16.7.76

The Shootist (Don Siegel, 1976)

Der letzte Scharfschütze

Januar 1901. Queen Victoria ist tot, und John Bernard Books (John Wayne) geht es auch nicht besonders gut. In Carson City erhält der berühmt-berüchtigte Revolverheld vom Arzt seines Vertrauens (James Stewart) die niederschmetternde Diagnose: Krebs im Endstadium. Books nimmt Quartier im boarding house der ehrbaren Witwe Mrs. Rogers (Lauren Bacall), wo er in Ruhe (und Würde) auf den Tod warten will – aber ganz so einfach ist es natürlich nicht, wenn (Anti-)Helden abdanken. Im Handumdrehen treten die Legendenfledderer auf den Plan: alerte Journalisten und geschäftige Bestatter, frühere Geliebte und alte Gegenspieler des Moribunden (»I’m a dying man, scared of the dark.«) wittern leichtes Geld und/oder schnellen Ruhm ... Don Siegel zeichnet das respektvoll-unsentimentale Porträt eines Mannes, der seine Zeit überlebt hat, und bietet John Wayne (dem Western-Star schlechthin, der drei Jahre später an Krebs sterben wird) die Gelegenheit, einen ironisch-melancholischen (Genre-)Abschied von gestern zu zelebrieren; so fährt der alte Kämpe zwar mit der Straßenbahn zum finalen Duell, darf aber die letzten Dinge auf altbewährte Weise regeln.

R Don Siegel B Miles Hood Swarthout, Scott Hale V Glendon Swarthout K Bruce Surtees M Elmer Bernstein A Robert Boyle S Douglas Stewart P M. J. Frankovich, William Self D John Wayne, Lauren Bacall, Ron Howard, James Stewart, John Carradine | USA | 100 min | 1:1,85 | f | 16. Juli 1976

# 1192 | 6. Juni 2020

1.7.76

Im Staub der Sterne (Gottfried Kolditz, 1976)

Durchgeknallter Space-Camp über die Raumschiffbesatzung der ›Cynro 19/4‹, die, einem inter­galaktischen Notruf folgend, auf dem Planeten TEM 4 landet, wo man den Helfern überraschend feindlich gesinnt ist. Die Mannschaft um Kommandantin Akala und Navigator Suko ergründet schließlich das unterirdische Geheimnis der fremden Welt: Die friedlichen Ureinwohner werden von okkupantischen Exploiteuren in entwürdigender Sklaverei gehalten … Es ist weniger die klassenkämpferisch abgewandelte Fabel von Morlocks und Elois, die den Reiz von Gottfried Kolditz' zweitem Ausflug ins Science-Fiction-Genre ausmacht, es ist vielmehr der extravagante Entwurf einer aggressiv-hedonistischen Ausbeutergesellschaft, die mit grenzdebiler Freude am absurden Detail gestaltet wird. Besonders lustvoll spielt sich Brecht-Schwiegersohn Ekkehard Schall in den Vordergrund, der, mal im zartblauen Pannesamt-Overall, mal im knallrot abgefütterten Teufelscape, bald konvulsivisch zuckend, bald mit einer strammen Python poussierend, den Chef der Schurkentruppe gibt. Des Weiteren prunkt »Im Staub der Sterne« mit Spiegelkabinetten und Folterstühlen, mit Rasenballetten und Spray-Drogen, mit Lacklederoutfits und den weitesten Schlaghosen des Universums. Eine ko(s)mische Augenweide.

R Gottfried Kolditz B Gottfried Kolditz K Peter Süring M Karl-Ernst Sasse A Gerhard Helwig S Christa Helwig P Helmut Klein D Jana Brejchowá, Alfred Struwe, Ekkehard Schall, Milan Beli, Leon Niemczyk | DDR | 100 min | 1:1,66 | f | 1. Juli 1976