»Man kann für eine Pfeife zu jung sein.« Ein spektakulärer Bilderraub am Boulevard Haussmann. Ein toter Museumswächter. Ein mysteriöser englischer Kunstsammler. Die Spur des gestohlenen Van-Gogh-Gemäldes führt Kommissar Maigret (Heinz Rühmann) nach Lausanne. Eine elegante Nachtbar. Eine verschworene italienische Sippschaft. Ein heroinsüchtiger Jazzmusiker. Eine rasante Animierdame. Zwei halbseidene Grünschnäbel. Und: der tote Engländer … Maigret beobachtet, hört zu, kombiniert stillschweigend, versteht fast telepathisch, überschreitet souverän seine Kompetenzen. Drehbuchautor Herbert Reinecker (ein großer Bewunderer Georges Simenons) hat mit Rühmann, diesem Archetypus des »kleinen Mannes«, wohl die Idealbesetzung für seine Maigret-Interpretion gefunden: Der schmale, wortkarge, ironisch-feinnervige Pariser Ermittler wirkt wie eine Vorschau auf den Münchner Kommissar Keller, den Erik Ode mit dem gleichen Kurzmantel, dem gleichen Hütchen und der gleichen allweisen, melancholisch gefärbten Menschenkenntnis spielen wird. Interessant auch, wie Reinecker einmal mehr sein großes Thema, die (unheilvolle) Versuchung der (desorientierten) Jugend, in einen (letztlich recht banalen) Kriminalfall verwebt.
R Alfred Weidenmann B Herbert Reinecker V Georges Simenon K Herbert Hölscher M Erwin Halletz A Hertha Hareiter S Gretl Girinec P Karl Spiehs D Heinz Rühmann, Françoise Prévost, Günther Stoll, Eddi Arent, Ulli Lommel | A & F & I | 88 min | 1:1,85 | f | 24. November 1966
# 818 | 23. Dezember 2013
10.11.66
The Quiller Memorandum (Michael Anderson, 1966)
Das Quiller-Memorandum – Gefahr aus dem Dunkel
»That’s where you are, Quiller. In the gap.« Surreal angehauchte
Spionagecharade in den Ruinen und Neubauten von (West-)Berlin: Quiller
(ein Mann allein: George Segal) auf der Spur einer konspirativen
Neonazi-Organisation unter der semmelblonden (Reichs-)Führung eines
gewissen ›Oktober‹ (Max von Sydow). Vom modernen Glasturm des
Europa-Centers bis zur verranzten Kreuzberger Absteige, von den
ausgebombten Gründerzeitvillen im Tiergartenviertel bis zu den
Betonbändern der Stadtautobahn nutzt Drehbuchautor Harold Pinter die Halbstadt als
Bühne eines absurden Theaters der Undurchschaubarkeit, des Mißtrauens,
der Verstellung. Michael Andersons unverspielte Inszenierung der sehr
freien Bearbeitung des betont knallharten Agentenromans von Adam Hall
wird insbesondere der spröden Ironie der hintergründigen Pinterschen
Dialoge gerecht. Mit von der geheimnisvollen Partie: Alec Guinness,
erzbritisch und mit einer Vorliebe für Leberwurst, sowie Senta Berger,
jung und schön und weniger unschuldig, als man denken möchte. Dazu ein
melancholisch aufrauschender Soundtrack von John Barry: »I am
wednesday’s child, born to be alone.«
R Michael Anderson B Harold Pinter V Adam Hall (= Elleston Trevor) K Erwin Hiller M John Barry A Maurice Carter S Frederick Wilson P Ivan Foxwell D George Segal, Senta Berger, Alec Guinness, Max von Sydow, George Sanders | UK & USA | 104 min | 1:2,35 | f | 10. November 1966
R Michael Anderson B Harold Pinter V Adam Hall (= Elleston Trevor) K Erwin Hiller M John Barry A Maurice Carter S Frederick Wilson P Ivan Foxwell D George Segal, Senta Berger, Alec Guinness, Max von Sydow, George Sanders | UK & USA | 104 min | 1:2,35 | f | 10. November 1966
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