Ipcress – Streng geheim
Der Anti-Star als Anti-Bond: Beherrschte Stimme, sparsame Mimik, ökonomische Körpersprache kennzeichnen Michael Caines Interpretation des coolen Intelligence-Agenten Harry Palmer. Dessen erster Fall, »The Ipcress File«, der sich um die organisierte Entführung von Wissenschaftlern, gewerbsmäßige Gehirnwäsche und eine innergeheimdienstliche Intrige dreht, ist eine eigenwillige Mischung aus spröder New-Wave-Tristesse und überspitztem »Avengers«-Surrealismus. Sidney J. Furies Film besticht durch einen zart prickelnden John-Barry-Score sowie durch extravagante Bildkompositionen: Otto Hellers verkantete Kamera linst immer wieder an optischen Barrieren vorbei, späht durch Schlitze, lauert hinter Gittern, Mauern, Fenstern auf entscheidende Augenblicke; der Anti-Held (wie sein Darsteller ein waschechter Cockney) wird dabei häufig in low-angle shots fotografiert – was ihm gleichwohl nichts Heroisch-Überragendes verleiht, da er fortdauernd von den tiefhängenden Decken trostloser Szenerien (Bauten: Ken Adam) in seine undankbare Rolle gezwängt erscheint. Am Ende bringt dann ironischerweise Palmers angeborener Hang zu Renitenz und Insubordination die schmuddlige Angelegenheit wieder ins Reine.
R Sidney J. Furie B Bill Canaway, James Doran V Len Deighton K Otto Heller M John Barry A Ken Adam S Peter Hunt P Harry Saltzman D Michael Caine, Nigel Green, Guy Doleman, Sue Lloyd, Gordon Jackson | UK | 109 min | 1:2,35 | f | 18. März 1965
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