Trans-Europ-Express
»Quel sujet?« – »Trafic de drogues. Tu sais … quelque chose d’animé, des bagarres, des viols, des truc qui sautent.« Alain Robbe-Grillet würde – mit Produzent und Assistentin – in den Trans-Europ-Express von Paris nach Antwerpen steigen und ersönne, weil ein Schnellzug ein attraktives Setting und »Trans-Europ-Express« ein guter Titel wäre, eine Filmhandlung aus, die im Trans-Europ-Express von Paris nach Antwerpen spielte (oder jedenfalls dort begänne): irgendetwas mit Drogenhandel, Krawall, Vergewaltigung – eine handfeste (und dabei amüsant paradoxe) Räuberpistole. Die Hauptrolle, einen Mann namens Elias, spielte Jean-Louis Trintignant, der als Kurier eines Kokainschmugglerrings anheuerte und einen Koffer mit doppeltem Boden von Paris nach Antwerpen zu bringen hätte, wo er – Beobachtungen, Verfolgungen und Prüfungen seiner Loyalität ausgesetzt – auf die schöne Eva träfe, deren Rolle Marie-France Pisier übernähme, Eva, die sich Elias für Geld anböte und dessen (sowie Robbe-Grillets) sado-erotischen Phantasien zu Willen wäre. Die Filmemacher würden den ausgesponnenen Plot ihres Thriller-Pasticcios fortwährend reflektieren, korrigieren, verkomplizieren, zum Beispiel dahingehend, daß der Schmuggel gar kein Schmuggel wäre sondern die Generalprobe eines Schmuggels, was der Schmuggler selbst aber erst erführe, wenn er den Koffer mit dem doppelten Boden bei seinen Auftraggebern ablieferte. »Trans-Europ-Express« verwebte – als parodistisch-klischierte Fiktion, sowohl des erdachten Kriminalfalles als auch des schöpferischen Prozesses – Rahmenhandlung und imaginiertes Geschehen immer wieder glasklar-verwirrend ineinander, um nach zweifachem (einmal unbewußten, einmal vorsätzlichen) Verrat sowie zwei Morden – einer lustvollen Erdrosselung und einem gezielten Todesschuß – mit einer doppelten Wiederauferstehung zu enden.
R Alain Robbe-Grillet B Alain Robbe-Grillet K Willy Kurant M Michel Fano S Bob Wade P Samy Halfon D Jean-Louis Trintignant, Marie-France Pisier, Christiane Barbier, Daniel Emilfork, Alain Robbe-Grillet | F & B | 96 min | 1:1,66 | sw | 25. Januar 1967
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