Noch Zimmer frei
Jack Lemmon als amerikanischer Diplomat in London, der bei Kim Novak einzieht, von der er nicht ahnt, daß sie allseits des Gattenmordes verdächtigt wird. Als er es schließlich spitzkriegt, ist es ihm herzlich egal… Fred Astaire spielt den US-Botschafter, der weiß, wie der Hase läuft: »The higher up you go, the more mistakes you’re allowed. Right at the top, if you make enough of them, it’s considered to be your style.« Regisseur Richard Quine und Autor Blake Edwards machen ebenfalls einen Fehler nach dem anderen und daraus so etwas wie ein höheres Prinzip: Der Film ist ein heilloses Durcheinander aus romantic comedy, murder mystery und slapstick, gerade so als hätten Billy Wilder und Miss Jane Marple (ganz à la Queen Mum) eine oder zwei Flaschen Gin in ihren Five O’Clock Tea geschüttet und gemeinsam eine nebulöse Krimiplotte zusammengeschustert, die zwar vorne und (vor allem) hinten nicht stimmt – aber von der Seite betrachtet ganz gut aussieht.
R Richard Quine B Blake Edwards, Larry Gelbart V Margery Sharp K Arthur E. Arling M George Duning A Cary Odell S Charles Nelson P Richard Quine, Fred Kohlmar D Kim Novak, Jack Lemmon, Fred Astaire, Lionel Jeffries, Estelle Winwood | USA | 123 min | 1:1,85 | sw | 26. Juli 1962
26.7.62
7.7.62
Revue um Mitternacht (Gottfried Kolditz, 1962)
Ein Defa-Film im Defa-Film: Produktionsleiter Kruse hat sich verpflichtet, das real-existierende Unterhaltungsbedürfnis der deutsch-demokratischen Arbeiter- und Bauernschaft durch Herstellung einer heiter-schwungvollen Kinorevue zu erfüllen. Weil die dazu nötigen kreativen Mitstreiter (Komponist, Dramaturg, Architekt, Autor) nicht so wollen, wie sie sollen, werden sie kurzerhand entführt und zur künstlerischen Teilnahme verdonnert ... Es scheint, als sei »Revue um Mitternacht« – schön breit und farbenfroh in Totalscope und Agfacolor – auf ebendiese Weise entstanden: So wurde unter der gleichgültigen Regie von Gottfried Kolditz ein wahlloses An-, Nach- und Durcheinander von beliebigen Tanz-, Sing- und Spielszenen zusammengeflickt, das so heiter und schwungvoll daherkommt wie ein bunter Abend bei der Zentralen Parteikontrollkommission. Weder die Melodien des sozialistischen Operettenkönigs Gerd Natschinski (»Messeschlager Gisela«) noch Manfred Krug in der Rolle eines von der leichten Muse geküßten Rohrlegers können helfen, das Plansoll an filmischer Kurzweil zu erfüllen.
R Gottfried Kolditz B Kurt Bortfeldt, Gerhard Bengsch K Erich Gusko M Gerd Natschinski A Alfred Tolle S Hilde Tegener P Erich Kühne D Manfred Krug, Christel Bodenstein, Werner Lierck, Hans Klering, Gerry Wolff | DDR | 104 min | 1:2,35 | f | 7. Juli 1962
# 1030 | 8. November 2016
R Gottfried Kolditz B Kurt Bortfeldt, Gerhard Bengsch K Erich Gusko M Gerd Natschinski A Alfred Tolle S Hilde Tegener P Erich Kühne D Manfred Krug, Christel Bodenstein, Werner Lierck, Hans Klering, Gerry Wolff | DDR | 104 min | 1:2,35 | f | 7. Juli 1962
# 1030 | 8. November 2016
1.7.62
Otoshiana (Hiroshi Teshigahara, 1962)
Die Fallgrube
Ein Tagelöhner, der auf der Suche nach Arbeit mit seinem kleinen Sohn durch triste, fast menschenleere Landschaften zieht, wird von einem mysteriösen Herrn, der einen weißen Anzug trägt, ohne ersichtlichen Grund erstochen. Der Tote steht auf und versucht als Geist, die Hintergründe seiner Ermordung aufzuklären. Zeugen sagen der Polizei die Unwahrheit über den Hergang des Verbrechens. Doppelgänger treten auf den Plan. Rivalisierende Gewerkschaften scheinen eine Rolle zu spielen... Erzählt Hiroshi Teshigahara eine neoveristische Geistergeschichte? Einen phantastischer Verschwörungsthriller? Oder eine allegorische Gesellschaftsstudie? »Otoshiana« ist eine rätselhafte Etüde über die Farbe Weiß. Eine multiperspektivische Beobachtung der condition humaine. Und eine ergebnislose Sinnsuche – die Antwort des Films auf die Kernfrage »Warum?« lautet, daß alles genau so geschehen ist, wie es geplant war.
R Hiroshi Teshigahara B Kobo Abe K Hiroshi Segawa M Toru Takemitsu A Kiyoshi Awazu S Fusako Shuzui P Tadashi Ono D Hisashi Igawa, Sumie Sasaki, Sen Yano, Hideo Kanze, Kunie Tanaka | JP | 97 min | 1:1,37 | sw | 1. Juli 1962
Ein Tagelöhner, der auf der Suche nach Arbeit mit seinem kleinen Sohn durch triste, fast menschenleere Landschaften zieht, wird von einem mysteriösen Herrn, der einen weißen Anzug trägt, ohne ersichtlichen Grund erstochen. Der Tote steht auf und versucht als Geist, die Hintergründe seiner Ermordung aufzuklären. Zeugen sagen der Polizei die Unwahrheit über den Hergang des Verbrechens. Doppelgänger treten auf den Plan. Rivalisierende Gewerkschaften scheinen eine Rolle zu spielen... Erzählt Hiroshi Teshigahara eine neoveristische Geistergeschichte? Einen phantastischer Verschwörungsthriller? Oder eine allegorische Gesellschaftsstudie? »Otoshiana« ist eine rätselhafte Etüde über die Farbe Weiß. Eine multiperspektivische Beobachtung der condition humaine. Und eine ergebnislose Sinnsuche – die Antwort des Films auf die Kernfrage »Warum?« lautet, daß alles genau so geschehen ist, wie es geplant war.
R Hiroshi Teshigahara B Kobo Abe K Hiroshi Segawa M Toru Takemitsu A Kiyoshi Awazu S Fusako Shuzui P Tadashi Ono D Hisashi Igawa, Sumie Sasaki, Sen Yano, Hideo Kanze, Kunie Tanaka | JP | 97 min | 1:1,37 | sw | 1. Juli 1962
Labels:
Abe,
Drama,
Gesellschaft,
Krimi,
Phantastik,
Teshigahara,
Tod
Kuro no tesuto kaa (Yasuzo Masumura, 1962)
Der schwarze Testwagen
Das titelgebende Fahrzeug ist ein Prototyp des revolutionären Sportwagens ›Pioneer‹, mit dem die ›Tiger Corporation‹ den japanischen Automobilmarkt aufrollen will. Aber die Konkurrenz schläft nicht – und Chefentwickler Onoda (obsessiv: Hideo Takamatsu) sieht sich gezwungen, sein Baby (»Ein Design wie von Michelangelo!«) gegen Kundschafter und Saboteure des rivalisierenden Konzerns ›Yamato‹ zu verteidigen. Dazu sind ihm genau jene Mittel recht, derer sich auch die andere Seite befleißigt: Diebstahl und Erpressung, Spionage und Prostitution – natürlich alles zum Wohle der großen Sache, des Unternehmens, des Erfolges. Yasuzo Masumura erzählt in seinem sardonischen Industriethriller die Geschichte einer déformation professionelle im Turbokapitalismus. Die schwarzweißen Daieiscope-Bilder (Kamera: Yoshihisa Nakagawa) sind so hart wie die herrschenden Verhältnisse. Ethische Bedenken kommen unter die Räder – und wer nicht mitmachen will, wer aussteigt, kann nur noch den entschwindenen Rücklichtern seiner verlorenen Zukunft hinterherschauen.
R Yasuzo Masumura B Kazuro Funabashi, Yoshihiro Ishimatsu V Sueyuki Kajiyama K Yoshihisa Nakagawa M Sei Ikeno S Tatsuji Nakashizu D Jiro Tamiya, Junko Kano, Eiji Funakoshi, Hideo Takamatsu, Ichiro Sugai | JP | 95 min | 1:2,35 | sw | 1. Juli 1962
Das titelgebende Fahrzeug ist ein Prototyp des revolutionären Sportwagens ›Pioneer‹, mit dem die ›Tiger Corporation‹ den japanischen Automobilmarkt aufrollen will. Aber die Konkurrenz schläft nicht – und Chefentwickler Onoda (obsessiv: Hideo Takamatsu) sieht sich gezwungen, sein Baby (»Ein Design wie von Michelangelo!«) gegen Kundschafter und Saboteure des rivalisierenden Konzerns ›Yamato‹ zu verteidigen. Dazu sind ihm genau jene Mittel recht, derer sich auch die andere Seite befleißigt: Diebstahl und Erpressung, Spionage und Prostitution – natürlich alles zum Wohle der großen Sache, des Unternehmens, des Erfolges. Yasuzo Masumura erzählt in seinem sardonischen Industriethriller die Geschichte einer déformation professionelle im Turbokapitalismus. Die schwarzweißen Daieiscope-Bilder (Kamera: Yoshihisa Nakagawa) sind so hart wie die herrschenden Verhältnisse. Ethische Bedenken kommen unter die Räder – und wer nicht mitmachen will, wer aussteigt, kann nur noch den entschwindenen Rücklichtern seiner verlorenen Zukunft hinterherschauen.
R Yasuzo Masumura B Kazuro Funabashi, Yoshihiro Ishimatsu V Sueyuki Kajiyama K Yoshihisa Nakagawa M Sei Ikeno S Tatsuji Nakashizu D Jiro Tamiya, Junko Kano, Eiji Funakoshi, Hideo Takamatsu, Ichiro Sugai | JP | 95 min | 1:2,35 | sw | 1. Juli 1962
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