Der Reigen
»Où sommes-nous ici? Sur une scène? Dans un studio? Dans une rue? Ah … nous sommes à Vienne. 1900.« Der soignierte Conférencier (Adolf Wohlbrück), der die Mechanik der episodischen Handlung in Gang setzt, wird das folgende Ringelreihen der Begierde – von der Dirne zum Soldaten zum Stubenmädchen zum jungen Herrn zur verheirateten Frau zum Ehemann zum süßen Mädel zum Dichter zur Schauspielerin zum Grafen zurück zur Dirne – immer wieder ironisch kommentieren, es in verschiedenen Masken (als Kutscher, als Kellner, als Hausmeister) begleiten, es ab und zu sogar eingreifend lenken. Die erzählerische Kreisbewegung, von der die zehn Paarungen zusammengebunden werden, erscheint als (opulent ausgestattete) Allegorie der ewigen Wiederkehr von Lust und Enttäuschung, als (detailreich ausgemaltes) Gleichnis von der genußfreudigen Monotonie des Eros. Formale Entsprechungen findet diese Rotation der (schnell erkaltenden) Gefühle visuell im Motiv des endlos sich drehenden Karussells sowie musikalisch in der Melodie eines von Oscar Straus komponierten Walzers:» Tournent, tournent, mes personnages / La terre tourne jour et nuit.« Max Ophüls (der eigentliche Spielführer) entzaubert in »La ronde« nicht nur (darin Arthur Schnitzler, dem Autoren der Vorlage, folgend) mit melancholischem Spott und theatralischen Verfremdungseffekten die romantische Liebe – durch die Einführung eines neben und über dem Geschehen schwebenden meneur de jeu werden die Protagonisten (verkörpert unter anderem von Simone Signoret, Gérard Philipe, Danielle Darrieux, Serge Reggiani) darüber hinaus zu zweifachen Marionetten: ihres nicht zu unterdrückenden Verlangens und ihres unentrinnbaren Schicksals.
R Max Ophüls B Max Ophüls, Jacques Natanson V Arthur Schnitzler K Christian Matras M Oscar Straus A Jean d’Eaubonne S Léonide Azar P Ralph Baum, Sacha Gordine D Adolf Wohlbrück, Simone Signoret, Gérard Philipe, Danielle Darrieux, Serge Reggiani | F | 97 min | 1:1,37 | sw | 27. September 1950
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