21.6.49

Kind Hearts and Coronets (Robert Hamer, 1949)

Adel verpflichtet

Die Aristokratie hat das Überleben bis in die Gegenwart neben ihrem eigennützigen Beharrungsvermögen vermutlich vor allem dem Geschäftsinteresse der Klatschpresse und dem Zurückschrecken der meisten Menschen vor revolutionären Mordtaten zu verdanken. Louis Mazzini (Dennis Price), Held der noblen britischen Komödie »Kind Hearts and Coronets«, kennt keinerlei Skrupel vor dem Vergießen von blauem Blut. Wenn im vorliegenden Fall zweifellos auch die gerechte Empörung eines Deklassierten eine gewisse Rolle spielt, steht doch (darin verhält er sich gut adlig) der persönliche Vorteil des Täters im Vordergrund – immerhin geht es um eine ehrwürdige Herzogskrone. Alec Guinness spielt sämtliche Mitglieder der vornehmen Familie d’Ascoyne, die im Verlauf der liebenswürdigen Erzählung gewaltsam in die Ewigkeit abberufen werden, um Platz für den ambitionierten Aufsteiger zu machen. »Howe’er it be, it seems to me / ’Tis only noble to be good.«

R Robert Hamer B Robert Hamer, John Dighton V Roy Horniman K Douglas Slocombe M Ernest Irving A William Kellner S Peter Tanner P Michael Balcon D Dennis Price, Alec Guiness, Valerie Hobson, Joan Greenwood, John Penrose | UK | 106 min | 1:1,37 | sw | 21. Juni 1949

16.6.49

Whisky Galore! (Alexander Mackendrick, 1949)

Freut euch des Lebens

»Some men were born two drinks below par.« Mitten im Krieg, im Jahre 1943, trifft eine unfaßbare Katastrophe die abgelegene Hebriden-Insel Todday (»hundred miles from the nearest cinema or dancehall«); es handelt sich weder um eine Hungersnot noch um eine Pestepidemie, nicht um Hitlers Bomben oder die Horden einer Invasionsarmee – die Heimsuchung des schottischen Eilands ist viel, viel schlimmer. Eines Tages verkündet der Wirt des Pubs: »There is no whisky.« Das Wasser des Lebens ist versiegt. Jede Daseinfreude erlischt. Manch einer legt sich umgehend aufs Sterbebett. Wo aber Verzweiflung ist, wächst das Tröstende auch: Im Nebel läuft vor der Küste von Todday die ›Cabinet Minister‹ auf Grund; der Frachter hat 50.000 Kisten Whisky geladen. Die frohe Aussicht auf geistige Erlösung läßt den Lebensmut der Notleidenden wieder erwachen, doch Captain Waggett (Basil Radford), der ehrpusselige Kommandant der örtlichen Home Guard, ein Festländer, noch dazu ein Engländer, versucht mit allen Mitteln, die Plünderung des gestrandeten Schiffes zu verhindern. Es beginnt ein wechselvolles Katz-und-Maus-Spiel zwischen den durstigen Inselbewohnern und dem trockenen Hüter einer äußeren Ordnung. Die verschworene Gemeinschaft, seit jeher geübt im Umgang mit höheren Gewalten, triumphiert glanzvoll über den »langen Arm des Gesetzes«, der sich hilflos in den eigenen Griffen verfängt. Alexander Mackendrick inszeniert die (auf einer wahren Begebenheit beruhende) Erzählung von Compton Mackenzie mit herzhaftem Lokalkolorit und tiefer Sympathie für die knorrigen Insulaner, in deren rauhem Wesen Gottesfurcht und Insubordination eine überaus glückliche Verbindung eingehen.

R Alexander Mackendrick B Compton Mackenzie, Angus MacPhail V Compton Mackenzie K Gerald Gibbs M Ernest Irving A Jim Morahan S Joseph Sterling, Charles Crichton P Michael Balcon D Basil Radford, Bruce Seton, Joan Greenwood, Gordon Jackson, James Robertson Justice | UK | 82 min | 1:1,37 | sw | 16. Juni 1949

# 906 | 11. September 2014