25.6.61

L'année dernière à Marienbad (Alain Resnais, 1961)

Letztes Jahr in Marienbad

»Laissez-moi, je vous supplie!« Ein Trugschloß. Ein Irrgarten. Darin ein Dreieck: sie (›A‹) und zwei Männer (›X‹ & ›M‹). Der eine ist möglicherweise ihr Mann, dem anderen begegnete sie eventuell letztes Jahr in Marienbad und versprach gegebenenfalls, mit ihm fortzugehen. Kino als ein »Vielleicht« in endlosen Variationen, als verschnörkeltes Durchspielen von (Un-)Möglichkeiten, als Verschlüsselung einer (unbekannten) Botschaft, als kühles Rätsel ohne Lösung, als Labyrinth ohne Eingang und Ausgang. Kino ohne Trennung von Wirklichkeit, Traum und (Wunsch-)Vorstellung, ohne Unterscheidung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, ohne Gewißheit, ohne Möglichkeit der Orientierung. Kino als verwinkelter Korridor durch Raum und Zeit, als mäandrierender Sound, als Puzzle der (behaupteten) Erinnerungen, als barockes Theater der Starre, der Posen, des Geheimnisses. Dies alles in gestochen scharfen, ultrafiktiven, bald fließend bewegten, bald zu Tode gefrorenen Dyaliscope-Bildern (Kamera: Sacha Vierny) über einem feierlichen, weit ausgelegten Orgeltonteppich (Musik: Francis Seyrig). Die beiden Alains – Resnais (Regie) und Robbe-Grillet (Buch) – spielen ein Spiel mit dem Zuschauer, das dieser nicht gewinnen kann – aber (wenn er sich nicht frustrieren läßt) gerade deshalb immer wieder zu spielen beginnt: ein Spiel um Leere und Fülle, Versuch und Irrtum, Erinnern und Vergessen, alles und nichts. »Auf den ersten Blick schien es unmöglich, sich darin verlieren zu können … auf den ersten Blick.«

R Alain Resnais B Alain Robbe-Grillet K Sacha Vierny M Francis Seyrig A Jacques Saulnier S Henri Colpi, Jasmine Chasney P Pierre Courau, Raymond Froment D Delphine Seyrig, Giorgio Albertazzi, Sacha Pitoëff | F & I | 94 min | 1:2,35 | sw | 25. Juni 1961

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