9.1.21

Il boss (Fernando Di Leo, 1973)

Der Teufel führt Regie

Überwachen und Strafen oder (Un-)Ordnung der Dinge: Fernando Di Leo konstruiert einen fast abstrakten Thriller über mafiotische Machtkämpfe sowie die Wechselbeziehungen zwischen Kriminalität, Polizei und Politik. Im Mittelpunkt des gewalttätigen Geschehens steht der ambitiöse Killer Nick Lanzetta (gleichmütig: Henry Silva), ein Mann aus dem Nichts, der sich durch eine vorteilsbewußte Mischung aus Loyalität und Tücke, Brutalität und Intelligenz (freilich nicht als einziger) dafür empfiehlt, in die Fußstapfen des in alle Richtungen gut vernetzten und (scheinbar) allmächtigen Palermitaner Paten Don Corrasco (ehrenwert: Richard Conte) zu treten. Di Leo interessiert sich in der Tradition des großen Schwarz- und Klarsehers Fritz Lang nicht so sehr für psychologische Befindlichkeiten, sondern vielmehr für organisatorische Strukturen und die Mechanik betrieblicher Prozesse (in diesem Fall des (des-)organisierten Verbrechens und seiner Konsorten). So entfaltet sich eine nihilistisch-lakonische Milieustudie voller Klang und Wut, ein rabiat-luzides Genrestück, das die ständige Beschwörung von Begriffen wie Familie und Treue, Recht und Gesetz als leeres Geschwätz entlarvt, indem es den systembedingten Sozialdarwinismus aller Beteiligten zu mörderischem Vorschein bringt.

R Fernando Di Leo B Fernando Di Leo V Peter McCurtin K Franco Villa M Luis Enríquez Bacalov A Francesco Cuppini Ko Elisabetta Lo Cascio S Amedeo Giomini P Armando Novelli D Henry Silva, Richard Conte, Gianni Garko, Vittorio Caprioli, Claudio Nicastro, Antonia Santilli | I | 111 min | 1:1,85 | f | 1. Februar 1973

# 1204 | 19. September 2020

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen