Ein unbekannter Planet nähert sich der Erde. Professor Eliot begibt sich mit seinem Assistenten auf eine abgelegene schottische Insel, wo der geringste Abstand des vorbeifliegenden Himmelskörpers zur Erdoberfläche erwartet wird; mit von der Partie sind die patente Tochter des Professors und ein taffer amerikanischer Reporter. In der kargen, einsamen Moorlandschaft wird zunächst eine rätselhafte Sonde aus einer fremdartigen Metallegierung (x-fach leichter und härter als Stahl) entdeckt, dann ein Raumfahrzeug extraterrestrischer Provenienz … Ob die gespenstige Kreatur, die dem Flugobjekt entsteigt, in friedlicher oder feindlicher Absicht gekommen ist, bleibt zunächst rätselhaft. Das blicklose Gesicht des kindlich-greisenhaften Wesens, halb Jawlensky-Kopf, halb afrikanische Maske, läßt keine mimische Regung erkennen, wird dabei zum Spiegel widerstreitender menschlicher Interessen zwischen wissenschaftlicher Aufklärung und wirtschaftlicher Ausbeutung der kosmischen Geheimnisse – bis sich mit der (traurigen) Geschichte des Planeten X auch die Pläne des außerirdischen Besuchers enthüllen … Edgar G. Ulmer läßt zeittypische Themen wie Gedankenkontrolle, Invasionsangst und die drohende (Selbst-)Auslöschung der Zivilisation anklingen, spielt in seiner bescheiden märchenhaften B-Inszenierung effektvoll mit elektronischen Tönen und puppentheatralen Miniaturmodellen, formt aus tiefen Schatten, dichtem Nebel und schimmernden Lichtern (Kamera: John L. Russell) surreal-poetische Momente voller Ambivalenz und (trivialen) Zaubers.
R Edgar G. Ulmer B Aubrey Wisberg, Jack Pollexfen K John L. Russell M Charles Koff A Angelo Scibetta, Byron Vreeland S Fred R. Feitshans Jr. P Aubrey Wisberg, Jack Pollexfen D Robert Clarke, Margaret Field, Raymond Bond, William Schallert, Roy Engel | USA | 70 min | 1:1,37 | sw | 27. April 1951
# 779 | 13. Oktober 2013
27.4.51
6.4.51
Édouard et Caroline (Jacques Becker, 1951)
Edouard und Caroline
Szenen einer Ehe zwischen Abenddämmerung und Morgengrauen. Er: ein netter Junge aus einfachen Verhältnissen, stolz, sensibel und etwas zu hitzköpfig. Sie: ein hübsches Mädchen aus besserer Familie, kapriziös, empfindlich und ein bißchen zu aufbrausend. Beide: aufgeweckt, eigensinnig und etwas zu dünnhäutig. Sie lieben sich, sie balgen sich, sie küssen sich, sie treten sich in den Hintern – fragiles Gleichgewicht der Gefühle … Eigentlich soll Édouard (Daniel Gélin), der begabte Pianist, nur ein Hauskonzert beim snobistischen Onkel von Caroline (Anne Vernon) geben. Aber dann: eine weggeworfene Smokingweste, ein abgeschnittenes Abendkleid, eine Ohrfeige im Affekt. Die Katastrophe ist da. Die Liebe ist aus. Scheidung liegt in der Luft. Und natürlich haben es alle schon immer gewußt: So eine Verbindung kann ja nicht gut gehen … Jacques Becker, der Meister der zielstrebigen Abschweifung, bäckt ein filmisches Soufflé aus dem, was sich im Zwischenraum der Gegensätze findet, aus den Widersprüchen von Zuneigung und Streit, Geld und Kunst, Arm und Reich, Verstand und Empfindung, Bohème und Gesellschaft, Erwartung und Enttäuschung, studio und bel étage, Spiel und Ernst, Paar und Parallele. »Édouard et Caroline« liegt in der Schnittmenge von Oberflächlichkeit und Tiefgang: lockeres Charakterstück, zärtliche Sittensatire, romantisches Screwball-Nocturne. PS: Die Liebe kehrt zurück – unzerstörbar (bis zur nächsten Scheidung).
R Jacques Becker B Jacques Becker, Annette Wademant K Robert Lefebvre M Jean-Jacques Grünenwald A Jacques Colombier S Marguerite Renoir P Raymond Borderie D Daniel Gélin, Anne Vernon, Elina Labourdette, Jean Galland, Jacques François | F | 88 min | 1:1,37 | sw | 6. April 1951
# 814 | 12. Dezember 2013
Szenen einer Ehe zwischen Abenddämmerung und Morgengrauen. Er: ein netter Junge aus einfachen Verhältnissen, stolz, sensibel und etwas zu hitzköpfig. Sie: ein hübsches Mädchen aus besserer Familie, kapriziös, empfindlich und ein bißchen zu aufbrausend. Beide: aufgeweckt, eigensinnig und etwas zu dünnhäutig. Sie lieben sich, sie balgen sich, sie küssen sich, sie treten sich in den Hintern – fragiles Gleichgewicht der Gefühle … Eigentlich soll Édouard (Daniel Gélin), der begabte Pianist, nur ein Hauskonzert beim snobistischen Onkel von Caroline (Anne Vernon) geben. Aber dann: eine weggeworfene Smokingweste, ein abgeschnittenes Abendkleid, eine Ohrfeige im Affekt. Die Katastrophe ist da. Die Liebe ist aus. Scheidung liegt in der Luft. Und natürlich haben es alle schon immer gewußt: So eine Verbindung kann ja nicht gut gehen … Jacques Becker, der Meister der zielstrebigen Abschweifung, bäckt ein filmisches Soufflé aus dem, was sich im Zwischenraum der Gegensätze findet, aus den Widersprüchen von Zuneigung und Streit, Geld und Kunst, Arm und Reich, Verstand und Empfindung, Bohème und Gesellschaft, Erwartung und Enttäuschung, studio und bel étage, Spiel und Ernst, Paar und Parallele. »Édouard et Caroline« liegt in der Schnittmenge von Oberflächlichkeit und Tiefgang: lockeres Charakterstück, zärtliche Sittensatire, romantisches Screwball-Nocturne. PS: Die Liebe kehrt zurück – unzerstörbar (bis zur nächsten Scheidung).
R Jacques Becker B Jacques Becker, Annette Wademant K Robert Lefebvre M Jean-Jacques Grünenwald A Jacques Colombier S Marguerite Renoir P Raymond Borderie D Daniel Gélin, Anne Vernon, Elina Labourdette, Jean Galland, Jacques François | F | 88 min | 1:1,37 | sw | 6. April 1951
# 814 | 12. Dezember 2013
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Romanze,
Wademant
5.4.51
Father's Little Dividend (Vincente Minnelli, 1951)
Ein Geschenk des Himmels
Vater wird Großvater. Vincente Minnellis Fortsetzung von »Father of the Bride« schlägt abermals reichlich Kapital aus Spencer Tracys fotogener Fähigkeit, wie ein kritischer alter Kater aus der familiären Wäsche zu gucken. Liz Taylor (als schwangere Tochter) und Joan Bennett (als werdende Großmutter) sehen gut aus und liefern dem Herrn der (Film-) Schöpfung artig die Stichworte. Der Blick auf den gutbürgerlichen Suburbia-Lifestyle scheint in »Father’s Little Dividend« eine Spur kantiger, satirischer – was daran liegen mag, daß die meisten Szenen bei Nacht spielen und von Kameramann John Alton in virtuoses B-Picture-Helldunkel getaucht werden.
R Vincente Minnelli B Frances Goodrich, Albert Hackett K John Alton M Albert Sendrey A Cedric Gibbons, Leonid Vasian S Ferris Webster P Pandro S. Berman D Spencer Tracy, Joan Bennett, Elizabeth Taylor, Don Taylor, Russ Tamblyn | USA | 82 min | 1:1,37 | sw | 5. April 1951
Vater wird Großvater. Vincente Minnellis Fortsetzung von »Father of the Bride« schlägt abermals reichlich Kapital aus Spencer Tracys fotogener Fähigkeit, wie ein kritischer alter Kater aus der familiären Wäsche zu gucken. Liz Taylor (als schwangere Tochter) und Joan Bennett (als werdende Großmutter) sehen gut aus und liefern dem Herrn der (Film-) Schöpfung artig die Stichworte. Der Blick auf den gutbürgerlichen Suburbia-Lifestyle scheint in »Father’s Little Dividend« eine Spur kantiger, satirischer – was daran liegen mag, daß die meisten Szenen bei Nacht spielen und von Kameramann John Alton in virtuoses B-Picture-Helldunkel getaucht werden.
R Vincente Minnelli B Frances Goodrich, Albert Hackett K John Alton M Albert Sendrey A Cedric Gibbons, Leonid Vasian S Ferris Webster P Pandro S. Berman D Spencer Tracy, Joan Bennett, Elizabeth Taylor, Don Taylor, Russ Tamblyn | USA | 82 min | 1:1,37 | sw | 5. April 1951
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4.4.51
The Tales of Hoffmann (Michael Powell & Emeric Pressburger, 1951)
Hoffmanns Erzählungen
»Look and you will see all you want to see.« In gewisser Hinsicht erscheint »The Tales of Hoffmann« als konsequente Weiterentwicklung der legendären Ballettsequenz aus »The Red Shoes«: Kino als magische Licht- und Farborgel. Wie die Adaption des Andersen-Märchens widmet sich auch die Leinwandfassung der Oper von Jacques Offenbach (die ihrerseits Texte und Figuren des Erzählers E. T. A. Hoffmann verarbeitet) der Relation von Kunst und Leben: Der Dichter Hoffmann berichtet drei Episoden aus seiner Biographie, dramatische Geschichten unglücklicher Lieben, die er im Akt des Erzählens nachschöpft und so in vollendete Kunsterlebnisse verwandelt (was ihn freilich nicht glücklicher macht) … Powell und Pressburger gelingt es, Offenbachs musikalisch-atmosphärische Spannbreite zwischen exzentrischer Komik, barcarolesker Rührung und forcierter Tragik überzeugend (und attraktiv) umzusetzen – in der geschlossenen Welt des Studios, im phantasmagorisch-dekorativem Woauchimmer von Hein Heckroths illustrativ-stilisierten Kulissen (Nürnberg: Spitztürmchen und Butzenscheiben; Paris: Salons und Treppenläufe; Venedig: Wasserspiegelungen und Gondeln; Griechenland: Säulen und Zypressen) schaffen sie eine hochsynthetische kulturelle (= deutsch-französisch-britische) Melange aus Romantik, Belle Époque und Camp avant la lettre. PS: »I’ve eyes alive and eyes a-blazing. / Try out my eyes.«
R Michael Powell, Emeric Pressburger B Michael Powell, Emeric Pressburger, Dennis Arundell V Jules Barbier, E. T. A. Hoffmann K Christopher Challis M Jacques Offenbach A Hein Heckroth S Reginald Mills P Michael Powell, Emeric Pressburger D Robert Rounseville, Moira Shearer, Robert Helpmann, Léonide Massine, Ludmilla Tchérina | UK | 128 min | 1:1,37 | f | 4. April 1951
»Look and you will see all you want to see.« In gewisser Hinsicht erscheint »The Tales of Hoffmann« als konsequente Weiterentwicklung der legendären Ballettsequenz aus »The Red Shoes«: Kino als magische Licht- und Farborgel. Wie die Adaption des Andersen-Märchens widmet sich auch die Leinwandfassung der Oper von Jacques Offenbach (die ihrerseits Texte und Figuren des Erzählers E. T. A. Hoffmann verarbeitet) der Relation von Kunst und Leben: Der Dichter Hoffmann berichtet drei Episoden aus seiner Biographie, dramatische Geschichten unglücklicher Lieben, die er im Akt des Erzählens nachschöpft und so in vollendete Kunsterlebnisse verwandelt (was ihn freilich nicht glücklicher macht) … Powell und Pressburger gelingt es, Offenbachs musikalisch-atmosphärische Spannbreite zwischen exzentrischer Komik, barcarolesker Rührung und forcierter Tragik überzeugend (und attraktiv) umzusetzen – in der geschlossenen Welt des Studios, im phantasmagorisch-dekorativem Woauchimmer von Hein Heckroths illustrativ-stilisierten Kulissen (Nürnberg: Spitztürmchen und Butzenscheiben; Paris: Salons und Treppenläufe; Venedig: Wasserspiegelungen und Gondeln; Griechenland: Säulen und Zypressen) schaffen sie eine hochsynthetische kulturelle (= deutsch-französisch-britische) Melange aus Romantik, Belle Époque und Camp avant la lettre. PS: »I’ve eyes alive and eyes a-blazing. / Try out my eyes.«
R Michael Powell, Emeric Pressburger B Michael Powell, Emeric Pressburger, Dennis Arundell V Jules Barbier, E. T. A. Hoffmann K Christopher Challis M Jacques Offenbach A Hein Heckroth S Reginald Mills P Michael Powell, Emeric Pressburger D Robert Rounseville, Moira Shearer, Robert Helpmann, Léonide Massine, Ludmilla Tchérina | UK | 128 min | 1:1,37 | f | 4. April 1951
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Michael Powell,
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Nürnberg,
Oper,
Paris,
Phantastik,
Pressburger,
Romanze,
Schriftsteller,
Tanz,
Venedig
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