5.12.67

Billion Dollar Brain (Ken Russell, 1967)

Das Milliarden-Dollar-Gehirn

»Billion Dollar Brain« setzt den absurden Schlußpunkt unter die Harry-Palmer-Trilogie und funktioniert dabei in gewisser Weise als Kommentar auf die ins Kraut schießenden Bond-Phantasien der Ära (wozu auch der schicke Maurice-Binder-Titel paßt): Palmer (einmal mehr einmalig: Michael Caine) wird (von unbekannter Seite) mit dem Transport einiger mysteriöser Hühnereier von London nach Helsinki betraut und so in die Pläne des fanatisch-antikommunistisch-texanischen Ölmilliardärs General Midwinter (durchgeknallt: Ed Begley) verwickelt, der fest von der Verseuchung der amerikanischen Ostküste durch die Roten überzeugt ist und im Rahmen seines ganz persönlichen »Kreuzzugs für die Freiheit« mit Privattruppen in die Sowjetunion einzumarschieren gedenkt … Mit von der Partie: Karl Malden (als zwielichtig-eigennütziger Büttel des Bösen) Oskar Homolka (als gutmütig-gefährlicher russischer Bär) und die absolut wundervolle Françoise Dorléac (als lasziv-letale Doppelagentin). Ken »third-rate cliché« Russell dreht inszenatorisch irgendwann völlig ab (besser gesagt: auf), um sich in poppigen Riefenstahl- und Eisenstein-Parodien zu ergehen – die überspannte Spionage-Groteske verwandelt die genrepersiflierenden Elemente in pure Subversion, brilliert als entlarvender Zerrspiegel zeithistorischer Realitäten, als opulentes Politmärchen aus dem Winter unseres (Miß-)Vergnügens.

R Ken Russell B John McGrath V Len Deighton K Billy Williams M Richard Rodney Bennett A Syd Cain S Alan Osbiston P Harry Saltzman D Michael Caine, Karl Malden, Ed Begley, Oskar Homolka, Françoise Dorléac | UK | 111 min | 1:2,35 | f | 5. Dezember 1967

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