Menschen am Sonntag im Krieg oder 13 Stunden in Berlin. Flieger Bernd (Karl John) nutzt einen kurzen Fronturlaub, um eine alte Flamme zu besuchen, die, wie sich herausstellen wird, längst mit einem anderen verlobt ist. Aber da ist auch die spröde Rot-Kreuz-Schwester Gisela (Monika Burg), der Bernd auf dem Bahnhof Friedrichstraße begegnet, und die just an diesem Tag von der fürsorglichen Oberhelferin ›Mutti‹ (Käte Haack) zur Zwangserholung geschickt wird. Am Wannsee treffen sich die beiden wieder. Gisela mag den forschen Bernd, aber es dauert ein Weilchen, bis sie dieses Gefühl 1. sich eingestehen und 2. ihm zeigen kann. Volker von Collandes leichtgewichtige, süß verlogene Kriegsromanze will nichts vom Kriege, nichts von Angst und Schrecken wissen: »Zwei in einer großen Stadt, / die ein goldner Traum verzaubert hat, / sehen Kummer nicht und Leid, / seh’n nur ihre Seligkeit. / Und die Welt ist nicht mehr kalt und glatt.« Berlin wird wie eine Touristenbroschüre aufgeblättert, zeigt sich von der idyllischen Seite: Badespaß und Dampfertour, Droschenkenfahrt und Zoobesuch. Der friedselige (Heimat-)Film beschwört die provinzielle Gemütlichkeit einer Herz-und-Schnauze-Metropole, wo noch im dichtesten Verkehrsgewühle niemand verloren geht, wo sich alle Mißverständnisse in Wohlgefallen auflösen, wo aus Einzelgängern »Doppelgänger« werden. Stolz und Pflicht schweben wie Schäfchenwolken im Himmelsblau über den Dächern der Stadt – da fallen das Dreingeben ins Schicksal und der unvermeidliche Abschied schließlich nur noch halb so schwer.
R Volker von Collande B Volker von Collande, Ursula von Witzendorff K Carl Hoffmann M Willi Kollo A Karl Böhm S Walter von Bonhorst P Robert Wüllner D Monika Burg (= Claude Farell = Paulette von Suchan), Karl John, Marianne Simson, Volker von Collande, Käte Haack | D | 80 min | 1:1,37 | sw | 20. Januar 1942
19.1.42
Woman of the Year (George Stevens, 1942)
Die Frau, von der man spricht
»Women should be kept illiterate and clean, like canaries.« Selten brillierte eine Frauenfigur auf der Leinwand so scharfsinnig, so witzig, so selbstbewußt wie Tess Harding, kaum je sah ein weiblicher Star so modern, so exklusiv, so unwiderstehlich aus wie Katharine Hepburn als »Woman of the Year« … Unglaublich, daß (und vor allem: wie herablassend) die Komödie – von George Stevens mit aller Weltläufigkeit und dem ganzen visuellen Raffinement der MGM-Studios inszeniert – dieses role model deklassiert, demontiert, denunziert: Tess, berühmte politische Kolumnistin des ›New York Chronicle‹, trifft auf Sam Craig (Spencer Tracy), einen sympathischen, bodenständigen Sportreporter desselben Blattes. Es funkt – natürlich – sofort, es vibriert und knistert, es prasselt und lodert. (Die (intellektuelle und erotische) Chemie zwischen Hepburn und Tracy ist eines der magischen Phänomene der Kinogeschichte.) Die beiden heiraten – Hals über Kopf –, und schon in der Hochzeitsnacht geht es irgendwie schief (ein europäischer Staatsmann auf der Flucht sitzt unversehens im Ehebett); in der Folge (Tess arbeitet, schreibt, denkt – Skandal! – einfach weiter) macht Sam eine sensationelle Entdeckung: »The ›Outstanding Woman of the Year‹ isn’t a woman at all.« Tess lernt die männliche Lektion, geht nach Canossa (= in die Küche), bereitet Frühstück für den Gatten. Das heißt, sie versucht es. Denn selbstverständlich erweist sie sich als unfähig, einen Kaffee zu kochen, ein Toastbrot zu toasten, eine Waffel zu backen. Die Frau, vor deren geschliffenen Worten selbst Präsidenten zittern, kann keine Eier trennen. Eine Farce. Ein Trauerspiel.
R George Stevens B Ring Lardner Jr., Michael Kanin K Joseph Ruttenberg M Franz Waxman A Cedric Gibbons S Frank Sullivan P Joseph L. Mankiewicz D Katharine Hepburn, Spencer Tracy, Fay Bainter, Minor Watson, Dan Tobin | USA | 114 min | 1:1,37 | sw | 19. Januar 1942
»Women should be kept illiterate and clean, like canaries.« Selten brillierte eine Frauenfigur auf der Leinwand so scharfsinnig, so witzig, so selbstbewußt wie Tess Harding, kaum je sah ein weiblicher Star so modern, so exklusiv, so unwiderstehlich aus wie Katharine Hepburn als »Woman of the Year« … Unglaublich, daß (und vor allem: wie herablassend) die Komödie – von George Stevens mit aller Weltläufigkeit und dem ganzen visuellen Raffinement der MGM-Studios inszeniert – dieses role model deklassiert, demontiert, denunziert: Tess, berühmte politische Kolumnistin des ›New York Chronicle‹, trifft auf Sam Craig (Spencer Tracy), einen sympathischen, bodenständigen Sportreporter desselben Blattes. Es funkt – natürlich – sofort, es vibriert und knistert, es prasselt und lodert. (Die (intellektuelle und erotische) Chemie zwischen Hepburn und Tracy ist eines der magischen Phänomene der Kinogeschichte.) Die beiden heiraten – Hals über Kopf –, und schon in der Hochzeitsnacht geht es irgendwie schief (ein europäischer Staatsmann auf der Flucht sitzt unversehens im Ehebett); in der Folge (Tess arbeitet, schreibt, denkt – Skandal! – einfach weiter) macht Sam eine sensationelle Entdeckung: »The ›Outstanding Woman of the Year‹ isn’t a woman at all.« Tess lernt die männliche Lektion, geht nach Canossa (= in die Küche), bereitet Frühstück für den Gatten. Das heißt, sie versucht es. Denn selbstverständlich erweist sie sich als unfähig, einen Kaffee zu kochen, ein Toastbrot zu toasten, eine Waffel zu backen. Die Frau, vor deren geschliffenen Worten selbst Präsidenten zittern, kann keine Eier trennen. Eine Farce. Ein Trauerspiel.
R George Stevens B Ring Lardner Jr., Michael Kanin K Joseph Ruttenberg M Franz Waxman A Cedric Gibbons S Frank Sullivan P Joseph L. Mankiewicz D Katharine Hepburn, Spencer Tracy, Fay Bainter, Minor Watson, Dan Tobin | USA | 114 min | 1:1,37 | sw | 19. Januar 1942
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