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20.11.68

Lady in Cement (Gordon Douglas, 1968)

Die Lady in Zement 

In seinem zweiten Fall stößt private detective Tony Rome (Sinatra) bei einem Tauchgang vor der Küste Floridas ganz zufällig auf eine »Lady in Zement«: Die Füße der schnittigen Blondine stecken in gewichtigen Schuhen, ihre Haare wogen lyrisch in der Strömung des Meeres. Obwohl der Fall, der sich daraus entwickelt (und (natürlich) weitere Opfer fordert), bis zur Auflösung (und darüber hinaus) völlig nebulös bleibt, erntet das (nach-) lässige Sequel die gleichen formalen Meriten wie sein Vorgänger. Zudem sorgen eine Reihe von schrulligen Charakteren (unter anderem Dan »Hoss Cartwright« Blocker als grober Klotz von einem Kleinganoven) und zahlreiche atmophärische Miniaturen (in diversen Nachtbars und Luxushotels Miamis) für vergnügliche Kurzweil. Raquel Welch bleibt dank explodierender Frisuren im Gedächtnis.

R Gordon Douglas B Marvin H. Albert, Jack Guss V Marvin H. Albert K Joseph Biroc M Hugo Montenegro A LeRoy Deane S Robert L. Simpson P Aaron Rosenberg D Frank Sinatra, Raquel Welch, Richard Conte, Martin Gabel, Dan Blocker | USA | 93 min | 1:2,35 | f | 20. November 1968

10.11.67

Tony Rome (Gordon Douglas, 1967)

Der Schnüffler

Locker-leichte Late-60s-Variation der verwinkelten Chandler-Plots: Frank Sinatra, arch-crooner und leader of the (rat) pack, ermittelt als Tony Rome (Privatdetektiv mit starkem Hang zu Pferdewetten) in einer unübersichtlichen Familienangelegenheit, in der es unter anderem um teuren Schmuck, Erpressung sowie Bigamie geht, und stolpert dabei über eine stattliche Zahl von Leichen. Ort des Geschehens ist Miami Beach (»20 miles of sand looking for a city.«), die Stimmung ist groovy, die Ladies – Lyon, Rowlands, St. John – haben Bond-appeal. Gordon Douglas inszeniert mit unspektakulärem Formgefühl, Joseph Biroc fotografiert in glasklarem Sunny-noir-Stil, Nancy Sinatra steuert den Titelsong bei: »Love is for those who have the time to / Rome is for those who are inclined to.«

R Gordon Douglas B Richard Breen V Marvin H. Albert K Joseph Biroc M Billy May A Jack Martin Smith, Jim Roth S Robert L. Simpson P Aaron Rosenberg D Frank Sinatra, Jill St. John, Richard Conte, Gena Rowlands, Simon Oakland | USA | 110 min | 1:2,35 | f | 10. November 1967

10.8.60

Ocean’s 11 (Lewis Milestone, 1960)

Frankie und seine Spießgesellen

Danny Ocean (Frank Sinatra) versammelt eine Gruppe alter Kriegskameraden, ehemalige Angehörige der 82nd Airborne Division, die am Strand von Anzio und in den Ardennen gekämpft haben, um in den Casinos von Las Vegas auf Beutezug zu gehen: »Why waste those cute little tricks that the Army taught us just because it’s sort of peaceful now.« Die ironische Prämisse – soldatisch geschulte Profis nutzen ihre spezifischen Fähigkeiten, um ein großes Ding zu drehen – ähnelt auf verblüffende Weise jener der kurz zuvor entstandenen Diebeskomödie »The League of Gentlemen«; daß »Ocean’s 11« – trotz der vollständigen Anwesenheit des berühmt-berüchtigten Rat Packs (neben Sinatra: Dean Martin, Sammy Davis Jr., Peter Lawford, Joey Bishop sowie Shirley MacLaine in einem betrunkenen Kurzauftritt) – anders als sein britisches Pendant nur wenig Esprit entwickelt, ist in erster Linie der betulichen Inszenierung geschuldet. Eine sehr lange Stunde nimmt sich Lewis Milestone Zeit, um die Bande zu formieren, die Protagonisten vorzustellen, die verschiedenen Motivationen klarzulegen. Mit der eigentlichen Vorbereitung und Durchführung des Coups kommt der Film in der zweiten Hälfte zwar auf Touren, doch erst gegen Ende stellt sich die croonerhafte Lässigkeit ein, die wohl das ganze Gaunerstück durchwirken sollte.

R Lewis Milestone B Charles Lederer, Harry Brown K William H. Daniels M Nelson Riddle A Nicolai Remisoff S Philip W. Anderson P Lewis Milestone D Frank Sinatra, Dean Martin, Peter Lawford, Sammy Davis Jr., Angie Dickinson, Richard Conte, Akim Tamiroff | USA | 127 min | 1:2,35 | f | 10. August 1960

# 1061 | 18. Juli 2017

13.2.55

The Big Combo (Joseph H. Lewis, 1955)

Geheimring 99

»Hate! Hate is the word.« Lieutenant Diamond (»a righteous man«: Cornel Wilde) setzt alles daran, den berüchtigten Gangsterboß Mr. Brown (»a ›very reasonable‹ man«: Richard Conte) zu Fall zu bringen. Trotz des Einsatzes beträchtlicher finanzieller Mittel und regelmäßiger umfangreicher Razzien bleiben seine Bemühungen erfolglos: Dem selbstüberzeugt-rücksichtslosen Schurken (»First is first, and second is nobody.«), der stets ein infames Grinsen zur Schau trägt, ist mit herkömmlicher Polizeiarbeit nicht beizukommen. Diamond nimmt Browns blonde Geliebte Susan Lowell (»a wayward girl«: Jean Wallace), der er selbst mit Haut und Haaren verfallen ist, ins Visier, um auf diesem Wege justiziable Informationen zu gewinnen ... Joseph H. Lewis entwickelt aus der brisanten Dreieckskonstallation ein finsteres Melodram, in dem alles (zumeist gewalttätige) Handeln triebgesteuert, zwanghaft, alternativlos erscheint: »I live in a maze, Mr. Diamond«, bekennt Susan, »a strange, blind and backward maze, and all the little twisting paths lead back to Mr. Brown.« Plastisch gezeichnete Nebenfiguren (ein entthronter Bandenchef, der seinem Nachfolger Handlangerdienste leisten muß; zwei Killer, die einander in liebevoller Freundschaft verbunden sind; eine abgelegte Ehefrau, die sich aus Angst in den Wahnsinn flüchtet), dazu David Raksins jazzig-urbaner Score und Philip Yordans pointierte Hard-boiled-Dialoge, vor allem aber John Altons virtuose Schwarzweißkamera, die in extrem reduzierten Szenerien mittels harter Schlaglichter und tiefer Schatten, scharfer Konturen und diffuser Nebelschleier einen (beinahe) unentrinnbaren Gefühls-und Großstadtdschungel erschafft, heben »The Big Combo« in den Rang eines schwarzen Meisterwerks.

R Joseph H. Lewis B Philip Yordan K John Alton M David Raksin A Rudi Feld S Robert Eisen P Sidney Harmon D Cornel Wilde, Richard Conte, Brian Donlevy, Jean Wallace, Lee van Cleef | USA | 88 min | 1:1,85 | sw | 13. Februar 1955

# 1084 | 5. Dezember 2017

23.3.53

The Blue Gardenia (Fritz Lang, 1953)

Gardenia – Eine Frau will vergessen

To go astray: sich verlaufen, vom Weg abkommen, auf die schiefe Bahn geraten … Nachdem sie brieflich von ihrem Verlobten verlassen wurde, flieht die gefühlsbetonte Norah (Anne Baxter) aus der behüteten Wohngemeinschaft mit ihren beiden Freundinnen, sucht Ablenkung beim Date mit einem notorischen Frauenhelden (Raymond Burr); der feuchtfröhliche Abend endet mit Zudringlichkeiten und gewaltsamer Abwehr. Am nächsten Morgen erwacht Norah neben der Leiche des Aufreißers, kann sich an nichts mehr erinnern, ergreift panisch die Flucht … Indem er die Aufklärung einer im Dunkel des Vergessens liegenden Bluttat betreibt, erforscht Fritz Lang mit schwarzer Ironie den Gegensatz von romantischen Wunschbildern und berechnender Erotik, die Kollision von (medial generierten) Träumen und nackten Tatsachen in einer Gesellschaft, die Mord als prickelnden Unterhaltungsstoff goutiert. Der Starreporter (Richard Conte), der den mysteriösen Fall ausschlachtet, verwandelt die Suche nach Wahrheit in einen einträglichen Knüller, während die schuldverstrickte Unschuld auf ihrem Fehlgang immer weiter in die Enge getrieben wird – eine banale Geschichte von überraschender Komplexität. Stellenweise wirkt »The Blue Gardenia« wie eine boshafte Entgegnung auf die im selben Jahr gedrehte Breitwand-Romanze »How to Marry a Millionaire«: (drei) Frauen in der Wartschleife für das Glück, das am Ende darin besteht, noch einmal davonzukommen, wieder nach Hause zu finden.

R Fritz Lang B Charles Hoffman, Vera Caspary K Nicholas Musuraca M Raoul Kraushaar A Daniel Hall S Edward Mann P Alex Gottlieb D Anne Baxter, Richard Conte, Ann Sothern, Raymond Burr, George Reeves | USA | 90 min | 1:1,37 | sw | 23. März 1953

13.2.48

Call Northside 777 (Henry Hathaway, 1948)

Kennwort 777

»What’s the matter, won’t the pieces fit together?« Einmal mehr nutzt Henry Hathaway semidokumentarische Gestaltungsmittel, um eine Geschichte aus dem wahren Leben in ein kühles Noir-Drama zu verwandeln. Elf Jahre nach der Verurteilung von Frank Wiecek (Richard Conte) wegen Polizistenmordes bietet die Mutter des vermeintlichen Täters per Zeitungsannonce demjenigen 5.000 Dollar, der die Unschuld ihres Sohnes beweist. P. J. McNeal (James Stewart), Reporter der ›Chicago Times‹, wird von seinem Chefredakteur (Lee J. Cobb) auf die Spur des Falles gesetzt. Der mit allen journalistischen Wassern gewaschene Skeptiker sieht zunächst lediglich eine (in wilden Prohibitionszeiten wurzelnde) human-interest story, stößt jedoch bald schon – im nagenden Widerspruch zur eigenen (= vorgefaßten) Meinung – in Akten und Archivalien auf diverse Ungereimtheiten, die ihn schließlich von der Unsauberkeit des Verfahrens überzeugen. Hathaway dreht nicht nur an Originalschauplätzen (in den proletarisch-pittoresken polnischen Vierteln von Chicago), er bringt auch modernste Technik wie Funkbildübertragung und den Lügendetektor (vorgestellt und bedient von seinem Erfinder Leonarde Keeler) erzählerisch zum Einsatz, um das kriminalistische Puzzle filmisch wirkungsvoll zusammenzusetzen. Am Ende steht, neben einer Apologie der (späten) Gerechtigkeit und der Selbstheilungskräfte des Systems, die Erkenntnis, daß die Teile des Ganzen nie ein falsches Bild ergeben – sofern sie aus der richtigen Perspektive betrachtet werden.

R Henry Hathaway B Jerome Cady, Jay Dratler, Leonard Hoffman, Quentin Reynolds V James P. McGuire K Joseph MacDonald M Alfred Newman A Lyle R. Wheeler, Mark-Lee Kirk Ko Kay Nelson S J. Watson Webb Jr. P Otto Lang D James Stewart, Lee J. Cobb, Richard Conte, Helen Walker, Kasia Orzazewski | USA | 112 min | 1:1,37 | sw | 13. Februar 1948

# 1185 | 5. Januar 2020

15.1.47

13 Rue Madeleine (Henry Hathaway, 1947)

Die zweite »semidocumentary« des Gespanns Louis de Rochemont (Produktion) und Henry Hathaway (Regie) folgt, anders als der Vorgänger »The House on 92nd Street«, sehr deutlich den Konventionen des klassischen Spionagefilms: Ein zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in den militärischen Nachrichtendienst der USA eingeschmuggelter deutscher Agent (entschlossen: Richard Conte) will die Pläne der Alliierten zur Errichtung einer zweiten Front auskundschaften; der Leiter der Einheit (kernig: James Cagney) setzt alles daran, die Mission seines Widersachers zu torpedieren. Der gnadenlose Kampf (»Fair play? That’s out!«) führt schließlich hinter die feindlichen Linien ins besetzte Frankreich … Zwar erhält in »13 Rue Madeleine« die Darstellung von geheimdienstlicher Ausbildung und Alltagsarbeit wiederum viel Raum, auch werden die tödlichen Risiken des zweitältesten Gewerbes der Welt nicht durch wundersame (Drehbuch-)Rettungen in letzter Minute beschönigt, doch die faktenorientierte Sachlichkeit tritt in den Hintergrund zugunsten herkömmlicher Mechanismen von Spannungsentwicklung, bis hin zum finalen Duell der Gegenspieler in einem schummrigen Folterkeller.

R Henry Hathaway B Sy Bartlett, John Monks Jr. K Norbert Brodine M David Buttolph A James Basevi, Maurice Ransford S Harmon Jones P Louis de Rochemont D James Cagney, Richard Conte, Annabella, Frank Latimore, Walter Abel | USA | 95 min | 1:1,37 | sw | 15. Januar 1947

9.1.21

Il boss (Fernando Di Leo, 1973)

Der Teufel führt Regie

Überwachen und Strafen oder (Un-)Ordnung der Dinge: Fernando Di Leo konstruiert einen fast abstrakten Thriller über mafiotische Machtkämpfe sowie die Wechselbeziehungen zwischen Kriminalität, Polizei und Politik. Im Mittelpunkt des gewalttätigen Geschehens steht der ambitiöse Killer Nick Lanzetta (gleichmütig: Henry Silva), ein Mann aus dem Nichts, der sich durch eine vorteilsbewußte Mischung aus Loyalität und Tücke, Brutalität und Intelligenz (freilich nicht als einziger) dafür empfiehlt, in die Fußstapfen des in alle Richtungen gut vernetzten und (scheinbar) allmächtigen Palermitaner Paten Don Corrasco (ehrenwert: Richard Conte) zu treten. Di Leo interessiert sich in der Tradition des großen Schwarz- und Klarsehers Fritz Lang nicht so sehr für psychologische Befindlichkeiten, sondern vielmehr für organisatorische Strukturen und die Mechanik betrieblicher Prozesse (in diesem Fall des (des-)organisierten Verbrechens und seiner Konsorten). So entfaltet sich eine nihilistisch-lakonische Milieustudie voller Klang und Wut, ein rabiat-luzides Genrestück, das die ständige Beschwörung von Begriffen wie Familie und Treue, Recht und Gesetz als leeres Geschwätz entlarvt, indem es den systembedingten Sozialdarwinismus aller Beteiligten zu mörderischem Vorschein bringt.

R Fernando Di Leo B Fernando Di Leo V Peter McCurtin K Franco Villa M Luis Enríquez Bacalov A Francesco Cuppini Ko Elisabetta Lo Cascio S Amedeo Giomini P Armando Novelli D Henry Silva, Richard Conte, Gianni Garko, Vittorio Caprioli, Claudio Nicastro, Antonia Santilli | I | 111 min | 1:1,85 | f | 1. Februar 1973

# 1204 | 19. September 2020