Die zweite deutsche Verfilmung des Klassikers von Erich Kästner (nach Gerhard Lamprechts und Billy Wilders Adaption von 1931): Wieder reist der Junge Emil Tischbein (Peter Finkbeiner) mit der Bahn von Neustadt nach Berlin; wieder stiehlt ihm der Bösewicht Grundeis (Kurt Meisel) die für Großmutter bestimmten 140 Mark aus der Innentasche des Jacketts; wieder findet sich eine Gruppe von mutigen Kindern zusammen, die den Verbrecher observiert, verfolgt, überführt. Der Schauplatz indes hat sich verändert, ist vom Luftkrieg schwer ramponiert. Notbauten säumen die Straßen, deren Asphaltdeckung allenthalben zerborsten ist; die Detektive schlagen ihr Hauptquartier in einem Symbol der Zerstörung und des Überlebenswillens der einstigen Metropole auf: in der Ruine der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Die Lügengeschichten des Schurken über die sagenhafte Großstadt Berlin, in der hundertstöckige Hochhäuser stünden, wirken wie Hohn auf die todbringende Hybris, die diese Stätte unlängst noch beherrschte. Um so stärker betont Robert A. Stemmle in seiner Nachkriegsfassung von »Emil und die Detektive« das Element einer wiedererwachten moralischen und öffentlichen Ordnung. Nicht nur daß Emils alleinstehende Mutter einen Wachtmeister heiraten wird, um dem Knaben einen Vater zu geben; am Ende, nach erfolgreicher Arretierung des Spitzbuben, besucht die ganze Bande das Polizeisportfest im Olympiastadion. Ruhe ist die erste Bürgerpflicht.
R Robert A. Stemmle B Robert A. Stemmle V Erich Kästner K Kurt Schulz M Georg Haentzschel A Willi A. Herrmann, Heinrich Weidemann S Hermann Leitner P Kurt Ulrich D Peter Finkbeiner, Kurt Meisel, Margarete Haagen, Heli Finkenzeller, Wolfgang Lukschy | BRD | 96 min | 1:1,37 | f | 14. Oktober 1954