Indien made in (CCC-)Spandau: Der stolze Maharadscha Chandra liebt die schöne Tempeltänzerin Sitah (Debra Paget), die den deutschen Ingenieur Harald Berger (Paul Hubschmid) liebt, der sie wiederliebt und mit ihr flieht … Natürlich ist »Der Tiger von Eschnapur« naiv, pappig und wüst verkitscht – aber Fritz Lang nimmt die Naivität, die Pappe und den Kitsch ernst, und er tut dabei so, als könnte man Ende der 1950er Jahre (Jean-Luc Godard wird nur ein Jahr später »À bout de souffle« drehen) immer noch Filme machen wie 1920, als könnte man immer noch zu Kino-Abenteuerreisen aufbrechen, die sich um die Wirklichkeit nicht scheren, die statt dessen in vollen Zügen die fantasiegeschwängerte Luft des Studios atmen. Auf diese Weise erschafft er ein wunderbar abgedroschenes Klischee-Epos, so lupenrein wie ein Glasdiamant, eine heillos melodramatische Augenwischerei, so tiefempfunden wie eine Soap Opera. Langs Inder (unter anderem Walter Reyer, René Deltgen, Jochen Brockmann) sind Figurinen aus Straß, bunter Seide und rehbrauner Schuhcreme (fürs Gesicht), seine exotischen Paläste bestehen aus falschgoldenen Säulen, gemaltem Marmor und kunstfelsigen Irrgängen (im Untergrund). Das kinematographische Geheimnis liegt jederzeit offen zu Tage, und doch lädt es ein, sich darin zu verlieren. PS: Fortsetzung folgt – »noch spannender – noch gewaltiger – noch grandioser«.
R Fritz Lang B Werner Jörg Lüddecke V Thea von Harbou K Richard Angst M Michel Michelet A Willi Schatz, Helmut Nentwig S Walter Wischniewsky P Artur Brauner D Debra Paget, Paul Hubschmid, Walter Reyer, Valerij Ikijinow, René Deltgen | BRD & F & I | 100 min | 1:1,37 | f | 21. Januar 1959