Privatleben
»No one leaves a star. That’s what makes one a star«, bemerkte einst Norma Desmond (die es wissen mußte), und Louis Malle scheint noch einen Schritt weiterzugehen, wenn er demonstriert, daß es nicht einmal dem Star selbst möglich ist, sich zu verlassen, will sagen dem Gefängnis des eigenen Ruhms zu entfliehen. Jill (Brigitte Bardot in einer kryptobiographischen Rolle), aus gutbürgerlichem Genfer Hause stammend, jung und schön, ziemlich lebenslustig und etwas oberflächlich, tanzt, modelt, steigt, fast ohne eigenes Zutun, kometenhaft zu internationaler Prominenz auf, hetzt von Film zu Film, von Mann zu Mann. Ein mädchenhafter Vamp, eine herausfordernde Unschuld, bewundert und beneidet, kultisch verehrt und abgrundtief gehaßt, bald umschwärmt, bald gejagt von Fans und Fotografen, fällt Jill in Depressionen, sucht Erlösung in der Liebe zu einem ritterlichen Intellektuellen (Marcello Mastroianni). Ein Märchen aus dem Paparazzizeitalter, das beginnt wie eine skizzenhafte soziologische Studie, das sich fortsetzt als Mischung aus klaustrophobischem Kammerspiel und fieberhaftem Melodram, das (alp-)traumhaft endet mit einem Sturz ins Bodenlose, in die Freiheit.
R Louis Malle B Louis Malle, Jean-Paul Rappeneau, Jean Ferry K Henri Decaë M Fiorenzi Carpi A Bernard Evein Ko Marie Martine Real S Kenout Peltier P Christine Gouze-Renal D Brigitte Bardot, Marcello Mastroianni, Ursula Kübler, Antoine Roblot, Gregor von Rezzori | F & I | 104 min | 1:1,66 | f | 31. Januar 1962
# 1196 | 30. August 2020
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