29.1.64

Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb (Stanley Kubrick, 1964)

Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben

»You can't fight in here! This is the War Room!« Zwei Weltmächte mit der Fähigkeit die Welt, über die sie Macht ausüben, jederzeit zu atomisieren; an der Spitze jeweils ein älterer Herr, den nervösen Finger am roten Knopf. Stanley Kub­ricks Doomsday-Farce faßt den systemischen Irrsinn des Kalten Krieges (»War is too important to be left to politicians.«) trefflich zusammen: Infiltration und Indoktrination, Subversion und aufwallende Körpersäfte, die Erde als operatives Planungsfeld, Städte als Koordinaten potentieller Angriffe. Verrückte Militärs, besoffene Generalsekretäre, wohlmeinende Präsidenten, mannhafte Bomberpiloten, draufgängerische Berater, kühl kalkulierende (Spiel-)Theoretiker – Jack D. Ripper, Dimitri Kissoff, Merkin Muffley, T. J. Kong, Buck Turgidson, Dr. Strangelove (»What kind of a name is that? That ain't no Kraut name is it?« – »He changed it when he became a citizen. Used to be Merkwürdigliebe.«) –, sie alle wollen nur das (für sich) Beste, und ihnen allen tut es am Ende ganz schrecklich leid (oder auch nicht). »Die Welt ist eine Komödie für die, die denken, eine Tragödie für die, die fühlen«, sagte ein englischer Homme de lettres und Politiker (der nebenbei die Gothic fiction begründete). Kubrick denkt. Denkt das Undenkbare: »Sir! I have a plan! … Mein Führer! I can walk!« Trost bleibt dennoch: »We'll meet again, don't know where, don't know when. / But I'm sure we'll meet again some sunny day.«

R Stanley Kubrick B Stanley Kubrick, Terry Southern, Peter Bryant V Peter Bryant K Gilbert Taylor M Laurie Johnson A Ken Adam S Anthony Harvey P Stanley Kubrick D Peter Sellers, George C. Scott, Slim Pickens, Sterling Hayden, Peter Bull | USA & UK | 95 min | 1:1,66 | sw | 29. Januar 1964

# 772 | 16. September 2013