget, Paul Hubschmid, Walter Reyer, Claus Holm, Sabine Bethmann | BRD & F & I | 101 min | 1:1,37 | f | 5. März 1959
Posts mit dem Label Indien werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Indien werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
21.1.59
Der Tiger von Eschnapur (Fritz Lang, 1959)
Indien made in (CCC-)Spandau: Der stolze Maharadscha Chandra liebt die schöne Tempeltänzerin Sitah (Debra Paget), die den deutschen Ingenieur Harald Berger (Paul Hubschmid) liebt, der sie wiederliebt und mit ihr flieht … Natürlich ist »Der Tiger von Eschnapur« naiv, pappig und wüst verkitscht – aber Fritz Lang nimmt die Naivität, die Pappe und den Kitsch ernst, und er tut dabei so, als könnte man Ende der 1950er Jahre (Jean-Luc Godard wird nur ein Jahr später »À bout de souffle« drehen) immer noch Filme machen wie 1920, als könnte man immer noch zu Kino-Abenteuerreisen aufbrechen, die sich um die Wirklichkeit nicht scheren, die statt dessen in vollen Zügen die fantasiegeschwängerte Luft des Studios atmen. Auf diese Weise erschafft er ein wunderbar abgedroschenes Klischee-Epos, so lupenrein wie ein Glasdiamant, eine heillos melodramatische Augenwischerei, so tiefempfunden wie eine Soap Opera. Langs Inder (unter anderem Walter Reyer, René Deltgen, Jochen Brockmann) sind Figurinen aus Straß, bunter Seide und rehbrauner Schuhcreme (fürs Gesicht), seine exotischen Paläste bestehen aus falschgoldenen Säulen, gemaltem Marmor und kunstfelsigen Irrgängen (im Untergrund). Das kinematographische Geheimnis liegt jederzeit offen zu Tage, und doch lädt es ein, sich darin zu verlieren. PS: Fortsetzung folgt – »noch spannender – noch gewaltiger – noch grandioser«.
R Fritz Lang B Werner Jörg Lüddecke V Thea von Harbou K Richard Angst M Michel Michelet A Willi Schatz, Helmut Nentwig S Walter Wischniewsky P Artur Brauner D Debra Paget, Paul Hubschmid, Walter Reyer, Valerij Ikijinow, René Deltgen | BRD & F & I | 100 min | 1:1,37 | f | 21. Januar 1959
R Fritz Lang B Werner Jörg Lüddecke V Thea von Harbou K Richard Angst M Michel Michelet A Willi Schatz, Helmut Nentwig S Walter Wischniewsky P Artur Brauner D Debra Paget, Paul Hubschmid, Walter Reyer, Valerij Ikijinow, René Deltgen | BRD & F & I | 100 min | 1:1,37 | f | 21. Januar 1959
Abonnieren
Posts (Atom)