14.4.54

Eine Frau von heute (Paul Verhoeven, 1954)

Der Krieg als Vater der Emanzipation: Die heimgekehrten Männer, gebrochen und desillusioniert, kommen mit der neugewonnenen Selbständigkeit ihrer Frauen nicht klar. Luise Ullrich spielt »Eine Frau von heute« mit Verve und antinaturalistischem Charme; ihre erfolgreiche Gemüse-Großhändlerin Toni Bender ist eine 50er-Jahre-Ausgabe der Maria Braun, die Fassbinder ein Vierteljahrhundert später erfinden wird, züchtiger natürlich, nachdenklicher, bescheidener und ohne Pelz – aber vielleicht genau deshalb um einiges authentischer. Als desorientierter Gatte sucht Curd Jürgens sein Heil (vorübergehend) bei einer anderen und steht ansonsten tumb und klobig in den Dekorationen herum – eine bedauerliche Fehlbesetzung in einem ansonsten ansehnlichen Ensemble: Carsta Löck gibt eine frauensolidarische Freundin, die begnadete Annie Rosar eine kupplerische Zimmerwirtin. Paul Verhoeven bleibt inszenatorisch ganz nah bei seinen Akteuren, und wenn Toni auf der Suche nach einer liegengebliebenen Zitronenlieferung Italien bereist, wittert das Adenauerkino sogar ein klein wenig neoveristische Morgenluft. Die wie mit Pattex angeklebte Schlußapotheose des Eheglücks folgt dann wieder dem Reglement des guten, alten deutschen Films.

R Paul Verhoeven B Juliane Kay, Paul Verhoeven K Franz Weihmayr M Fritz Wenneis A Franz Bi, Bruno Monden S Klaus Dudenhöfer P Friedrich A. Mainz D Luise Ullrich, Curd Jürgens, Carsta Löck, Robert Freitag, Annie Rosar | BRD | 95 min | 1:1,37 | sw | 14. April 1954

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