26.5.76

Le locataire (Roman Polanski, 1976)

Der Mieter

»These days, relationships with neighbours can be … quite complicated.« Roman Polanskis Gegenstück zu Alfred Hitchcocks »Rear Window«: Wo bei Hitchcock das Fenster zur Loge wird, von der aus sich dem Betrachter die Welt in ihrer (mitunter tödlichen) Vielfalt erschließt, wird bei Polanski der Hof zum Logentheater, von dessen Plätzen aus die Welt den großen Auftritt des Hauptakteurs betrachtet. In beiden Fällen geht es um das Verhältnis von Mensch und Umwelt sowie von Innen und Außen, das heißt auch: von Innen- und Außenwahrnehmung. Während Hitchcock (in sommerlichem New Yorker Setting) elegant mit Blicken und Widerblicken spielt, interessiert sich Polanski (in novembrigem Pariser Ambiente) für die zerstörerischen Kräfte des Sehens und Gesehenwerdens, für Projektionen und Visionen, für Selbst-, Feind- und Wahnbilder. Nach einem Roman des ’Pataphysikers Roland Topor schildert »Le locataire« in realistisch-bedrückender Atmosphäre (Kamera: Sven Nykvist / Bauten: Pierre Guffroy), sparsam untermalt von einem osteuropäisch anmutenden Score (Philippe Sarde) das Schicksal des verunsicherten M. Trelkowsky (M. Polanski), eines Mannes, welcher – umgeben von einer Schar überaus unerquicklicher Nachbarn (Melvyn Douglas, Bernard Fresson, Jo Van Fleet und Shirley Winters) – in seinem schäbigem Appartement durch das, was er sieht, und durch die Art, wie er gesehen wird, zu etwas anderem (gemacht) wird; die Geschichte des Mieters entfaltet sich als giftig-schwarzhumoriger Alptraum, der mit einem markerschütternden Schrei beginnt und mit einem ebensolchen endet.

R Roman Polanski B Roman Polanski, Gérard Brach V Roland Topor K Sven Nykvist M Philippe Sarde A Pierre Gueffroy S Françoise Bonnot P Andrew Braunsberg D Roman Polanski, Isabelle Adjani, Melvyn Douglas, Lila Kedrova, Shelley Winters | F | 126 min | 1:1,66 | f | 26. Mai 1976

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