Der zerrissene Vorhang
Brian Moore, der irische Schriftsteller, der das Drehbuch zu »Torn Curtain« verfaßte, meinte über das Skript selbstkritisch, daß er es weggeschmissen hätte, wenn es einer seiner Romane gewesen wäre. Auch sonst läßt sich über Alfred Hitchcocks fünfzigsten Film kaum Positives sagen: Die Spionage-Story um einen amerikanischen Wissenschaftler (lasch: Paul Newman), der in der DDR die entscheidende Komponente einer kernphysikalischen Formel auskundschaften will (wobei ihm ungebetenerweise seine Verlobte (bieder: Julie Andrews) hinterdreinkommt), funktioniert weder auf der emotionalen noch auf der Spannungsebene, ist dabei zumeist schwunglos inszeniert, häufig ungelenk geschnitten, (trick-)technisch oft genug nachlässig realisiert. Daß Hitchcock, dem an äußerem Realismus nie viel lag, bei der Darstellung der kommunistischen Ostzone jede Authentizität in die Tonne tritt, daß durch seine Gips-, Papp- und Rückpro-DDR idealistische Untergründler, marodierende russische Soldaten und durchgeknallte polnische Gräfinnen irrlichtern, wäre ihm nicht vorzuwerfen, hätte er die absurden Momente nur nicht so rar gesät. Größtes Manko des öden Streifens sind jedoch die aberwitzig fehlbesetzten Hauptrollen: ›Fast‹ Eddie Felson und Mary Poppins passen in einen Hitchcock-Thriller wie W. C. Fields in eine chorus line. Einen gewissen mimischen Ausgleich schaffen hier die deutschen Nebendarsteller Günter Strack, Hansjörg Felmy und – insbesondere! – Wolfgang Kieling (der kurze Zeit später selbst ins Weltfriedenslager übersiedeln sollte): Als lederbejackter Stasi-Scherge darf Letzterer plastisch veranschaulichen, wie schwierig es ist totzugehen.
R Alfred Hitchcock B Brian Moore K John F. Warren M John Addison A Hein Heckroth Ko Edith Head, Grady Hunt S Bud Hoffman P Alfred Hitchcock D Paul Newman, Julie Andrews, Lila Kedrova, Hansjörg Felmy, Wolfgang Kieling | USA | 128 min | 1:1,85 | f | 14. Juli 1966
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14.7.66
2.3.65
The Sound of Music (Robert Wise, 1965)
Meine Lieder, meine Träume
Als hätte Robert Wise viel zu viele Heimat- und Schlagerfilme gesehen, fliegt das Auge der Kamera (in Todd-AO!) erst einmal über jede Menge idyllischer Alpentäler, -seen und -wiesen, um sodann eine wie besoffen mit sich selbst tanzende Julie Christie ins Visier zu nehmen, die mit ausgebreiteten Armen »The hills fill my heart with the sound of music!« schmettert. Wise erreicht die luftigen Höhen dieser konsequent ausgespielten Peinlichkeit mühelos immer wieder, und spätestens wenn Christopher Plummer alias Baron von Trapp alias Bill Lee (Stimme) beklampft und bejankert im Kreise seiner Kinderschar »Edelweiß, Edelweiß, bless my homeland forever« zum Besten gibt, kann man die künstlerische Entschiedenheit dieser einmaligen Huldigung Hollywoods an Kultur und Werte des alten Europa nur noch mit offenem Mund bestaunen. Die Breitwand-Adaption von Rogers’ und Hammersteins monumental-verschmockter Salzburger Familienoperette mit singenden Nonnen, musikalischen Priestern und schnarrenden Nazis bereitet dem masochistischen Connaisseur – schon wegen ihrer gefühlten Endlosigkeit – ein ähnliches Vergnügen wie eine ganz, ganz langsame Steinigung mit Mozartkugeln.
R Robert Wise B Ernest Lehman V Maria Augusta Trapp, Howard Lindsay, Russel Crouse K Ted McCord M Richard Rogers A Boris Leven S William Reynolds P Robert Wise D Julie Andrews, Christopher Plummer, Eleanor Parker, Richard Haydn, Peggy Wood | USA | 174 min | 1:2,35 | f | 2. März 1965
Als hätte Robert Wise viel zu viele Heimat- und Schlagerfilme gesehen, fliegt das Auge der Kamera (in Todd-AO!) erst einmal über jede Menge idyllischer Alpentäler, -seen und -wiesen, um sodann eine wie besoffen mit sich selbst tanzende Julie Christie ins Visier zu nehmen, die mit ausgebreiteten Armen »The hills fill my heart with the sound of music!« schmettert. Wise erreicht die luftigen Höhen dieser konsequent ausgespielten Peinlichkeit mühelos immer wieder, und spätestens wenn Christopher Plummer alias Baron von Trapp alias Bill Lee (Stimme) beklampft und bejankert im Kreise seiner Kinderschar »Edelweiß, Edelweiß, bless my homeland forever« zum Besten gibt, kann man die künstlerische Entschiedenheit dieser einmaligen Huldigung Hollywoods an Kultur und Werte des alten Europa nur noch mit offenem Mund bestaunen. Die Breitwand-Adaption von Rogers’ und Hammersteins monumental-verschmockter Salzburger Familienoperette mit singenden Nonnen, musikalischen Priestern und schnarrenden Nazis bereitet dem masochistischen Connaisseur – schon wegen ihrer gefühlten Endlosigkeit – ein ähnliches Vergnügen wie eine ganz, ganz langsame Steinigung mit Mozartkugeln.
R Robert Wise B Ernest Lehman V Maria Augusta Trapp, Howard Lindsay, Russel Crouse K Ted McCord M Richard Rogers A Boris Leven S William Reynolds P Robert Wise D Julie Andrews, Christopher Plummer, Eleanor Parker, Richard Haydn, Peggy Wood | USA | 174 min | 1:2,35 | f | 2. März 1965
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