15.9.72

Le charme discret de la bourgeoisie (Luis Buñuel, 1972)

Der diskrete Charme der Bourgeosie

Ein bürgerliches Lustspiel oder Sechs Personen suchen einen Eßtisch. Am Beispiel eines kleinen Freundeskreises, dem er konsequent und einfallsreich das Einnehmen einer Mahlzeit verweigert, portraitiert Luis Buñuel sein Lieblingshaßobjekt: die parasitäre Oberschicht. Elegant läßt der Meister Realität und Traum ineinanderfließen, schafft – so mühelos wie phantasievoll – eine vieldimensionale filmische Bühne, auf der er seine charmanten Kriminellen, seine wohlerzogenen Heuchler, seine kultivierten Materialisten mit der kühlen Freundlichkeit des Käferforschers betrachten (und sezieren) kann. Am Ende des (im Wortsinne) abwechslungsreichen Stücks wird doch noch serviert (Hammelkeule), und prompt fällt die ganze diskret-charmante Blase (der selbstgefällige Fernando Rey, die alkoholische Bulle Ogier, der flotte Jean-Pierre Cassel, die nuancierte Stephane Audran, der joviale Paul Frankeur, die erlesene Delphine Seyrig) einem bewaffneten Überfall zum Opfer. Natürlich stehen sie alle wieder auf – die Bourgeoisie ist unverwüstlich. PS: À bas Lénine, ou la vierge à l'écurie. (Zu deutsch: Nieder mit Lenin oder Die Jungfrau im Pferdestall.) Was das bedeuten soll? Fragen Sie Buñuel.

R Luis Buñuel B Luis Buñuel, Jean-Claude Carrière K Edmond Richard A Pierre Gueffroy S Hélène Plemiannikov P Serge Silberman D Fernando Rey, Paul Frankeur, Delphine Seyrig, Bulle Ogier, Jean-Pierre Cassel | F & I & E | 102 min | 1:1,66 | f | 15. September 1972

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