8.5.63

Die endlose Nacht (Will Tremper, 1963)

Der unprätentiösere Arbeitstitel des Films lautete »Nebel über Tempelhof« und beschreibt die Ausgangssituation des episodenhaften Geschehens: Wegen schlechten Wetters werden sämtliche Flüge von und nach (West-)Berlin gestrichen – Reisende hängen am Flughafen fest, erwartete Gäste bleiben aus. Will Tremper, rasender Klatschreporter (»Deutschland deine Sternchen«) und Drehbuchautor am Puls der Zeit (»Die Halbstarken«), beobachtet in seiner zweiten Regiearbeit bald boulevardesk, bald lakonisch, immer aber atmosphärisch genau: einen Pleitier (Harald Leipnitz), der auf die Ankunft eines potentiellen Geldgebers brennt (und zu dessen Beglückung seine Freundin (Karin Hübner) in Stellung bringt), einen alten Schauspieler, der den seit Jahren herbeigesehnten König-Lear-Auftritt verpassen wird, einen Farmer (Bruce »Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand« Low), der ein wildfremdes Mädchen (atemberaubend schön: Alexandra Stewart) dazu überreden möchte, mit ihm nach Afrika zu gehen, ein abgebranntes Starlet (keß-melancholisch: Hannelore Elsner), das hände- und körperringend Anschluß sucht, zwei Düsseldorfer Geschäftsleute, die für ein paar Stunden in ihrer alten Berliner Heimat stranden. »Die endlose Nacht«, stimmungsvoll fotografiert in schwarzweißem Ultrascope, hat weder Anliegen noch Botschaft, schaut einfach nur neugierig hin, nimmt sich Zeit und dabei nicht besonders ernst, zeigt flüchtige Momente, Ausschnitte aus dem Leben.

R Will Tremper B Will Tremper K Hans Jura M Peter Thomas S Susanne Paschen P Hans Eckelkamp, Wenzel Lüdecke, Will Tremper D Karin Hübner, Harald Leipnitz, Paul Esser, Werner Peters, Hannelore Elsner | BRD | 86 min | 1:2,35 | sw | 8. Mai 1963

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