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29.6.79

Bloodline (Terence Young, 1979)

Blutspur

Nach dem Mord an ihrem Vater sieht sich die Erbin eines Schweizer Pharmakonzerns tödlichen Nachstellungen aus der geldgeilen Verwandtschaft ausgesetzt; alle sind verdächtig, denn jeder hat triftigen Grund, das traditionsreiche Familienunternehmen an der Börse in Cash zu verwandeln … Die Panik in den Augen von Audrey Hepburn ist vermutlich nicht der Höllenangst der von ihr gespielten Elizabeth Roffe geschuldet sondern dem blanken Entsetzen über das hirnverbrannte Unterfangen, auf das sie sich eingelassen hat, als sie die (Haupt-)Rolle in diesem Film annahm. »Bloodline«, eine konfuse amerikanisch-bundesdeutsche Coproduktion mit apathischem All-Star-Cast, geht bei aller handwerklichen Stümperhaftigkeit und erzählerischen Idiotie leider nicht als guilty pleasure durch: Auch wenn Gert Fröbe als Kommissar neckische Zwiesprache mit einem Ermittlungscomputer hält oder, in einer völlig unerklärlichen Parallelhandlung, ein Frauenkiller seine Taten snuff-cinéastisch auswertet, versandet in diesem Fall das heimliche Vergnügen, das manch andere filmische Entartung mit sich bringt, in hochgestochener Langeweile und in der Erschütterung, Profis wie Terence Young, Ennio Morricone, Freddie Young und Schauspiellegenden wie Romy Schneider, James Mason, Maurice Ronet so tief sinken zu sehen.

R Terence Young B Laird Koenig V Sidney Sheldon K Freddie Young M Ennio Morricone A Ted Haworth S Bud Molin P Sidney Beckermann, David V. Picker D Audrey Hepburn, Ben Gazarra, James Mason, Omar Sharif, Gert Fröbe | USA & BRD | 116 min | 1:1,66 | f | 29. Juni 1979

27.4.67

Two for the Road (Stanley Donen, 1967)

Zwei auf gleichem Weg 

Joanna: »They don't look very happy.« Mark: »Why should they? They just got married.« … Szenen einer Ehe – vor zwölf Jahren haben sie sich kennengelernt, rein zufällig; zwölf Jahre später kennen sie sich, durch und durch. »Two for the Road« erzählt die Geschichte einer Zweisamkeit, in fünf paralellgeführten (Sommerreise-)Kapiteln: die zufällige Begegnung, das rauschende Verknalltsein, die ganz große Liebe, das Versprechen auf ewige Treue, die erste Enttäuschung, die sich einschleichende Gewohnheit, die unvermeidliche Ernüchterung, die schmerzhafte Erkenntnis, nicht miteinander, nicht ohne einander sein zu können. Stanley Donen (Regie) und Frederic Raphael (Drehbuch) interpretieren Partnerschaft als abwechslungsreiche Fahrt, als ermüdenden Weg, als bewußtseinserweiternden Trip, als kurvige Straße ohne bekanntes Ziel, als immerwährendes Unterwegs. Joanna (Audrey Hepburn) und Mark (Albert Finney) begegnen sich, kommen sich näher, entfernen sich, finden zusammen, werden einander umso fremder, je besser sie sich gegenseitig verstehen. Die Ehe: ein Bund, ein Joch, ein Band, ein Bruch. Eine Beziehung: unendlicher Spaß und abgrundtiefer Frust, berechneter Kurs und zufällige Drift, tränenreiche Komödie und saukomisches Trauerspiel. Happy ending nicht ausgeschlossen … Mark: »Bitch!« Joanna: »Bastard!«

R Stanley Donen B Frederic Raphael K Christopher Challis M Henry Mancini A Willy Holt S Madeleine Gug, Richard Marden P Stanley Donen D Audrey Hepburn, Albert Finney, Eleanor Bron, William Daniels, Claude Dauphin | UK | 111 min | 1:2,35 | f | 27. April 1967

# 835 | 16. Februar 2014

13.7.66

How to Steal a Million (William Wyler, 1966)

Wie klaut man eine Million?

Der Pariser Kunstsammler Charles Bonnet (Hugh Griffith) nennt eine exquisite Kollektion sein eigen – außerdem betätigt er sich, ebenso leidenschaftlich wie befähigt, als Fälscher. Die Ausleihe einer (natürlich nachgemachten) Cellini-Venus an ein Museum bringt Bonnet unversehens in arge Bedrängnis: die Versicherung verlangt eine Echtheitsprüfung des Exponats. »We live in a crass, commercial world, with no faith or trust«, ereifert sich der Leihgeber, indes seine Tochter Nicole (ewig elfenhaft: Audrey Hepburn) einen von ihr überraschten Gentleman-Einbrecher (weltmännisch: Peter O’Toole) dazu überreden kann, die Statue aus dem schwergesicherten Ausstellungsraum zu entwenden ... William Wylers charmante, bisweilen etwas gemächlich inszenierte romantische Diebeskomödie erzählt mit leiser Ironie von den Freuden des Fälschens (»In his whole lifetime, van Gogh only sold one painting. Whereas I, in loving memory of his great tragic genius ... have already sold two.«), vor allem aber vom Wahnsinn des Sammelns. Das Prinzip des unbedingten Habenwollens verkörpert ein von Eli Wallach gespielter amerikanischer Tycoon, der sich (zum Nutzen aller Beteiligten) rettungslos in die von Meisterhand gefertigte Venus verliebt: »I want it! I just want to know that it's mine, that I own it, that I can touch it.«

R William Wyler B Harry Kurnitz, George Bradshaw K Charles Lang M Johnny (= John) Williams A Alexandre Trauner S Robert Swink P Fred Kohlmar D Audrey Hepburn, Peter O’Toole, Eli Wallach, Hugh Griffith, Charles Boyer | USA | 123 min | 1:2,35 | f | 13. Juli 1966

# 1041 | 9. Januar 2017

21.10.64

My Fair Lady (George Cukor, 1964)

My Fair Lady

Die Tatsache, daß an George Cukor kein großer Musicalregisseur verlorengegangen ist, wird durch ein fideles Ensemble, durch die unausrottbaren Ohrwürmer von Lerner und Loewe, vor allem aber durch Gene Allens künstlich-elegante Bauten und Cecil Beatons parodistisch-exaltiertes Kostümbild halbwegs kaschiert. Die soziale Veredelung des Cockney-Blumenmädchens Eliza (»I'm a good girl, I am!« – Audrey Hepburn) durch den arrogant-eigenbrötlerischen Stimmbildner Professor Higgins (»Why can't a woman be more like a man?« – Rex Harrison) entbehrt jeder gesellschaftssatirischen Schärfe, stattdessen wirft sich »My Fair Lady« ganz auf das gemächliche Herzeigen nostalgischer production values und die Entwicklung einer eher unglaubwürdigen love story. Höhepunkte des Film sind – neben den visuell imposanten Tableaus der Ascot Gavotte – die Auftritte von Elizas Vater, des Müllkutschers Alfred P. Doolittle (Stanley Holloway), eines immer leicht angetüterten Rinnstein-Philosophen mit gesundem Vorbehalt gegen jede Form von middle-class morality, der das überlange Geschehen (leider zu selten) mit flotten Weisheiten aufmischt: »The Lord above made man to help his neighbor – but / With a little bit of luck, with a little bit of luck / When he comes around you won't be home!«

R George Cukor B Alan Jay Lerner V George Bernard Shaw K Harry Stradling M Frederick Loewe A Gene Allen, Cecil Beaton S William H. Ziegler P Jack L. Warner D Audrey Hepburn, Rex Harrison, Stanley Holloway, Wilfrid Hyde-White, Gladys Cooper | USA | 170 min | 1:2,35 | f | 21. Oktober 1964

8.4.64

Paris – When It Sizzles (Richard Quine, 1964)

Zusammen in Paris

»It’s an action, suspense, romantic melodrama with lots of comedy, of course. And deep down underneath, a substrata of social comment.« In jenem glücklichen Paralleluniversum, wo die Filmproduzenten auf ihren Kostümfesten als Kaiser Nero auftreten, sehen die Drehbuchautoren aus wie Doubles von William Holden, schütten während ihrer »Arbeit« gallonenweise teure Spirituosen in sich hinein und leben nicht schlecht von der frechen Behauptung, schreiben zu können. Tippfräulein mit dem gefälligen Äußeren einer Audrey Hepburn bringen den stilvollen Unfug, der den vernebelten Hirnen der überbezahlten Szenaristen entspringt, übers Wochenende zu Papier – und anschließend wird der ganze Quatsch an den schönsten Orten dieser besseren Welt fröhlich auf Zelluloid gebannt. Die Hauptrollen solch angenehm nutzloser Werke spielen sympathische Säufer wie (richtig geraten!) William Holden und ewige Mädchen wie (wer sonst?) Audrey Hepburn; gut gelaunte Knallchargen wie Noël Coward und Tony Curtis tragen das ihre zum Gelingen solcher Unternehmungen bei, und Legenden wie Marlene Dietrich sind sich nicht zu schade, völlig grundlos durchs Bild zu stöckeln, solange man ihnen genug Geld hinterherwirft… »Paris – When It Sizzles« (ein Remake von Julien Duviviers flotter 14-juillet-Komödie »La fête à Henriette«) ist so ein blödsinniger Film – mit der Besonderheit vielleicht, daß er den Blödsinn nicht einfach abspult, sondern gleichzeitig selbstironisch und leichtherzig kommentiert.

R Richard Quine B George Axelrod K Charles Lang M Nelson Riddle A Jean d'Eaubonne S Archie Marshek P Richard Quine, George Axelrod D William Holden, Audrey Hepburn, Grégoire Aslan, Noël Coward, Tony Curtis, Marlene Dietrich | USA | 110 min | 1:1,85 | f | 8. April 1964

5.12.63

Charade (Stanley Donen, 1963)

Charade

»Why do people have to tell lies?« Parodistisch-romantische Thrillerkomödie in der Tradition von »North by Northwest«, voller falscher Fährten (Drehbuch: Peter Stone und Marc Behm), stilvoller Roben (Kostüme: Hubert de Givenchy) und exquisiter Bilder (Kamera: Charles Lang). Reggie Lampert (fashionable: Audrey Hepburn), eine in Paris lebende Amerikanerin, deren Mann kürzlich ermordet wurde, sieht sich den gemeinen Nachstellungen einer Reihe von pittoresk-sinistren Gestalten (James Coburn, George Kennedy, Ned Glass) ausgesetzt, die hinter dem angeblich vorhandenen nachgelassenen Geld (250.000 $) des Verblichenen her sind. Cary Grant wechselt als ebenso charmanter wie schleierhafter Gentleman im Laufe des komplexen Geschehens mehrmals den Namen (Peter Joshua – Alexander Dyle – Adam Canfield – Brian Cruikshank) und die Seiten, während Walter Matthaus einprägsame Performance zwischen beamtenhafter Jovialität und kalter Wut schillert. Stanley Donen – herausragender Choreograph und Musical-Regisseur des klassischen Hollywood – beweist ein einzigartiges Gefühl für den Zauber des Drehortes (selten sah die französische Hauptstadt so verführerisch gut, so märchenhaft pariserisch aus), für die spezifischen Qualitäten der Darsteller, vor allem aber für Rhythmus und Timing der Erzählung. »Charade« ist nicht nur eine Hitchcock-Hommage von tänzerischer Leichtigkeit, sondern einer der elegantesten Filme ever made. »Do you know what's wrong with you?« – »No, what?« – »Nothing!«

R Stanley Donen B Peter Stone, Marc Behm K Charles Lang M Henry Mancini A Jean d’Eaubonne S Jim Clark P Stanley Donen D Cary Grant, Audrey Hepburn, Walter Matthau, James Coburn, George Kennedy | USA | 113 min | 1:1,85 | f | 5. Dezember 1963

5.10.61

Breakfast at Tiffany's (Blake Edwards, 1961)

Frühstück bei Tiffany

»Two drifters off to see the world …« »Breakfast at Tiffany’s« mag eine mißglückte Literaturadaption sein (Blake Edwards und George Axelrod verschieben Truman Capotes schwebend-nostalgischen Kurzroman in eine faktisch-präzise Gegenwart, ersetzen sehnsüchtig-mokantes Erinnern durch smart-distanzierte Beobachtung) – und ist dennoch ein außerordentlicher Film, eine geschliffen-funkelnde, jazzig-vibrierende Darstellung des Lebens im real-existierenden Kapitalismus. Es geht, seien wir ehrlich, um Prostitution (wenn auch auf hohem Niveau), um eine in Givenchy-Roben gehüllte Nutte (»Any gentleman with the slightest chic will give a girl a fifty-dollar bill for the powder room.«) und um einen literarischen Stricher (»I'm a writer, W-R-I-T-E-R.«), beide radical chic und very sophisticated, modische Maskenträger und attraktive Identitätsflüchtlinge in einer (falsch-)goldenen Welt der dream maker und heart breaker, (Möchtegern-)Freigeister auf der Suche nach sich selbst – und einem anderen, zu dem sie (vielleicht) gehören. Audrey Hepburn, in der Rolle der Holly Golightly ideal fehlbesetzt, und George Peppard als Paul (»Fred-baby«) V-A-R-J-A-K finden (anders als bei Capote) in einem komplizierten Prozeß der Emanzipation auf den umwegigen, verregneten Nebenstraßen des Lebens heraus aus der aufgedrängten Pseudonymität, aus den selbstgebauten Käfigen, hin zum eigenen Ich, zum ersehnten Wir – und schließlich zu einer (bald wohl nicht mehr namenlosen) Katze. Ihre abgrundtief-oberflächliche love story kommt als scharfzüngig-traurige Sittenkomödie daher, urban und sentimental, trist und exzentrisch – ein perfektes Werk voller Brüche. D-E-R Großstadtfilm. D-I-E »moderne« Romanze. D-A-S (zumindest: E-I-N) Glanzstück des Post-War- und Pre-New-Hollywood: »People do belong to each other, because that's the only chance anybody's got for real happiness.«

R Blake Edwards B George Axelrod V Truman Capote K Franz Planer M Henry Mancini A Roland Anderson, Hal Pereira S Howard A. Smith P Martin Jurow, Richard Shepherd D Audrey Hepburn, George Peppard, Patricia Neal, Martin Balsam, José Luis de Vilallonga | USA | 115 min | 1:1,85 | f | 5. Oktober 1961

18.6.59

The Nun’s Story (Fred Zinnemann, 1959)

Geschichte einer Nonne

»There is no resting place. Ever.« Brügge, Anfang der 1920er Jahre: Gabrielle van der Mal (Audrey Hepburn), Tochter eines namhaften Arztes, entscheidet sich für das Leben als Nonne, bewegt von der (nicht allzu) stillen Hoffnung, ihr Orden möge sie als Krankenschwester in den Kongo entsenden. Gabrielles angeborener Eigensinn bringt sie vom ersten Tag an immer wieder in Konflikt mit dem strengen Reglement der klösterlichen Gemeinschaft, das Demut und Gehorsam bis hin zur Aufgabe der individuellen Persönlichkeit verlangt. Fred Zinnemann erzählt die Geschichte der Nonne als unsentimentales Gewissensdrama in rigidem Schwarz-Weiß-Grau (Ausstattung: Alexandre Trauner), das vorübergehend durch die vitale Farbigkeit der Tropen befreiend aufgerissen wird, als Abfolge von Prüfungen, deren tieferer (oder höherer) Sinn letzten Endes rätselhaft bleibt. So ist Schwester Lukas’ schließliche Entscheidung, den eigenen Weg zu gehen – insbesondere nach der Begegnung mit dem ausgesprochen diesseitigen Dr. Fortunati (Peter Finch), der ihre religiöse Bestimmung mitmenschlich-kritisch hinterfragt –, nicht als Scheitern zu begreifen, sondern als mutige Behauptung von Souveränität: »Dear Lord, forgive me, I cannot obey anymore. What I do from now on is between You and me alone.«

R Fred Zinnemann B Robert Anderson V Kathryn Hulme K Franz Planer M Franz Waxman A Alexandre Trauner S Walter Thompson P Henry Blanke D Audrey Hepburn, Peter Finch, Edith Evans, Peggy Ashcroft, Dean Jagger | USA | 149 min | 1:1,78 | f | 18. Juni 1959

# 1102 | 2. März 2018

30.6.57

Love in the Afternoon (Billy Wilder, 1957)

Ariane – Liebe am Nachmittag

»How would Lubitsch do it?« Kaum je ist Billy Wilder einer befriedigenden Antwort auf diese Frage nähergekommen als mit »Love in the Afternoon«, seiner märchenhaft-ironischen Pariser Romanze um Ariane Chavasse (Audrey Hepburn), die erblühende Tochter eines cleveren Privatdetektivs (Maurice Chevalier), die sich in das abenteuerliche Dossier des notorischen Frauenhelden Frank Flanagan (Gary Cooper) verliebt, denselben zunächst vor den Nachstellungen eines gehörnten Ehemannes schützt und sodann unter Vorspiegelung eigener einschlägiger Erfahrungen ihrerseits zu verführen trachtet … Wilder umschifft nonchalant erzählerische Eindeutigkeiten, spielt filmisch gleichsam über Bande, indem er einfallsreich mit Symbolen und Metaphern, Andeutungen und Zwischentönen arbeitet (Glanzpunkte bilden hierbei die wiederholten, zwischen »Hot Paprika« und »Fascination« changierenden, Auftritte einer Zigeunerkapelle), um den gereiften Playboy, dessen Liebesleben eine endlose Folge von Begegnungen zwischen den Flügen, zwischen den Zügen, zwischen den Akten darstellt, und das schwärmerische »thin girl« peu à peu zueinanderfinden zu lassen. Dadurch ist es auch zu verschmerzen, daß hin und wieder die scharfen Falten im Gesicht des bejahrten Hauptdarstellers den Zauber der graziösen Lovestory zerschneiden.

R Billy Wilder B Billy Wilder, I. A. L. Diamond V Claude Anet K William Mellor M Franz Waxman A Alexandre Trauner S Léonide Azar P Billy Wilder D Gary Cooper, Audrey Hepburn, Maurice Chevalier, John McGiver, Van Doude | USA | 130 min | 1:1,85 | sw | 30. Juni 1957

13.2.57

Funny Face (Stanley Donen, 1957)

Ein süßer Fratz

Zum ersten Mal ohne den irrealen Glanz von MGM, mithin auch ohne das Ingenium des Produzenten Arthur Freed im Hintergrund, sucht Musical-Regisseur Stanley Donen seinen Weg zwischen unverhohlenem Starkult und ironischer Zeitkritik. »Funny Face« erzählt von einem (nicht allzu) häßlichen Entlein, das sich unter den durchdringenden Blicken eines Mannes (und zu den Melodien von George Gershwin) in einen stolzen Schwan verwandelt – ein flüchtiges Märchen aus der Welt der Mode und der Modejournale, eine fast gegenstandslose Story, so durchsichtig wie Seidenvoile, so verweht wie eine Magazinseite im Wind der Zeit: Ein in Sack und Asche gehender New Yorker Blaustrumpf (Audrey Hepburn) wird von einem fashionablen Fotografen (Fred Astaire als Richard-Avedon-Surrogat) in Paris zum Gesicht bzw. zum Kleiderständer der Epoche stilisiert ... Die Romanze zwischen dem jungen Ding und dem alten Profi, der schon (fast) alle(s) gesehen hat, bleibt schwärmerische Behauptung; die antiintellektuellen Sottisen gegen Philosophen, denen das Hirn in die Hose fällt, bedienen (nicht unwitzig) landläufige Klischees; doch indem die Herstellung von Trends, von Idealen, von Bedürfnissen durch die Bewußtseinsindustrie (energisch verkörpert von Kay Thompson als ›Quality‹-Chefredakteurin) musikalisch und tänzerisch transparent gemacht wird, gewinnt der Film einen Hauch von oberflächlicher Tiefe: »Think pink!«

R Stanley Donen B Leonard Gershe K Ray June M George Gershwin A George W. Davis, Hal Pereira S Frank Bracht P Roger Edens D Audrey Hepburn, Fred Astaire, Kay Thompson, Michel Auclair, Robert Flemyng | USA | 103 min | 1:1,85 | f | 13. Februar 1957

2.8.54

Sabrina (Billy Wilder, 1954)

Sabrina

Es war einmal auf Long Island: Chauffeurstochter (rehisch: Audrey Hepburn) will partout nicht bei ihren Felgen bleiben, sondern sich stattdessen den seit Kindertagen angeschwärmten, moralisch ziemlich aufgelockerten jüngeren Sohn (filouesk: William Holden) der großkapitalistischen Herrschaften angeln. Der ältere Sohn (sehr viel älter: Humphrey Bogart) hat andere Pläne für seinen Bruder (Zweckehe mit Fusion und so) und versucht, die Liebschaft unter Einsatz aller Mittel (auch seines gereiften Körpers!) zu verhindern. »Isn’t it romantic?« Billy Wilders protoliberales Märchen erzählt weltfremd aber herzbewegend von der Versöhnung der Klassen (und Generationen) auf der ›Liberté‹ und singt voll spöttischer Inbrunst ein Hohelied auf das Paris, das wir alle im Herzen tragen sollten: »It's for changing your outlook! For throwing open the windows and letting in la vie en rose.« Eh oui …

R Billy Wilder B Billy Wilder, Ernest Lehman, Samuel A. Taylor V Samuel A. Taylor K Charles Lang M Friedrich Hollaender A Hal Pereira, Walter Tyler S Arthur P. Schmidt P Billy Wilder D Humprey Bogart, Audrey Hepburn, William Holden, John Williams, Walter Hampden | USA | 113 min | 1:1,37 | sw | 2. August 1954

27.8.53

Roman Holiday (William Wyler, 1953)

Ein Herz und eine Krone

»I’d do just whatever I liked all day long.« 1953, im Frühling des Paparazzi-Zeitalters, wissen Royals noch, was sich gehört: Einen Tag frei nehmen – warum nicht; inkognito Eis essen – gebongt; einen Bürgerlichen küssen – geht klar (sogar wenn es sich um einen Amerikaner handelt). Aber dann folgt man auch schon wieder ergeben dem Ruf der Pflicht: Pressekonferenz, Worthülsen, shake hands, business as usual … William Wyler reichert seine attraktive Rom-Romcom um eine Thronfolgerin auf (vorübergehenden) Abwegen und einen Reporter auf (verheißungsvoller) Großwildjagd ausgiebig mit touristischen Highlights und possierlichen Italien-Klischees an; »Roman Holiday« besticht indes vor allem durch die bezaubernde Hauptdarstellerin: Audrey Hepburn ist so zartblütig, so magazinschön, so prinzessinenhaft, daß über jeder Einstellung das Funkeln von Kronjuwelen zu flimmern scheint. Für ein makelloses Lächeln ihrer Hoheit opfert Gregory Peck – als Journalist mit Riecher (»It’s always open season on princesses.«) und Ethos (!) – sogar die Story seines Lebens. Seufz.

R William Wyler B Dalton Trumbo, John Dighton K Henri Alekan, Franz Planer M Georges Auric A Hal Pereira, Walter H. Tyler S Robert Swink P William Wyler D Gregory Peck, Audrey Hepburn, Eddie Albert, Hartley Power, Harcourt Williams | USA & I | 118 min | 1:1,37 | sw | 27. August 1953

15.6.51

The Lavender Hill Mob (Charles Crichton, 1951)

Das Glück kam über Nacht

»Wonderful, isn’t it, what a little extra money will do?« – »Yes, it’s gonna make a big difference to me.« Biederkeit als perfekte Tarnung: Zwanzig Jahre lang hat der Bankbeamte Henry Holland (Alec Guinness) das Image eines Mannes ohne Eigenschaften gepflegt (»His one and only virtue is honesty, he has no imagination, no initiative.«), damit er eines schönen Tages um so überraschender aus der Rolle fallen, um so nachdrücklicher zuschlagen kann. Holland, verantwortlich für die Expedierung von Goldbarren(»I was a potential millionaire, yet I had to be satisfied with eight pounds, fifteen shillings, less deductions.«), plant und organisiert einen Handstreich gegen den eigenen Transport, einen kühnen Beutezug, der ihm und seinen Partnern – Alfred Pendlebury (Stanley Holloway), Hersteller von Kitsch-Souvenirs und Besitzer einer Gießerei (!) sowie zwei professionelle Spitzbuben – die astronomische Summe von einer Million Pfund einbringen soll. Der Coup gelingt (»There is no doubt that this robbery is the work of a mastermind.«), doch vor dem Genuß des neuerworbenen Reichtums sind noch ein paar unvorhergesehene Probleme zu lösen … Charles Crichton bereichert seine flott inszenierte Big-Caper-Komödie mit viel Nachkriegs- und Kleine-Leute-Flair – und selten wurde die Crime-doesn’t-pay-Moral so reizend, so wenig belehrend verpackt wie in diesem amüsanten (Über-)Fall. Try again later …

R Charles Crichton B T. E. B. Clarke K Douglas Slocombe M Georges Auric A William Kellner S Seth Holt P Michael Balcon D Alec Guinness, Stanley Holloway, Sid James, Alfie Bass, Edie Martin, Audrey Hepburn | UK | 81 min | 1:1,37 | sw | 15. Juni 1951

# 912 | 15. September 2014