Nackt und verdammt
Hochexplosives Melodram, situiert in einem staubigen Drecknest an der Front des japanisch-chinesischen Krieges: Harumi, kämpferisch-selbstbewußte Prostituierte in einem Soldatenbordell, muß dem einnehmend-brutalen Offizier Narita zu Willen sein und verliebt sich in dessen servil-handzahmen Burschen Mikami. Als ihr Angebeteter in die Gefangenschaft des Gegners gerät, eröffnet ihm (und damit letztlich auch ihr) der strikte militärische Ehrenkodex nur einen einzigen – tödlichen – Ausweg… Seijun Suzuki läßt die Leidenschaften in seiner bühnenhaft formalisierten Tragödie auf höchster Flamme sprudelnd überkochen – und verliert im Eifer des Gefühlsgefechts auch noch ein paar kritische Worte über die fragwürdige Banzai-Mentalität der kaiserlichen Armee, in der Sterben als Feigheit vor einem Feind erscheint, der Leben heißt.
R Seijun Suzuki B Hajime Takaiwa V Taijiro Tamura K Kazue Nagatsuka M Naozumi Yamamoto A Takeo Kimura S Akira Suzuki P Kaneo Iwai D Yumiko Nogawa, Tamio Kawaji, Isao Tamagawa, Shoichi Ozawa, Tomiko Ishikawa | JP | 96 min | 1:2,35 | sw | 28. Februar 1965
28.2.65
15.2.65
Lord Jim (Richard Brooks, 1965)
Lord Jim
»Maybe cowards and heroes are just ordinary men who, for a split second, do something out of the ordinary. That’s all.« Eher breites als großes Abenteuerkino nach Joseph Conrad, das vom offenen Meer in den realen und in den inneren Dschungel führt. Die Erzählung dreht sich um Versagen und Mut, um Ehre und Stolz, um die Hoffnung auf die zweite Chance. Peter O’Toole in der zwiespältigen Titelrolle des Seemannes, dem aufgrund einer Übersprungshandlung das Patent entzogen wird, vergißt auch in dramatischen Situationen nicht, Eyeliner aufzutragen, und bebt ansonsten allzu sichtbar vor moralischer Anspannung. Richard Brooks’ Regie ist stellenweise überraschend ungeschickt, während der wagnerianische Score von Bronislau Kaper mit seinem Schicksalsrauschen nicht nur die Protagonisten an ihre Grenzen treibt. Getragen wird »Lord Jim« allein von seinen prachtvollen Schurken: Eli Wallach als brutaler Ausbeuter, Curd Jürgens als versoffener Raffzahn, Akim Tamiroff als schwitzender Hehler des Todes, James Mason als bibelfester Auftragsmörder, der die Problematik der tragischen Hauptfigur wie folgt erklärt: »His Lordship has pretensions to heroism – a form of mental disease induced by vanity.«
R Richard Brooks B Richard Brooks V Joseph Conrad K Freddie Young M Bronislau Kaper A Geoffrey Drake S Alan Osbiston P Richard Brooks D Peter O’Toole, Eli Wallach, Curd Jürgens, Akim Tamiroff, James Mason | UK & USA | 154 min | 1:2,20 | f | 15. Februar 1965
»Maybe cowards and heroes are just ordinary men who, for a split second, do something out of the ordinary. That’s all.« Eher breites als großes Abenteuerkino nach Joseph Conrad, das vom offenen Meer in den realen und in den inneren Dschungel führt. Die Erzählung dreht sich um Versagen und Mut, um Ehre und Stolz, um die Hoffnung auf die zweite Chance. Peter O’Toole in der zwiespältigen Titelrolle des Seemannes, dem aufgrund einer Übersprungshandlung das Patent entzogen wird, vergißt auch in dramatischen Situationen nicht, Eyeliner aufzutragen, und bebt ansonsten allzu sichtbar vor moralischer Anspannung. Richard Brooks’ Regie ist stellenweise überraschend ungeschickt, während der wagnerianische Score von Bronislau Kaper mit seinem Schicksalsrauschen nicht nur die Protagonisten an ihre Grenzen treibt. Getragen wird »Lord Jim« allein von seinen prachtvollen Schurken: Eli Wallach als brutaler Ausbeuter, Curd Jürgens als versoffener Raffzahn, Akim Tamiroff als schwitzender Hehler des Todes, James Mason als bibelfester Auftragsmörder, der die Problematik der tragischen Hauptfigur wie folgt erklärt: »His Lordship has pretensions to heroism – a form of mental disease induced by vanity.«
R Richard Brooks B Richard Brooks V Joseph Conrad K Freddie Young M Bronislau Kaper A Geoffrey Drake S Alan Osbiston P Richard Brooks D Peter O’Toole, Eli Wallach, Curd Jürgens, Akim Tamiroff, James Mason | UK & USA | 154 min | 1:2,20 | f | 15. Februar 1965
Labels:
Abenteuer,
Drama,
Dschungel,
Jahrhundertwende,
Joseph Conrad,
Jürgens,
Mason,
Meer,
O'Toole,
Richard Brooks,
Seefahrt,
Südostasien,
Tamiroff,
Wallach
9.2.65
Rekopis znaleziony w Saragossie (Wojciech Has, 1965)
Die Handschrift von Saragossa
Dieser Film mag dem Betrachter spanisch vorkommen, aber er ist so polnisch wie die Sierra Morena: Konstruiert nach dem Prinzip der Puppe in der Puppe, tut sich in jeder Episode von »Rekopis znaleziony w Saragossie« – das titelgebende Manuskript folgt der verschlungenen Spur des Hauptmanns der wallonischen Garde Alfons van Worden (viril-naiv: Zbigniew Cybulski) durch ein karstig-geheimnisvolles Phantasie-Spanien des 18. Jahrhunderts – ein weiteres Abenteuer auf, darin das nächste, und so weiter – bis die Inquisition kommt oder ein Zigeunerkönig oder ein verlotterter Aristokrat, der zwar keinen Real in der Tasche hat, aber stets eine Anekdote auf den Lippen ... Bevölkert wird das Geschichtenlabyrinth außerdem von lebendigen Gehenkten und unersättlichen Duellisten, von lüsternen Schwestern und Muselmanen im Untergrund. Wojciech Has, dem Regisseur dieses tollkühn-romantischen Kaleidoskops, liegt, wie dem Autor der Romanvorlage, Jan (Graf) Potocki, weniger an der Erzählung als am Erzählen selbst: am Fabulieren, Spintisieren und Abschweifen, am Verschieben von Perspektiven, am Springen von Gedanken und am Auflösen von Grenzen – zwischen Realität und Traum, Erkenntnis und Spekulation, geschlossenen Räumen und Unendlichkeit, Gotteswerk und Teufelskunst. »Wir sind wie Blinde, verloren in den Straßen einer großen Stadt«, heißt es einmal – und es ist eine wahre Lust (= ein traumhafter Schrecken), sich in diesem Irrgarten (= in der Welt) zu verlieren.
R Wojciech Has B Tadeusz Kwiatkowski V Jan Potocki K Mieczysław Jahoda M Krzysztof Penderecki A Tadeusz Myszorek, Jerzy Skarzynski S Krystyna Komosinska P Ryszard Straszewski D Zbigniew Cybulski, Kazimierz Opaliński, Iga Cembrzyńska, Joanna Jedryka, Leon Niemczyk | PL | 182 min | 1:2,35 | sw | 9. Februar 1965
Dieser Film mag dem Betrachter spanisch vorkommen, aber er ist so polnisch wie die Sierra Morena: Konstruiert nach dem Prinzip der Puppe in der Puppe, tut sich in jeder Episode von »Rekopis znaleziony w Saragossie« – das titelgebende Manuskript folgt der verschlungenen Spur des Hauptmanns der wallonischen Garde Alfons van Worden (viril-naiv: Zbigniew Cybulski) durch ein karstig-geheimnisvolles Phantasie-Spanien des 18. Jahrhunderts – ein weiteres Abenteuer auf, darin das nächste, und so weiter – bis die Inquisition kommt oder ein Zigeunerkönig oder ein verlotterter Aristokrat, der zwar keinen Real in der Tasche hat, aber stets eine Anekdote auf den Lippen ... Bevölkert wird das Geschichtenlabyrinth außerdem von lebendigen Gehenkten und unersättlichen Duellisten, von lüsternen Schwestern und Muselmanen im Untergrund. Wojciech Has, dem Regisseur dieses tollkühn-romantischen Kaleidoskops, liegt, wie dem Autor der Romanvorlage, Jan (Graf) Potocki, weniger an der Erzählung als am Erzählen selbst: am Fabulieren, Spintisieren und Abschweifen, am Verschieben von Perspektiven, am Springen von Gedanken und am Auflösen von Grenzen – zwischen Realität und Traum, Erkenntnis und Spekulation, geschlossenen Räumen und Unendlichkeit, Gotteswerk und Teufelskunst. »Wir sind wie Blinde, verloren in den Straßen einer großen Stadt«, heißt es einmal – und es ist eine wahre Lust (= ein traumhafter Schrecken), sich in diesem Irrgarten (= in der Welt) zu verlieren.
R Wojciech Has B Tadeusz Kwiatkowski V Jan Potocki K Mieczysław Jahoda M Krzysztof Penderecki A Tadeusz Myszorek, Jerzy Skarzynski S Krystyna Komosinska P Ryszard Straszewski D Zbigniew Cybulski, Kazimierz Opaliński, Iga Cembrzyńska, Joanna Jedryka, Leon Niemczyk | PL | 182 min | 1:2,35 | sw | 9. Februar 1965
Labels:
18. Jahrhundert,
Cybulski,
Epos,
Has,
Komödie,
Madrid,
Phantastik,
Religion,
Sierra Morena,
Spanien,
Zauberei
Abonnieren
Posts (Atom)