Die Mädchen vom Spanischen Platz
Luciano Emmers dritter Ensemblefilm verfolgt die Schicksale dreier junger Frauen, die als Schneiderinnen in einem exklusiven römischen Modehaus (das reale Vorbild liefert das Atelier der berühmten Sorelle Fontana) an der Piazza di Spagna arbeiten. Ein soignierter Professor, der das Trio als außenstehender Beobachter mit taktvollem Interesse begleitet, fungiert als Erzähler und beschreibt neben dem beruflichen Alltag die (zumeist turbulenten) Familienverhältnisse, die (eher bescheidenen) Lebenswelten und die (generell komplizierten) Liebesangelegenheiten des Trios: Die temperamentvolle Marisa läßt sich zum Mißvergnügen ihres proletarischen Freundes Augusto als Mannequin engagieren, die introvertierte Elena leidet unter der Bigotterie ihres spießbürgerlichen Verlobten Alberto, die schnippische Lucia übergeht ihren kurzgeratenen Verehrer Amleto immer wieder zugunsten hochgewachsenerer Kandidaten. Auch wenn – dem Zeitgeist der hochkonjunkturell-konservativen Nachkriegsjahre geschuldet – die Sehnsüchte der Protagonistinnen (fast) ganz auf den Lebensbund mit einem passenden Traumprinzen (zum Beispiel in Gestalt eines netten Taxifahrers) gerichtet sind, beweist Emmer, wie schon in seinen früheren Werken, ein sympathisches Gespür für stimmige Milieuschilderung und plastische Figurenzeichnung.
R Luciano Emmer B Sergio Amidei, Fausto Tozzi, Karin Valde K Rodolfo Lombardi M Carlo Innocenzi A Mario Garbuglia S Jolanda Benvenuti P Rodolphe Solmsen D Lucia Bosè, Cosetta Greco, Liliana Bonfatti, Renato Salvatori, Marcello Mastroianni, Ave Ninchi | I | 95 min | 1:1,37 | 15. Februar 1952
# 1200 | 11. September 2020
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