27.3.52

Singin' in the Rain (Stanley Donen & Gene Kelly, 1952)

Du sollst mein Glücksstern sein

»If we bring a little joy into your humdrum lives, it makes us feel as though our hard work ain’t been in vain for nothin’.« Zwei Jahre nach Paramounts düster-sarkastischer Hollywood-Autopsie »Sunset Blvd.« (ein Werk, für das Regisseur Billy Wilder laut Filmzar Louis B. Mayer ausgepeitscht gehört hätte) kontert MGM mit dem funkelnd-affirmativen Dream-factory-Märchen »Singin’ in the Rain«. Produzent Arthur Freed und seine Regiegenies Stanley Donen und Gene Kelly setzen ein technicolorsattes, furios choreographiertes Musical gegen den schrillen, melodramatischen film noir, sie erwidern die bitter-ironische Geisterbeschwörung mit bissig-fröhlicher Legendenbildung. Die Tonfilm-Revolution der späten 1920er Jahre (»Notice, it is a picture of me and I am talking.«) bildet den historischen Hintergrund für eine phänomenale musikalisch-tänzerische Nummernrevue sowie für die, den ganzen Eskapismus locker zusammenbindende, prickelnde Romanze zwischen einem Star (glänzend: Kelly) und einem Sternchen (zuckersüß: Debbie Reynolds). Donald O’Connor (als immer gutgelaunter Sidekick) singt und tanzt sich mit seiner durchgeknallten Soloperformance »Make ’Em Laugh« in die Annalen der Filmgeschichte; die von Jean Hagen mitleidlos dargestellte prototypische Stummfilmdiva (»What's wrong with the way I talk?«) piepst und quäkt dem Sturz ins Vergessen entgegen. (Wer dächte da nicht an Norma Desmond, the famous star of yesteryear, und ihr Wachsfigurenkabinett?) »Sunset Blvd.« und »Singin’ in the Rain«: Schatten und Licht, Elend und Glanz, zwei Seiten einer Medaille – die eine nicht ohne die andere zu haben, und beide viel bigger than life. PS: »I don't go to the movies much. If you've seen one you've seen them all.«

R Stanley Donen, Gene Kelly B Betty Comden, Adolph Green K Harold Rossen M diverse A Cedric Gibbons, Randall Duell S Adrienne Fazan P Arthur Freed D Gene Kelly, Donald O’Connor, Debbie Reynolds, Jean Hagen, Cyd Charisse | USA | 103 min | 1:1,37 | f | 27. März 1952

5.3.52

Le petit monde de Don Camillo (Julien Duvivier, 1952)

Don Camillo und Peppone 

»Rot und Schwarz« in einem italienischen Städtchen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg: Während ganz in der Nähe gemächlich der Po vorbeizieht, ringen der großtuerische kommunistische Bürgermeister Peppone (mit Stalin-Schnauzer: Gino Cervi) und der streitbare katholische Priester Don Camillo (mit Pferdegesicht: Fernandel) wortreich (und schlagend) um die Seelen (und Körper) ihrer Schutzbefohlenen. Julien Duvivier malt das heroikomische, vor allem aber heimelig-provinzielle Sittenbild einer überschaubaren Welt, durch die zwar im Eifer des Gefechts schon mal Tische geworfen werden, in der aber letztlich der Geist der Versöhnung herrscht – wo der proletarische Romeo seine oberschichtige Julia kriegt, wo das uralte royalistische Lehrerfräulein (Sylvie) unter der Flagge des Königs von Bolschewisten zu Grabe getragen wird, wo sich der antagonistische Widerspruch zwischen der überirdischen Kraft des Glaubens und der Macht der revolutionären Weltanschauung auflöst in ein burleskes Katz- und Mausspiel zwischen Pfaffe und Parteisoldat, die als liebenswürdige Kontrahenten eines kleinen Welttheaters der Harmlosigkeit ihre possierlichen Auftritte absolvieren.

R Julien Duvivier B Julien Duvivier, René Barjavel V Giovannino Guareschi K Nicolas Hayer M Alessandro Cicognini A Virgilio Marchi S Maria Rosada P Giuseppe Amato D Fernandel, Gino Cervi, Vera Talchi, Franco Interlenghi, Sylvie | F & I | 107 min | 1:1,37 | sw | 5. März 1952