8.3.51

Royal Wedding (Stanley Donen, 1951)

Königliche Hochzeit

»I wonder what I would be doing a month before my wedding.« – »Probably trying to find a way out of it.« Wegen des anhaltend großen Erfolges ihrer Broadway-Revue »Every Night at Seven« erhalten die Geschwister Tom und Ellen Bowen (Fred Astaire und Jane Powell) eine Einladung nach London, wo die Show anläßlich der bevorstehenden königlichen Hochzeit aufgeführt werden soll. Die Reise ins alte Europa bringt, wie in jeder besseren Hollywood-Komödie, allerlei romantische Verwicklungen mit sich: Ellen (in Gefühlsdingen zuvor eher flatterhaft) verliebt sich in einen veritablen englischen Lord (charmant-soigniert: Peter Lawford), Tom (emotional bislang in erster Linie mit der Arbeit verbunden) verliert sein Herz an eine Londoner Ballerina (attraktiv-reserviert: (Sir Winstons Tochter) Sarah Churchill). Mit seiner ersten eigenständigen Regiearbeit beweist Stanley Donen Stilbewußtsein und choreographische Orginalität, die insbesondere in Astaires Pas de deux mit einem mit einem Kleiderständer und in seinem spektakulären Tanz an Wänden und Decke eines (Grand-)Hotelzimmers zum Ausdruck kommt.

R Stanley Donen B Alan Jay Lerner K Robert H. Planck M Burton Lane A Cedric Gibbons, Jack Martin Smith S Albert Akst P Arthur Freed D Fred Astaire, Jane Powell, Peter Lawford, Sarah Churchill, Keenan Wynn | USA | 93 min | 1:1,37 | f | 8. März 1951

# 1153 | 10. März 2019

5.3.51

M (Joseph Losey, 1951)

M

»I can’t help myself.« Ein Kindermörder treibt sein Unwesen in einer Großstadt. Die Polizei tappt im Dunkeln. Verbrecher, durch planlose Razzien in ihren Geschäften gestört, jagen den Killer, stellen ihn, machen ihm den Prozeß. Joseph Losey repetiert Fritz Langs »M«, 20 Jahre später, in Los Angeles, als schäbig-stilbewußten Film noir. Wieder eine Metropole in Angst, wieder ein von Dämonen gehetzter Täter, wieder ratlose Ermittler, wieder ein Kartell von Gesetzlosen, das für Ordnung sorgen will. Die Paranoia der McCarthy-Ära klingt an, die Aushöhlung des Rechts, die Pervertierung der Justiz. Aber auch die herannahende Mediengesellschaft wirft ihre Schatten voraus: Der Bürgermeister sorgt sich angesichts der Serie von Bluttaten um sein Bild in der Öffentlichkeit, der kalte Herr der Unterwelt will die Ergreifung des Gesuchten zum Aufpolieren des eigenen Images in der Presse ausschlachten. Die Stimme der Menschlichkeit erhebt einzig der Anwalt des Syndikats, eine traurige Figur, die wohl nicht ohne Grund dem Alkohol verfallen ist. In seiner großen Schlußrede vor dem Tribunal der Kriminellen spricht der Kindermörder (David Wayne) weniger von seinem Getriebensein als von der Welt, durch die es ihn treibt, eine Welt in die Menschen (im eigentlichen Sinne: Männer) böse und grausam und niedrig geboren würden, eine Welt in der man verletzt und geschlagen, gepeitscht und gefoltert werden müsse, um gut zu sein, um zu verstehen, eine Welt, die zu häßlich, zu grausam für Kinder sei … Anders als Lang, der Berlin (mehr noch: das Wesen der Stadt) als grandiose Kinoarchitektur im Studio nachschöpfte, nutzen Losey und sein Kameramann Ernest Laszlo vor allem ausdrucksvolle Originalschauplätze: Ein schäbiger Vergnügungspark, das spukhaft-morbide viktorianische Viertel Bunker Hill, das Bradbury Building mit seinen surrealen Treppenläufen und Galerien lassen eine filmische Landschaft der Bedrohung und Zersetzung entstehen, eine bildstark-emotionale Melange von Realismus und Allegorie.

R Joseph Losey B Leo Katcher, Norman Reilly Raine, Waldo Salt V Fritz Lang, Thea von Harbou K Ernest Laszlo M Michel Michelet A Martin Obzina S Edward Mann P Seymour Nebenzal D David Wayne, Howard Da Silva, Martin Gabel, Luther Adler, Raymond Burr | USA | 88 min | 1:1,37 | sw | 5. März 1951