»Mais où sont les funérailles d’antan?« Als er fühlt, daß es mit ihm zu Ende geht, legt der alte comte de Kéraudren (Pierre Brasseur) das Gewand eines Malteser-Ritters an, setzt sich in seinen geheimen Wandschrank und stirbt. Hinter einer Spiegelscheibe verborgen, beobachtet der Tote das weitere Geschehen: Solange die Leiche des Grafen verschwunden ist, können die Hinterbliebenen (unter ihnen Jean-Louis Trintignant als vorwitziger Medizinstudent und Marianne Koch als herb-sinnliche deutsche Cousine) ihr Erbe nicht antreten; während der Wartezeit schrumpft der Kreis der Anwärter auf das gräfliche Vermögen erheblich … Es ist nicht der von Boileau-Narcejac nachlässig konstruierte Zehn-kleine-Negerlein-Krimi, der Georges Franju interessiert (keiner der zahlreichen Todesfälle zieht polizeiliche Ermittlungen nach sich!), es sind vielmehr die Kulisse eines spitztürmig-verwinkelten Märchenschlosses, das Gemisch aus nachtwandlerischem Schattentheater und makabrem Schicksalsspiel voller Stimmenhören und Vogelgeflatter, die »Pleins feux sur l’assassin« ein eigentümlich schwarzes (und schwarzhumoriges) Kolorit verleihen. Halluzinatorische Qualität entwickelt der Film, wenn die mittelalterliche Familienlegende vom eifersüchtigen Ritter und seinem ungetreuen Weib mittels moderner Technik als publikumswirksames son-et-lumière-Spektakel im Schloßhof nachinszeniert wird (die verhinderten Erben brauchen Geld!): Einst und Jetzt fließen wie im Traum zusammen, bis die Gegenwart tödlich aus der Vergangenheit hervorbricht …
R Georges Franju B Pierre Boileau, Thomas Narcejac, Robert Thomas, Georges Franju K Marcel Fradetal M Maurice Jarre A Roger Briaucourt S Gilbert Natot P Jules Borkon D Jean-Louis Trintignant, Marianne Koch, Philippe Leroy, Dany Saval, Pierre Brasseur | F | 95 min | 1:1,37 | sw | 31. März 1961