9.1.21

Frau Venus und ihr Teufel (Ralf Kirsten, 1967)

Schwerfälliges Possenspielchen um einen liebesunwilligen Berliner Stiesel (Manfred Krug), der (mitsamt seiner schwärmerischen Freundin) bei einem Ausflug auf die Wartburg von Frau Venus (Inge Keller) ins minnesängerische Mittelalter versetzt wird, wo er die tiefere Bedeutung von Gefühl und Treue erkennen soll. Ralf Kirsten findet für das aufs Satirische abzielende, doch leider ziemlich sinnbefreite Orwocolor-Breitwand-Gemisch aus Rittersage, Romanze und Erziehungsstück keinen schlüssigen inszenatorischen Dreh, und auch Krugs musikalisches Talent kommt trotz Tannhäuser-Auftritt im Sängerkrieg nicht wirklich zum Tragen.

R Ralf Kirsten B Brigitte Kirsten, Ralf Kirsten, Manfred Krug K Hans Heinrich M André Asriel A Hans Poppe, Jochen Keller Ko Elli-Charlotte Löffler S Christa Helwig P Werner Liebscher D Manfred Krug, Ursula Werner, Inge Keller, Wolfgang Greese, Rolf Hoppe | DDR | 100 min | 1:2,35 | f | 25. Juni 1967


# 1208 | 8. Januar 2021

And Then There Were None (René Clair, 1945)

Das letzte Wochenende

Zehn Personen suchen ihren Mörder: ein greiser General, eine alte Jungfer, ein alkoholischer Arzt, ein exilrussischer Schnorrer, eine schmucke Sekretärin, ein pensionierter Richter, ein undurchsichtiger junger Mann, ein nicht sonderlich heller Detektiv sowie ein zwieträchtiges Dienstbotenehepaar werden von einem gewissen U. N. Owen (der nicht ganz so unbekannt bleiben wird, wie es sein sprechendes Pseudonym vermuten läßt) auf eine abgelegen-sturmumtoste Insel geladen und dortselbst wegen ungesühnter Verbrechen zum Tode verurteilt. Nach dem Prinzip des bekannten Kinderreims (»Ten little Indian boys went out to dine ...«) sieht sich das buntgewürfelte Personal der Handlung peu à peu auf unterschiedliche Art und Weise dezimiert. Zwar paßt René Clairs elegante Formstrenge nicht schlecht zu Agatha Christies artifizieller Whodunit-Arithmetik, doch gibt sich (trotz einer illustren Besetzung) die kriminalistische Spannung bei dieser kühl arrangierten Gruppenarbeit zum Thema Recht und (Selbst-)Gerechtigkeit nur gelegentlich die Ehre – zumal der glimpfliche Schluß der Bühnenfassung das stringentere Ende der Romanvorlage ersetzt.

R René Clair B Dudley Nichols V Agatha Christie K Lucien Andriot M Mario Castelnuovo-Tedesco A Ernst Fegté Ko René Hubert S Harvey Manger P René Clair D Barry Fitzgerald, Walter Huston, Louis Hayward, June Duprez, Roland Young, Judith Anderson | USA | 97 min | 1:1,37 | sw | 31. Oktober 1945

# 1207 | 8. Januar 2021

It Happened Tomorrow (René Clair, 1944)

Es geschah morgen

Morgen ist heute gestern, die Gegenwart ist die Zukunft der Vergangenheit, oder, wie es der alte Pop Benson, das Redaktionsfaktotum der ›Evening News‹, philosophisch formuliert: »Time is only an illusion!« ... Einmal die Zeitung vom kommenden Tag in den Händen zu halten – das wünscht sich der (bislang ausschließlich mit Nekrologen befaßte) ambitionierte Nachwuchsjournalist Larry Stevens (Dick Powell). Wäre es nicht toll, einen verbürgt sensationellen Knüller vorab geliefert zu bekommen, oder mit hundertprozentiger Gewinngarantie auf die Sieger sämtlicher Pferderennen wetten zu können? Was aber, wenn einem in fetten Lettern das unmittelbar bevorstehende eigene Ableben annonciert würde? (»Mysterious Death of Promising Reporter!«) Unter tatkräftigem Beistand der hübschen Sylvia (Linda Darnell), die an der Seite ihres Onkels als Hellseherin im Varieté auftritt, unternimmt Larry macherlei mehr oder weniger verzweifelte Versuche, dem angekündigten Tod von der Schippe zu springen ... Angesiedelt in der guten alten Zeit um die Jahrhundertwende, witzelt René Clairs phantastisch-romantische Komödie über die Fragwürdigkeit sogenannter Nachrichten und vermittelt anschaulich-amüsant, daß, wer seine Zukunft kennt, keine ruhige Minute mehr hat.

R René Clair B Dudley Nichols, René Clair V Lord Dunsany, Hugh Wedlock, Howard Snyder K Archie Stout M Robert Stolz A Ernö Metzner Ko René Hubert S Fred Pressburger P Arthur Pressburger D Dick Powell, Linda Darnell, Jack Oakie, John Philliber, Edgar Kennedy | USA | 85 min | 1:1,37 | sw | 27. März 1944

René Clair | Dudley Nichols | Komödie | Romanze | Phantastik | Presse | Journalist | Bühne | Jahrhundertwende

# 1206 | 8. Januar 2021

The Flame of New Orleans (René Clair, 1941)

Die Abenteurerin

New Orleans, 1840. Ein luxuriöses Brautkleid treibt auf dem Mississippi. Wie kam es dorthin? Und was ist aus der Trägerin geworden? Hat sie wirklich kurz vor der Hochzeit Selbstmord begangen? Mit froufrouesker Ironie erzählt René Clair die Geschichte der angeblichen Gräfin Claire Ledoux, ihrer männerfängerischen Künste und gelegentlichen Ohnmachten. Dazu setzt er Marlene Dietrich, die hinreißende Darstellerin der Titelrolle, in schmeichelndes Licht, hüllt sie in prachtvolle Roben, garniert sie mit der nostalgischen Atmosphäre des amerikanischen Südens – das lasziv-erotische Image der Diva und liebgewordene Klischeebilder vom mythischen Dixie gleichermaßen in parodistischer Absicht genüßlich überzeichnend. Daß die schöne Glücksritterin, die sich einen fürnehm-gichtigen Bankier angeln will, schließlich die Fänge eines kernig-schmucken Seemanns gerät, erscheint als schlüssige (und in jeder Hinsicht befreiende) Pointe dieser augenzwinkernden Romanze.

R René Clair B Norman Krasna K Rudolph Maté M Frank Skinner A Jack Otterson Ko René Hubert S Frank Gross P Joe Pasternak, René Clair D Marlene Dietrich, Bruce Cabot, Roland Young, Mischa Auer, Theresa Harris | USA | 79 min | 1:1,37 | sw | 6. April 1941

# 1205 | 8. Januar 2021

Il boss (Fernando Di Leo, 1973)

Der Teufel führt Regie

Überwachen und Strafen oder (Un-)Ordnung der Dinge: Fernando Di Leo konstruiert einen fast abstrakten Thriller über mafiotische Machtkämpfe sowie die Wechselbeziehungen zwischen Kriminalität, Polizei und Politik. Im Mittelpunkt des gewalttätigen Geschehens steht der ambitiöse Killer Nick Lanzetta (gleichmütig: Henry Silva), ein Mann aus dem Nichts, der sich durch eine vorteilsbewußte Mischung aus Loyalität und Tücke, Brutalität und Intelligenz (freilich nicht als einziger) dafür empfiehlt, in die Fußstapfen des in alle Richtungen gut vernetzten und (scheinbar) allmächtigen Palermitaner Paten Don Corrasco (ehrenwert: Richard Conte) zu treten. Di Leo interessiert sich in der Tradition des großen Schwarz- und Klarsehers Fritz Lang nicht so sehr für psychologische Befindlichkeiten, sondern vielmehr für organisatorische Strukturen und die Mechanik betrieblicher Prozesse (in diesem Fall des (des-)organisierten Verbrechens und seiner Konsorten). So entfaltet sich eine nihilistisch-lakonische Milieustudie voller Klang und Wut, ein rabiat-luzides Genrestück, das die ständige Beschwörung von Begriffen wie Familie und Treue, Recht und Gesetz als leeres Geschwätz entlarvt, indem es den systembedingten Sozialdarwinismus aller Beteiligten zu mörderischem Vorschein bringt.

R Fernando Di Leo B Fernando Di Leo V Peter McCurtin K Franco Villa M Luis Enríquez Bacalov A Francesco Cuppini Ko Elisabetta Lo Cascio S Amedeo Giomini P Armando Novelli D Henry Silva, Richard Conte, Gianni Garko, Vittorio Caprioli, Claudio Nicastro, Antonia Santilli | I | 111 min | 1:1,85 | f | 1. Februar 1973

# 1204 | 19. September 2020

La mala ordina (Fernando Di Leo, 1972)

Der Mafiaboß – Sie töten wie Schakale

Einem New Yorker Drogengroßhändler kommt in Mailand eine Heroinlieferung abhanden. Der Geprellte schickt ein schwarzweißes Killerduo – Woody Strout (wortkarg) und Henry Silva (flamboyant) – über den Atlantik, um den mutmaßlichen Beutegreifer auf möglichst abschreckende Weise zu exekutieren. Besagter Luca Canali (Mario Adorf als Zuhälter mit Herz) erweist sich schnell als vom örtlichen Mafiapaten (fühllos: Adolfo Celi) zum Abschuß freigegebener Sündenbock. Vom Syndikat gejagt, entwickelt der ansonsten recht verträgliche Strizzi überraschende Widerstandskräfte und reift nach der Ermordung von Frau und Tochter zum unaufhaltbaren Rächer. Fernando Di Leo inszeniert einen energiegeladenen Reißer mit einigen virtuosen Actionsequenzen (unter anderem eine ziemlich unglaubliche Verfolgungsjagd kreuz und quer durch die Stadt) und farbenfrohen Seitenblicken auf die psychedelische Spaßgesellschaft der frühen 1970er Jahre, eine knallige Etüde über den Einzelnen und die (schlechte) Gesellschaft, vor allem aber das eindrückliche Porträt eines Mannes, der nach dem Verlust des Liebsten keine Angst mehr kennt. In einer verrohten (Unter-)Welt, die Fragen der Ehre allemal den Gesetzen der Gier nachordnet, findet der Showdown geradezu zwangsläufig auf dem Schrottplatz statt.

R Fernando Di Leo B Fernando Di Leo, Augusto Finocchi, Ingo Hermes V Giorgio Scerbanenco K Franco Villa M Armando Trovajoli A Francesco Cuppini Ko Francesco Cuppini S Amedeo Giomini P Armando Novelli D Mario Adorf, Henry Silva, Woody Strout, Adolfo Celi, Luciana Paluzzi, Syliva Koscina | I & BRD | 95 min | 1:1,85 | f | 2. September 1972

# 1203 | 19. September 2020

Milano Calibro 9 (Fernando Di Leo, 1972)

Milano Kaliber 9

Das fulminante Preludium des Films (getragen von einem feierlich-aggressiven Score des Komponisten Luis Enríquez Bacalov und der Prog-Rock-Formation Osanna) verfolgt den Weg eines mit 300.000 Dollar gefüllten Päckchens durch das novembertriste Mailand. Mehrere Kuriere lassen die Sendung ober- und unterirdisch von Hand zu Hand gehen: ein dicklicher Fliegenträger, ein Verkäufer von Taubenfutter, eine modische Blondine, ein intellektuell wirkender Vollbart. Bei Ablieferung hat sich die Valuta in Papierschnipsel verwandelt, die Empfänger sind wütend, die Boten müssen sterben. (Natürlich werden die Mittelsleute nicht einfach irgendwie abgemurkst, man bringt sie, nach übelster Mißhandlung, mit Dynamit zur Explosion.) Drei Jahre später kommt ein gewisser Ugo Piazza (stoisch: Gastone Moschin) aus dem Gefängnis frei. Seinerzeit wegen eines mißglückten Einbruchs verurteilt, wird er sowohl von seinen ehemaligen Spießgesellen in der Organisation des »Amerikaners« (Lionel Stander als international tätiger Geldwäscher) wie auch von der Ermittlungsbehörde und seiner Geliebten Nelly (fatal à go-go: Barbara Bouchet) dringend verdächtigt, sich die Dollars damals unter den Nagel gerissen zu haben – insbesondere der äußerst reizbare Rocco Musco (Mario Adorf in einer mitreißenden Borderline-Performance) zweifelt an den Unschuldsbeteuerungen seines früheren Kumpans. Fernando Di Leos schnörkellose Gangsterballade (nach Motiven des Kriminalromanciers Giorgio Scerba¬nenco), eine pulpig-coole Fantasie über Berechnung und Irrtum, Argwohn und Solidarität, Vertrauen und Verrat, treibt die rivalisierenden Waffenbrüder umbarmherzig der bitteren Endabrechnung entgegen, während bei der Polizei ein konservativ gestimmter und ein fortschrittlich denkender Kommissar darüber streiten, ob das Verbrechen als Ursache oder als Auswirkung gesellschaftlicher Übelstände zu gelten hat.

R Fernando Di Leo B Fernando Di Leo V Giorgio Scerbanenco K Franco Villa M Luis Enríquez Bacalov, Osanna A Francesco Cuppini Ko Francesco Cuppini S Amedeo Giomini P Armando Novelli D Gastone Moschon, Mario Adorf, Barbara Bouchet, Frank Wolff, Philippe Leroy, Lionel Stander | I | 100 min | 1:1,85 | f | 23. Februar 1972

# 1202 | 19. September 2020

Terza liceo (Luciano Emmer, 1954)

Der letzte Schultag

In vierten (und letzten) seiner filmischen Gruppenbilder nimmt Luciano Emmer eine Handvoll Schülerinnen und Schüler der Abschlußklasse eines römischen Gymnasiums in den Blick, wobei – vom Beginn des Schuljahres bis zum Tag der Reifeprüfung – in erster Linie die amourösen Irrungen und Wirrungen der Adoleszenten thematisiert werden: die Beziehung zwischen dem Eisenbahnersohn Andrea und der höheren Tochter Lucia scheitert an den unüberwindlichen Klassenschranken, Giulia verliebt sich in den Schwarm ihrer besten Freundin Maria, die kokette Teresa hält sich mehrere männliche Optionen offen und so weiter, und so fort. Zwar sorgt das ungekünstelte Spiel der jungen Laiendarsteller für eine gewisse Lebensnähe, doch Emmers skizzenhafte Prägnanz weicht in diesem Falle einer gefälligen Oberflächlichkeit, zumal die eher klischeeartigen Begebenheiten das Werk bisweilen wie eine reportagig angehauchte Seifenoper erscheinen lassen.

R Luciano Emmer B Sergio Amidei, Carlo Bernari, Vasco Pratolini, Luciano Emmer, Giulio Moreno K Mario Bava M Carlo Innocenzi, Mario Garbuglia A Mario Chiari Ko Maria Rosaria Crimi S Eraldo Da Roma P Mario Levi, Annio Casali, Aldo Quinti D Isabella Redi (= Ilaria Occhini), Ferdinando Cappablanca, Giulia Rubini, Anna Maria Sandri, Eriprando Visconti | I | 100 min | 1:1,37 | sw | 18. März 1954

# 1201 | 11. September 2020

Le ragazze di piazza di Spagna (Luciano Emmer, 1952)

Die Mädchen vom Spanischen Platz

Luciano Emmers dritter Ensemblefilm verfolgt die Schicksale dreier junger Frauen, die als Schneiderinnen in einem exklusiven römischen Modehaus (das reale Vorbild liefert das Atelier der berühmten Sorelle Fontana) an der Piazza di Spagna arbeiten. Ein soignierter Professor, der das Trio als außenstehender Beobachter mit taktvollem Interesse begleitet, fungiert als Erzähler und beschreibt neben dem beruflichen Alltag die (zumeist turbulenten) Familienverhältnisse, die (eher bescheidenen) Lebenswelten und die (generell komplizierten) Liebesangelegenheiten des Trios: Die temperamentvolle Marisa läßt sich zum Mißvergnügen ihres proletarischen Freundes Augusto als Mannequin engagieren, die introvertierte Elena leidet unter der Bigotterie ihres spießbürgerlichen Verlobten Alberto, die schnippische Lucia übergeht ihren kurzgeratenen Verehrer Amleto immer wieder zugunsten hochgewachsenerer Kandidaten. Auch wenn – dem Zeitgeist der hochkonjunkturell-konservativen Nachkriegsjahre geschuldet – die Sehnsüchte der Protagonistinnen (fast) ganz auf den Lebensbund mit einem passenden Traumprinzen (zum Beispiel in Gestalt eines netten Taxifahrers) gerichtet sind, beweist Emmer, wie schon in seinen früheren Werken, ein sympathisches Gespür für stimmige Milieuschilderung und plastische Figurenzeichnung.

R Luciano Emmer B Sergio Amidei, Fausto Tozzi, Karin Valde K Rodolfo Lombardi M Carlo Innocenzi A Mario Garbuglia S Jolanda Benvenuti P Rodolphe Solmsen D Lucia Bosè, Cosetta Greco, Liliana Bonfatti, Renato Salvatori, Marcello Mastroianni, Ave Ninchi | I | 95 min | 1:1,37 | 15. Februar 1952

# 1200 | 11. September 2020

Parigi è sempre Parigi (Luciano Emmer, 1951)

»Les ennuis / y’en a pas qu’à Paris, / y’en a dans l’monde entier ...« 24 Stunden aus den Leben einiger Römer in Paris – eigentlich sind sie angereist, um beim Länderspiel Italien gegen Frankreich dabeizusein, doch die meisten der Gruppe (unter ihnen Familien, Kum¬pane, Verlobte, Einzelgänger – allesamt eher kleinkariert als weltläufig) gehen (gewollt der ungewollt) andere Wege. Man sucht (und verfehlt großteils) den mondänen Chic und das sprichwörtliche Oh-là-là, auf große Erwartungen folgen (in den meisten Fällen) bittersüße Enttäuschungen. Jagt der Film bei Tage im Schweinsgalopp in den Louvre und auf den Eiffelturm, zu Sacre Cœur und über die Champs-Élysées, geht es bei Nacht durch Trans¬vestitenschuppen und Nepplokale, Kellerbars und Music Halls (mit einem Auftritt des leibhaftigen Yves Montand). Aus allerlei Aufregungen und Zufällen, Mißverständnissen und Frivolitäten zaubert Luciano Emmer einen anekdotischen Bilderbogen ohne unnötige Schwere, eine sanft ironische Betrachtung des um sich greifenden touristischen Rummels mit viel Sinn für Atmosphäre und Situationskomik – und immerhin einer der Kurzurlauber findet in Paris (par hasard) sein Glück. »... Oui, mais dans l’monde entier / y’a pas partout Paris, / v’là l’ennui.«

R Luciano Emmer B Sergio Amidei, Luciano Emmer, Jean Ferry, Ennio Flaiano, Giulio Macchi, Francesco Rosi, Jacques Rémy K Henri Alekan M Roman Vlad A Hugues Laurent Ko Hugues Laurent S Jacques Poitrenaud , Gabriele Varriale P Giuseppe Amato D Aldo Fabrizi, Ave Ninchi, Lucia Bosè, Marcello Mastroianni, Fraco Interlenghi, Yves Montand | I & F | 110 min | 1:1,37 | sw | 15. November 1951

# 1199 | 11. September 2020

Domenica d'agosto (Luciano Emmer, 1950)

Ein Sonntag im August

Sonntag, 7. August: In Rom herrscht brütende Hitze, die Menschen ziehen massenweise hinaus, mit der morschen Familienkutsche oder im flotten Sportwagen, im überfüllten Vorortzug oder auf dem superschnellen Fahrrad geht es ans Meer, und Luciano Emmer begleitet einige dieser Ausflügler in parallel geführten Episoden durch den Tag. Die Erzählung springt zwischen den Erlebnissen der verschiedenen Protagonisten munter hin und her, die aufmerksame Kamera (die auch den einen oder anderen Blick in die fast ausgestorbene Stadt wirft) schafft lockere Verknüpfungen, erzeugt amüsante Gegensätze, betreibt gleichsam soziologische Sonntagsmalerei. Der Strand von Ostia erscheint als Laufsteg und Kontaktbörse, als allgemeines Volksvergnügen und Spiegel der Klassen¬gesellschaft, als Bühne für sachte Romanzen, kleine Melodramen, beiläufige Intrigen, derbe Possenspiele. Es tummeln sich (unter anderem) krakeelende Kleinbürger und versnobte Geldsäcke, ölige Aufschneider und christlich behütete Ferienkinder, schmucke Jungmänner und vergnügungslustige Mädchen. Zusammen mit zwei Wegbereitern des Neorealismus (den Autoren Sergio Amidei und Cesare Zavattini) kreiert der erfahrene Dokumentarist Emmer einen lebensnahen Querschnittsfilm, der Authentizität und Kurzweil leichthändig miteinander verbindet.

R Luciano Emmer B Sergio Amidei, Franco Brusati, Luciano Emmer, Giulio Macchi, Cesare Zavattini K Domenico Scala, Leonida Barboni, Ubaldo Marelli M Roman Vlad S Jolanda Benvenuti P Sergio Amidei D Anna Baldini, Franco Interlenghi, Marcello Mastroianni, Vera Carmi, Ave Ninchi | I | 84 min | 1:1,37 | sw | 7. März 1950

Luciano Emmer | Marcello Mastroianni | Komödie | Romanze | Familie | Alltag | Gesellschaft | Nachkrieg | Sommer | Strand | Rom

# 1198 | 11. September 2020