20.10.61

Tobby (Hansjürgen Pohland, 1961)

Tobby ist Jazzer (nicht Dschähßer sondern Jattzer!) mit Leib und Seele: Er spielt furios Schlagzeug und Mundharmonika, er singt und jammt, er konzertiert im ›Riverboat‹ am Fehrbelliner Platz und improvisiert im Hinterzimmer von Kurt Mühlenhaupts Kreuzberger Trödelladen. Tobby ist Berliner mit Leib und Seele: Er lebt mit geschiedener Frau (»Ich schätze sie sehr.«) und zwei kleinen Söhnen in einem lauschigen Siedlungshaus am Rande der Stadt und nächtigt bei schicken Mädchen in schicken Hansaviertel-Apartments, er rauscht auf dem Fahrrad kreuz und quer durch die kriegsversehrte Metropole und badet vor dem Frühstück im Wannsee, er streift durch malerische Ruinen und weiß nicht was er machen soll: Das lukrative Angebot annehmen oder nicht? Immer wieder klingelt verlockend das Telefon: Eine Tournee, sechs Monate Musik, Reisen, Geld, viel Geld. Aber kein Jazz, keine lebendiger Atem – sondern das, was die Leute hören wollen. Sich verkaufen oder bei sich bleiben, das ist die Frage. Tobby ist Tobias Fichelscher, ein Berliner Jazzer, der Tobby spielt; Tobbys Frau im Leben ist Tobbys Frau im Film, Tobbys Söhne spielen Tobbys Söhne. »Tobby« entscheidet sich nicht zwischen Dokumentation und Fiktion; Hansjürgen Pohland (Regie) und Wolf Wirth (Kamera), die bald nach Fertigstellung ihres Films das Oberhausener Manifest unterzeichnen werden, setzen sich so nonkonformistisch zwischen die Stühle wie ihr eigensinniger Protagonist: Daß eine Handvoll Menschen verstehe, worum es ihm gehe, sei ihm wichtiger als eine hohe Gage, sagt Tobby. »Tobby« versucht dieses Befinden in Bilder, in Montagen zu fassen, versucht, einer Haltung nachzuspüren, in einen sperrigen Charakter einzutauchen. Dazu sind den Machern viele Mittel recht: Reportage und Kolportage, cinéma vérité und visuelle Symbolik. Damit trifft »Tobby« den Ton eines Ortes und einer Zeit und eines Menschen. »Tobby« ist Jazz.

Tobby | R Hansjürgen Pohland B Hansjürgen Pohland, Siegfried Hofbauer K Wolf Wirth Tobias Fichelscher, Manfred Burtzlaff S Christa Pohland P Hansjürgen Pohland D Tobias Fichelscher, Anik Fichelscher, Eva Häußler, Francis Conrad Charles, Kurt Mühlenhaupt | BRD | 81 min | 1:1,37 | sw | 20. Oktober 1961

19.10.61

Mörderspiel (Helmuth Ashley, 1961)

»Nun sterbt mal schön.« Klaus Troger (Harry Meyen) ist ein Frauenmörder. Der erfolgreiche Modeschöpfer leidet unter der höhnischen Verachtung seiner blonden Gattin (Magali Noël). Darum erwürgt er regelmäßig Blondinen … Nein, Trivialpsychologie steht nicht im Mittelpunkt von Helmuth Ashleys frostig-sarkastischem Wirtschaftswunderthriller, vielmehr geht es um Trogers kaltblütigen Versuch, Spuren zu beseitigen, eine frische Tat zu vertuschen, auf der er so gut wie ertappt worden ist. Mehr noch: Es ist es ein doppeltes, ein dreifaches, ein zigfaches »Mörderspiel«, das im Penthouse eines betuchten Unternehmers gespielt wird, denn (fast) alle Beteiligten haben etwas zu verbergen – oder zu entlarven: Gefühllosigkeit, Sucht, Schulden, Untreue, Verzweiflung, Herzensträgheit, Leere. Gesellschaft bedeutet, die Anwesenheit von herzlich verabscheuten Menschen zu ertragen, deren Tod jederzeit billigend in Kauf genommen wird. Ein Hauch von Buñuel, eine Brise Sartre, eine leise Ahnung von ›ángel exterminador‹ und ›huis clos‹ weht durch die von Sven Nykvist in hartem Schwarzweiß fotografierte oberflächliche Wohlstandswelt, in der Eingeschlossene, Zusammengesperrte, Standesgenossen sich das süße Leben konsequent zur Hölle machen.

R Helmuth Ashley B Thomas Keck, Helmuth Ashley V Max Pierre Schaeffer K Sven Nykvist M Martin Böttcher A Rolf Zehetbauer S Walter Boos P Utz Utermann, Claus Hardt D Harry Meyen, Magali Noël, Götz George, Hanne Wieder, Wolfgang Kieling, Wolfgang Reichmann, Robert Graf | BRD & F | 84 min | 1:1,37 | sw | 19. Oktober 1961

# 844 | 10. März 2014

18.10.61

Es muß nicht immer Kaviar sein (Géza von Radványi, 1961)

Die klamottig-schwerfällige Bestseller-Adaption des Produzenten Artur »Atze« Brauner degradiert Johannes Mario Simmels weltläufigen Londoner Privatbankier Thomas Lieven ohne Not zum kleinen Schalterbeamten (mit 3 Pfund in der Woche), was vor allem in Hinblick auf die affig-penetrante Großschauspielerei des Hauptdarstellers O. W. Fischer wenig Sinn ergibt. Die (von wechselnden Damenbekanntschaften begleiteten) Weltkriegsabenteuer eines unfreiwilligen Mehrfachspions zwischen aalglatten Briten, aufgeplusterten Franzosen und schmierigen Nazis werden von einem unsagbar launigen Kommentator gnadenlos zugequatscht, Kamera, Ausstattung und Kostümbild sind zu keinem Zeitpunkt ernstlich darum bemüht, eine spezifische historische Atmosphäre zu entwickeln, und kaum je erhebt sich Géza von Radványis (wohl satirisch gemeinte) Inszenierung über das Niveau einer lahmen Nummernrevue aus dem Provinzkabarett.

R Géza von Radványi B Henri Jeanson, Paul Andréota, Jean Ferry V Johannes Mario Simmel K Friedel Behn-Grund M Rolf Wilhelm A Otto Pischinger, Herta Hareiter S Walter Wischniewsky P Artur Brauner D O. W. Fischer, Eva Bartok, Senta Berger, Viktor de Kowa, Jean Richard | BRD & F | 106 min | 1:1,66 | sw | 18. Oktober 1961

# 1016 | 17. August 2016

16.10.61

Såsom i en spegel (Ingmar Bergman, 1961)

Wie in einem Spiegel

»Die Realität zerbrach, und ich fiel heraus. Alles kann passieren. Alles!« Die Suche nach Gott als Schußfahrt in den Wahnsinn: Mittsommer auf einer Insel in der Ostsee. Die vier Protagonisten der Erzählung – eine Frau und drei Männer – steigen aus dem Meer. Ingmar Bergman entwickelt mit ihnen in einer Nacht und einem Tag eine komplexe (familiäre) Konstellation: Karin (Harriet Andersson) leidet (wohl unheilbar) an Schizophrenie, ihr Vater David (Gunnar Björnstrand), ein ausgebrannter Schriftsteller, interessiert sich für den geistigen Zerfall der Tochter vornehmlich aus künstlerischem Verwertungsdrang, ihr Ehemann Martin (Max von Sydow), ein unterkühlter Arzt, betrachtet seine Frau als Patientin, ihr kleiner Bruder Minus (Lars Passgård), verwirrt von den körperlichen und seelischen Verwerfungen der Pubertät, will der Schwester helfen – und weiß doch nicht wie… Hinter der floral ornamentierten Tapete eines leeren Dachstübchens vernimmt Karin Stimmen, die von der baldigen Ankunft eines liebenden Gottes flüstern. Die erwartungsvoll Hörende gerät in Extase, doch als sich ihr der Allmächtige schließlich offenbart, wendet sie sich schreiend ab – zu schrecklich erscheinen das steinerne Gesicht, die Kälte der Augen: »Ich habe Gott gesehen.« In einem deklamatorischen Epilog räsoniert der geläuterte Vater über seine Hoffnung auf die Liebe als Gottesbeweis in der menschlichen Welt, eine Zuversicht, die auch seinen verzweifelten Sohn tröstet: »Papa hat mit mir gesprochen.« Differenziert gespielt und im Zwielicht der herben nördlichen Landschaft eindrucksvoll und nuanciert fotografiert (Kamera: Sven Nykvist), bleibt »Såsom i en spegel« dennoch eher thesenhafte Familienaufstellung denn beseeltes Drama – die Leere verwandelt sich nicht in Fülle…

R Ingmar Bergman B Ingmar Bergman K Sven Nykvist M Erik Nordgren A P. A. Lundgren S Ulla Ryghe P Allan Ekelund D Harriet Andersson, Gunnar Björnstrand, Max von Sydow, Lars Passgård | S | 89 min | 1:1,37 | sw | 16. Oktober 1961

13.10.61

Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (Harald Reinl, 1961)

Nachdem Fritz Lang in seinem letzten Spielfilm »Die 1000 Augen des Dr. Mabuse« den Superschurken des Weimarer Kinos stil- und gehaltvoll reaktiviert hatte, verramscht Produzent Artur Brauner den Kapitalverbrecher nun in einem absurd-primitiven Trash-Thriller. Gert Fröbe gibt wiederum den jovialen Kommissar (nun wieder mit dem Namen Lohmann), der den kriminellen Umtrieben des lichtscheuen Übeltäters Einhalt zu gebieten versucht. Dr. Mabuse verfügt über eine Droge, die seine Opfer willenlos macht (»Ich habe nur einen Herrn und Gebieter: Dr. Mabuse!«), und er gedenkt seine terroristische Macht unter Beweis zu stellen, indem er ein Kernkraftwerk in die Luft jagt. Zentrum seiner dunklen Machenschaften ist ironischerweise das Staatsgefängnis. Harald Reinl inszeniert den Unsinn flott und visuell recht effektvoll, doch »Im Stahlnetz des Dr. Mabuse« entbehrt jeglicher Signifikanz: Dr. Mabuse ist nicht mehr Metapher für das Böse in der Welt, nicht mehr Personifizierung der (gesellschaftlichen Selbst-)Zerstörung, sondern nur mehr ein beliebiger Buhmann aus dem B-Film-Panoptikum.

R Harald Reinl B Marc Behm, Ladislas Fodor K Karl Löb M Peter Sandloff A Otto Erdmann, Hans-Jürgen Kiebach S Hermann Haller P Artur Brauner D Gert Fröbe, Lex Barker, Daliah Lavi, Fausto Tozzi, Wolfgang Preiss | BRD & F & I | 89 min | 1:1,66 | sw | 13. Oktober 1961

12.10.61

Zwei unter Millionen (Victor Vicas & Wieland Liebske, 1961)

Berlin, kurz vor dem Mauerbau. Kalle (Hardy Krüger) lebt billig im Osten, arbeitet als Kraftfahrer für den volkseigenen Fruchthof, verdient sich abends als Kellner in einer Kreuzberger Kneipe ein hübsches Zubrot in West. Er habe die Teilung nicht gemacht, erklärt er seinem Kumpel Paulchen (Walter Giller), aber wenn es sie gebe, warum solle er dann nicht von ihr profitieren? Der Grenzgänger trifft Christine (Loni von Friedl), ein Flüchtlingsmädchen aus Rostock, die eigentlich weiter will, zu ihrer reichen Schwester nach Düsseldorf, die aber in der zwischen den Systemen zerrissenen Stadt und an Kalle hängen bleibt. »Zwei unter Millionen« skizziert Leben und Milieu, Hoffnungen und Unbedarftheit des jungen Paares mit poetischer Sachlichkeit (Kamera: Heinz Hölscher); Victor Vicas und Wieland Liebske (der ewige Assistent, der ein einziges Mal als Regisseur zeichnen darf) folgen den Protagonisten mit liebevoll-kritischer Anteilnahme, durch ihren Kiez am Schlesischen Tor, beim Bummel über den Kurfürstendamm, in ihrem Alltag, bis in ihre Illusionen: Kalle will die alte Bierstube kaufen, ein Künstlerlokal daraus machen – fast 5000 D-Mark hat er gespart. Aber ein geschäftstüchtiger Hähnchenbrater, der eine weitere Verkaufsstelle für sein Grillgeflügel sucht, bietet mehr als der treuherzige Visionär. Viel mehr. Das Gesetz des Geldes ist einfach: »Wenn du was hast, kriegst du auch was; wenn du nichts hast, kriegst du auch nichts.« Daß man erst einmal etwas kriegen müßte, um etwas zu haben … Der Schluß des Films changiert zwischen Nacht und Morgen, zwischen Optimismus und Resignation. Zwei Menschen haben sich, haben einander, haben die Umstände, in denen sie leben, kennengelernt. Die Künstlerkneipe ›Bei Kalle Kemper‹ wird es nicht geben. »Es war ein kurzer Traum. Aber was dauert schon lange?« Vielleicht die Liebe.

R Victor Vicas, Wieland Liebske B Gerd Oelschlegel K Heinz Hölscher M Franz Grothe A Albrecht Hennings S Klaus Dudenhöfer P Georg Richter, Hardy Krüger D Hardy Krüger, Loni von Friedl, Walter Giller, Joseph Offenbach, Fritz Tillmann | BRD | 96 min | 1:1,37 | sw | 12. Oktober 1961

11.10.61

King of Kings (Nicholas Ray, 1961)

König der Könige

Zu filmischer Kraft und Herrlichkeit hat Nicholas Ray mit seiner Adaption des Lebens Jesu nicht gefunden: Zwar fügt sich die neutestamentarische Gestalt des großen Einsamen erstaunlich nahtlos in die lange Kette der abgesonderten, strebenden, gefährdeten Rayschen Helden – aber die Erzählung wälzt sich schwerfällig von Episode zu Episode, die Kulissen stehen bunt und pappig, die Darsteller deklamieren ihre gemeißelten Sentenzen so pathetisch, daß sich die falschen Bärte kräuseln, während Miklós Rózsas Score fast parodistisch in allerhöchsten Tönen jubelt. Nur sehr gelegentlich rafft sich der Meister der expressiven visuellen Komposition zu starken Bildformulierungen auf – etwa im Spiel mit den bifokalen Optiken, in der Verwendung der Farbe Rot, die sich wie eine heilige Blutspur durch das Geschehen zieht, beim eigentümlichen messianischen Schattentheater, oder wenn während der Bergpredigt eine wuchtig-großräumige Massenregie unter freiem Himmel entwickelt wird. Spirituelle Abenteuer sucht man in diesem Sandalenfilm mit Jesuslatschen jedoch völlig vergebens.

R Nicholas Ray B Philip Yordan K Milton Krasner, Franz Planer M Miklós Rózsa A Georges Wakhéwitch S Harold F. Kress P Samuel Bronston D Jeffrey Hunter, Siobhan McKenna, Hurd Hatfield, Ron Randell, Viveca Lindfors | USA | 168 min | 1:2,35 | f | 11. Oktober 1961

10.10.61

Splendor in the Grass (Elia Kazan, 1961)

Fieber im Blut 

Eine Romanze. Ein Melodram. Ein Sittenbild. Der Ort: eine Kleinstadt im Mittleren Westen der USA. Die Zeit: das Jahr vor dem Great Crash von 1929. Deanie (Natalie Wood), Tochter eines kleinen Ladenbesitzers, und Bud (Warren Beatty), Sohn eines reichen Unternehmers, lieben sich, sind das schönste Paar der High School, könnten unsterblich glücklich sein – wären da nicht die anderen, vor allem die Eltern: Ihre besorgte Mutter (Audrey Christie) warnt die Tochter vor den Folgen der sexuellen Begierde (die Frauen sowieso nicht genießen könnten); sein fordernder Vater (Pat Hingle) beharrt, der Sohn würde noch eine Bessere finden (und solle seinen erotischen Dampf anderweitig ablassen). Die Drangsal äußert sich nicht in physischer Gewalt, sondern in penetranter moralisch-ideologischer Infiltration, in einer gutgemeint-teuflischen Mischung aus Zutexten und Weghören – eine (nicht nur) amerikanische Tragödie, die von den alten und jungen Darstellern in jenem intensiv-entfesselten ›Method‹-Modus präsentiert wird, dessen schweißtreibender Naturalismus gewöhnlich für große Schauspielkunst gilt. Elia Kazan (Regie) und William Inge (Drehbuch) durchschlagen den psychologisch-dramaturgischen Knoten aus eigenen und fremden, aus persönlichen und gesellschaftlichen Ansprüchen mit Hilfe einer inneren Katastrophe und eines historischen Desasters: Ein Nervenzusammenbruch und der Börsenkrach öffnen für Deanie und Bud die Tore zu Selbstgefühl und Autonomie. Die Trümmer des unsterblichen Glücks aber, das es in der Wirklichkeit, so wie sie ist, wohl nicht geben kann, werden, mit einiger Güte des Schicksals, zu Bausteinen eines abgeklärten Weiterlebens: »Though nothing can bring back the hour / Of splendour in the grass, of glory in the flower; / We will grieve not, rather find / Strenght in what remains behind.«

R Elia Kazan B William Inge K Boris Kaufman M David Amram A Richard Sylbert S Gene Mildford P Elia Kazan D Natalie Wood, Warren Beatty, Pat Hingle, Audrey Christie, Barbara Loden | USA | 124 min | 1:1,85 | f | 10. Oktober 1961

5.10.61

Breakfast at Tiffany's (Blake Edwards, 1961)

Frühstück bei Tiffany

»Two drifters off to see the world …« »Breakfast at Tiffany’s« mag eine mißglückte Literaturadaption sein (Blake Edwards und George Axelrod verschieben Truman Capotes schwebend-nostalgischen Kurzroman in eine faktisch-präzise Gegenwart, ersetzen sehnsüchtig-mokantes Erinnern durch smart-distanzierte Beobachtung) – und ist dennoch ein außerordentlicher Film, eine geschliffen-funkelnde, jazzig-vibrierende Darstellung des Lebens im real-existierenden Kapitalismus. Es geht, seien wir ehrlich, um Prostitution (wenn auch auf hohem Niveau), um eine in Givenchy-Roben gehüllte Nutte (»Any gentleman with the slightest chic will give a girl a fifty-dollar bill for the powder room.«) und um einen literarischen Stricher (»I'm a writer, W-R-I-T-E-R.«), beide radical chic und very sophisticated, modische Maskenträger und attraktive Identitätsflüchtlinge in einer (falsch-)goldenen Welt der dream maker und heart breaker, (Möchtegern-)Freigeister auf der Suche nach sich selbst – und einem anderen, zu dem sie (vielleicht) gehören. Audrey Hepburn, in der Rolle der Holly Golightly ideal fehlbesetzt, und George Peppard als Paul (»Fred-baby«) V-A-R-J-A-K finden (anders als bei Capote) in einem komplizierten Prozeß der Emanzipation auf den umwegigen, verregneten Nebenstraßen des Lebens heraus aus der aufgedrängten Pseudonymität, aus den selbstgebauten Käfigen, hin zum eigenen Ich, zum ersehnten Wir – und schließlich zu einer (bald wohl nicht mehr namenlosen) Katze. Ihre abgrundtief-oberflächliche love story kommt als scharfzüngig-traurige Sittenkomödie daher, urban und sentimental, trist und exzentrisch – ein perfektes Werk voller Brüche. D-E-R Großstadtfilm. D-I-E »moderne« Romanze. D-A-S (zumindest: E-I-N) Glanzstück des Post-War- und Pre-New-Hollywood: »People do belong to each other, because that's the only chance anybody's got for real happiness.«

R Blake Edwards B George Axelrod V Truman Capote K Franz Planer M Henry Mancini A Roland Anderson, Hal Pereira S Howard A. Smith P Martin Jurow, Richard Shepherd D Audrey Hepburn, George Peppard, Patricia Neal, Martin Balsam, José Luis de Vilallonga | USA | 115 min | 1:1,85 | f | 5. Oktober 1961