»We are having a party / Myself and I.« Fröhlich eilt der arme Schlucker Jan van Rooyer (Hardy Krüger) quer durch London zum Rendezvous mit seiner Geliebten. Als er ihr Apartment betritt, ist die Heißbegehrte noch nicht da. Statt ihrer erscheint die Polizei. Im Nebenzimmer wird die Leiche der Wohnungsbesitzerin gefunden. Jan bricht fassungslos zusammen und steht unter dringendem Verdacht, seine reiche Freundin mit einem Kissen erstickt zu haben … Joseph Loseys ambitionierter Versuch, aus billigem Whodunit-Stoff filmische Haute-Couture zu schneidern, gelingt insofern erstaunlich gut, als er die unlogische Intrige fast vollständig ignoriert, sich stattdessen auf die Charakterisierung der drei Protagonisten konzentriert: Jan, zorniger junger Künstler, idealistisch und impulsiv; Jacqueline (Micheline Presle), das Opfer (?), klassische Schönheit, glühend erkaltet an der Seite eines einflußreichen Mannes; Inspector Morgan (Stanley Baker), störrisch-brillanter Kriminalist, gesnobt von seinen gesellschaftlich gutvernetzten Kollegen – ein Holländer, eine Französin, ein Waliser, allesamt und jeder für sich gestrandet in einer fremden Umgebung, auf Grund gelaufen in ihrem Leben, gefangengesetzt in der eigenen Existenz. Losey entwickelt aus diesem Dreieck eine facettenreiche, visuell exakt durchkomponierte Studie der Einsamkeit, die Topographie einer Welt ohne wirkliche Nähe, ohne tiefe Berührung, ohne verstehenden Blick. Nicht von ungefähr ist »Blind (!) Date« ein Film der Spiegel – das reflektierende Glas wird zum bildlichen Ausdruck der gebrochenen Kommunikation zwischen den entzwei geschlagenen Menschen.
R Joseph Losey B Ben Barzman, Millard Lampell V Leigh Howard K Christopher Challis M Richard Rodney Bennett A Harry Pottle S Reginald Mills P David Deutsch D Hardy Krüger, Stanley Baker, Micheline Presle, Gordon Jackson, John Van Eyssen | UK | 95 min | 1:1,66 | sw | 20. August 1959