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26.6.79

Moonraker (Lewis Gilbert, 1979)

James Bond 007 – Moonraker – Streng geheim

James Bonds unheimliche Begegnungen der vierten Art – und quasi eine Spiegelung des Vorgängers »The Spy Who Loved Me«: oben statt unten, Kosmos statt Tiefsee. 007s Widersacher Sir Hugo Drax (ominös: Michael Lonsdale) plant die Auslöschung der Menschheit (immerhin 4,4 Milliarden) und die Züchtung einer perfekten Herren-(und Damen-)Rasse im keimfreien Orbit. Übermensch Bond (mit jeder Faser in seiner Rolle: Roger Moore) kann dies natürlich nicht dulden. Das Drehbuch (Christopher Wood) ist angemessen schwerelos und bar jeder Dreingabe von störendem Realismus, die surreal-elegante Verknüpfung von französischem Barock und Space-Shuttle-Futurismus, von venezianischer Noblesse und brasilianischer Sinnlichkeit schafft einen fantastisch-grenzenlosen Welt-Raum, ergo ein angemessenes Spiel-Feld für den legendären Agenten Ihrer Majestät. Im gleichen Maße, wie allen Beteiligten nach und nach sämtliche Sicherungen durchknallen, entwickelt sich »Moonraker« zu einem stratosphärischen Höhepunkt der unsterblichen Filmreihe. Sonstige Bond-Spezifika: letzte Einsätze von Bernard Lee (›M‹), Ken Adam (Bauten), Shirley Bassey (Stimme) und Lewis Gilbert (Regie) – somit auch das Ende einer Ära. 

R
Lewis Gilbert B Christopher Wood V Ian Fleming K Jean Tournier M John Barry A Ken Adam S John Glen P Albert R. Broccoli D Roger Moore, Lois Chiles, Michael Lonsdale, Richard Kiel, Bernard Lee | UK & F | 126 min | 1:2,35 | f | 26. Juni 1979

2.7.65

Furia à Bahia pour OSS 117 (André Hunebelle, 1965)

OSS 117 – Pulverfaß Bahia

»Un révolutionnaire n’a pas d’amis.« – OSS 117 (diesmal gespielt von Frederick Stafford, der aussieht wie eine Mischung aus Quelle-Katalog-Unterwäsche-Model und Lord-Extra-Werbeillustration) ist unterwegs, um eine Kette von spektakulär-rätselhaften Selbstmordattentaten aufzuklären. Die Spur führt nach Rio und weiter in den brasilianischen Urwald, wo eine Organisation unter Führung eines ehrgeizigen Uniformträgers namens Carlos (!) (François Maistre) die gewaltsame Vereinigung des südamerikanischen Halbkontinents betreibt. André Hunebelle feiert in »Furia à Bahia« straff und recht kurzweilig (aber leider ohne jeden Anflug von Wahnwitz) die Schauwerte ab, Michel Magne schwingt die Samba-Rasseln, und Mylène Demongeot darf dazu blond und gut aussehen.

R André Hunebelle B Pierre Foucaud, Jean Hallain, André Hunebelle V Jean Bruce K Marcel Grignon M Michel Magne A Paul-Louis Boutié S Jean Feyte P Paul Cadéac, Luciano Ercoli, Alberto Pugliese D Frederick Stafford, Mylène Demongeot, Raymond Pellegrin, Perette Pradier, François Maistre | F & I | 99 min | 1:2,35 | f | 2. Juli 1965

5.2.64

L'homme de Rio (Philippe de Broca, 1964)

Abenteuer in Rio 

»Quelle aventure!« Die Mutter aller Abenteuerkomödien: Jean-Paul-Belmondo zu Lande, zu Wasser und in der Luft auf der Jagd nach dem sagenumwobenen Schatz der Malteken. Die von Philippe de Broca fröhlich entfesselte Hatz beginnt in Paris, führt den Soldaten Adrien Dufourquet über Rio und Brasília (das sich gerade als weißer Traum der Moderne aus dem roten Staub des Nirgendwo erhebt) an den Amazonas und in den (noch) dichten südamerikanischen Regenwald – um, genau nach einer Woche (»huit jours de perme«), dort zu enden, wo alles begann: auf einem Bahnhof in der französischen Kapitale. »L’homme de Rio« ist der schönste Comic, den Hergé nie gezeichnet hat, ist ein fröhlicher Alptraum aus glücklicher Zeit, ist ein Schau- und Staunstück der ungedrosselten filmischen Phantasie, ist eine fulminante Schnitzeljagd durch alle Klischees des Genres – eine exaltierte Frau und ein überrumpelter Held, ein polternder Superreicher und ein verschlagener Professor, tödliches Pfeilgift und gefräßige Krokodile, eine romantische Nacht am Strand und ein millionenschweres Geheimnis – kurzum, »L’homme de Rio« gleicht einem Assortiment luftiger Macarons: süß und verlockend, künstlich bunt und unwiderstehlich lecker; und als Himbeere obendrauf gibt es die einzigartige (auf ewig in der überschwenglichen Schönheit ihrer zwanziger Jahre bewahrte) Françoise Dorléac. Für die kinematographischen Zuckerbäcker (für Regisseur, Schauspieler, Autoren und nicht zuletzt für den verträumt-aufgekratzten Kom­ponisten George Delerue) sollte man ein Monument errichten: in rosa mit grünen Sternen.

R Philippe de Broca B Philippe de Broca, Daniel Boulanger, Ariane Mnouchkine, Jean-Paul Rappeneau K Edmond Séchan M Georges Delerue A Mauro Monteiro S Françoise Javet P Alexandre Mnouchkine, Georges Dancigers D Jean-Paul Belmondo, Françoise Dorléac, Jean Servais, Adolfo Celi, Simone Renant | F & I | 112 min | 1:1,66 | f | 5. Februar 1964

16.10.58

Peter Voss, der Millionendieb (Wolfgang Becker, 1958)

»Die Erde«, schrieb E. G. Seeliger, der Erfinder des Millionendiebes Peter Voss, »ist der Omnibus der freien Menschheit auf ihrer Reise durch die Ewigkeit.« Zwischen dieser absurd-poetischen Erkenntnis und Wolfgang Beckers biederbunter Adaption des oft und gern verfilmten deutschen Abenteuerromans liegen Welten. Dabei klingt die Prämisse recht hübsch: Peter Voss (O. W. Fischer) fingiert einen Einbruch, um einem befreundeten Bankier, dem vorübergehend ein größerer Betrag fehlt, aus der Patsche zu helfen, und flieht sodann, verfolgt von echten Räubern und dem leicht vertrottelten Versicherungsdetektiv Bobby Dodd (Walter Giller), rund um den Globus … »Die Außenaufnahmen wurden in Berlin – Hamburg – Genua – Marseille – Barcelona – Lissabon – Rio de Janeiro – Mexico – Tokio und Hongkong gedreht«, prahlt der Vorspann; die Inszenierung läßt sich jedoch zu keinem Zeitpunkt auf die fremden Orte ein, frühstückt nur hektisch ab, findet, wie ein bornierter Tourist, gerade mal obligate Klischees – wenn überhaupt. Hin und wieder läßt der Film comichaften Charme spielen, etwa wenn sich Peter Voss am brennenden Wrack seines Sportwagens eine Zigarette anzündet oder wenn er in die Rolle eines gefeierten Stierkämpfers schlüpft, um seinen Häschern zu entkommen, aber zumeist degradiert Fischers spöttische Monomanie den nonchalanten Glücksritter zum eitlen Gecken.

R Wolfgang Becker B Curt J. Braun, Gustav Kampendonk V E. G. Seeliger K Klaus von Rautenfeld, Günther Senftleben M Hans-Martin Majewskis A Hanns H. Kuhnert S Klaus M. Eckstein P Kurt Ulrich D O. W. Fischer, Ingrid Andrée, Walter Giller, Margit Saad, Peter Mosbacher | BRD | 111 min | 1:1,37 | f | 16. Oktober 1958

15.6.51

The Lavender Hill Mob (Charles Crichton, 1951)

Das Glück kam über Nacht

»Wonderful, isn’t it, what a little extra money will do?« – »Yes, it’s gonna make a big difference to me.« Biederkeit als perfekte Tarnung: Zwanzig Jahre lang hat der Bankbeamte Henry Holland (Alec Guinness) das Image eines Mannes ohne Eigenschaften gepflegt (»His one and only virtue is honesty, he has no imagination, no initiative.«), damit er eines schönen Tages um so überraschender aus der Rolle fallen, um so nachdrücklicher zuschlagen kann. Holland, verantwortlich für die Expedierung von Goldbarren(»I was a potential millionaire, yet I had to be satisfied with eight pounds, fifteen shillings, less deductions.«), plant und organisiert einen Handstreich gegen den eigenen Transport, einen kühnen Beutezug, der ihm und seinen Partnern – Alfred Pendlebury (Stanley Holloway), Hersteller von Kitsch-Souvenirs und Besitzer einer Gießerei (!) sowie zwei professionelle Spitzbuben – die astronomische Summe von einer Million Pfund einbringen soll. Der Coup gelingt (»There is no doubt that this robbery is the work of a mastermind.«), doch vor dem Genuß des neuerworbenen Reichtums sind noch ein paar unvorhergesehene Probleme zu lösen … Charles Crichton bereichert seine flott inszenierte Big-Caper-Komödie mit viel Nachkriegs- und Kleine-Leute-Flair – und selten wurde die Crime-doesn’t-pay-Moral so reizend, so wenig belehrend verpackt wie in diesem amüsanten (Über-)Fall. Try again later …

R Charles Crichton B T. E. B. Clarke K Douglas Slocombe M Georges Auric A William Kellner S Seth Holt P Michael Balcon D Alec Guinness, Stanley Holloway, Sid James, Alfie Bass, Edie Martin, Audrey Hepburn | UK | 81 min | 1:1,37 | sw | 15. Juni 1951

# 912 | 15. September 2014

15.8.46

Notorious (Alfred Hitchcock, 1946)

Berüchtigt

»This is a very strange love affair.« Die sehr seltsame Liebesaffäre beginnt in Miami, Florida, um drei Uhr zwanzig nachmittags, am vierundzwanzigsten April des Jahres neunzehnhundertsechsundvierzig. Ein in den USA lebender Deutscher wird wegen Landesverrats zu zwanzig Jahren Haft verurteilt. Dem amerikanischen Agenten Devlin (Cary Grant) gelingt es, Alicia Huberman (Ingrid Bergman), leichtlebiges party girl und Tochter des Verräters, dafür zu gewinnen, einen nach Brasilien geflohenen Nazi-Freund ihres Vaters auszuforschen ... Die Spionagestory (in der unter anderem eine nicht mit 1934er Pommard sondern mit Uranerz gefüllte Weinflasche eine wichtige Rolle spielt) bildet die Folie für eine dramatisch-ironische Thriller-Romanze, deren suspense sich in erster Linie aus dem erotisch-angespannten Verhältnis zwischen Devlin und Alicia entwickelt: Er kann es nicht ertragen, sein Herz an ein Flittchen verloren zu haben, während sie von der Gefühlskälte des ersehnten Mannes ins Ehebett ihrer Zielperson getrieben wird. So gelingt Alfred Hitchcock mit »Notorious«, von Ted Tetzlaff in stilvollem Hochglanz-Noir fotografiert, eine komplex angelegte Studie menschlicher Beziehungen im Spannungsfeld von Liebe und Pflicht, Vertrauen und Betrug. Mit Madame Sebastian (Leopoldine Konstantin als eisige Matrone), deren Sohn Alex (Claude Rains als treuherziger Schurke) von Alicia observiert wird, eröffnet der Regisseur überdies seine Galerie markanter Mutterfiguren.

R Alfred Hitchcock B Ben Hecht K Ted Tetzlaff M Roy Webb A Carroll Clark, Albert S. D’Agostino Ko Edith Head S Theron Warth P Alfred Hitchcock D Ingrid Bergman, Cary Grant, Claude Rains, Leopoldine Konstantin, Louis Calhern, Reinhold Schünzel | USA | 101 min | 1:1,37 | sw | 15. August 1946

# 1044 | 14. Februar 2017