6.9.55

Le amiche (Michelangelo Antonioni, 1955)

Die Freundinnen

Die Geschichte einer Rückkehr: Clelia (Eleonora Rossi Drago), leitende Mitarbeiterin eines römischen Modehauses, kommt nach vielen Jahren der Abwesenheit in ihre Heimat(?)stadt Turin, um eine Dependance des eleganten Couture-Salons zu etablieren. Ebenso geradewegs wie zufällig wird sie in die Amüsements und Rivalitäten, die Affären und Kabale eines bohèmistisch-bourgeoisen Freundinnen(?)kreises verstrickt: da sind eine zynische Salonlöwin (Yvonne Furnaux) und ein sorgloses Flittchen (Anna Maria Pancani), eine schmerzensmütterliche Künstlerin (Valentina Cortese) und eine niedergeschlagene höhere Tochter (Madeleine Fischer). Die Männer erscheinen in Michelangelo Antonionis Gruppenbild mit Damen als vom Leben lädierte Randfiguren: großmäulig, spätpubertär, verunsichert. Einzig der Bauleiter Carlo ruht souverän in sich und seiner proletarischen Abkunft, doch Clelia, selbst Aufsteigerin aus kleinsten Verhältnissen, sieht keine Möglichkeit für eine gemeinsame Zukunft mit ihm. Antonioni erkundet (basierend auf dem Roman »Tra donne sole« von Cesare Pavese) eine exklusive Welt der Langeweile, der Illusionen, der Nutzlosigkeit, eine Welt, in der viel geredet und wenig gesagt wird, eine Welt, die so etwas wie Erfüllung nur den Eremit(inn)en der Arbeit bietet. Mithin erzählt »Le amiche« auch die Geschichte eines Abschieds: von Nähe, von Vertrauen, von Liebe.

R Michelangelo Antonioni B Michelangelo Antonioni, Suso Cecchi D’Amico, Alba De Cespedes V Cesare Pavese K Gianni Di Venanzo M Giovanni Fusco A Gianni Polidori S Eraldo Da Roma P Giovanni Addessi D Eleonora Rossi Drago, Valentina Cortese, Yvonne Furneaux, Ettore Manni, Gabriele Ferzetti, Franco Fabrizi | I | 104 min | 1:1,37 | sw | 6. September 1955

# 1189 | 11. Januar 2020

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