»Nimm uns mit, Kapitän, auf die Reise.« Der Hamburger Schiffsführer Christian Droste, genannt ›Käpt’n Bay-Bay‹ (Hans Albers), dessen Hochzeit mit der geduldigen Anna (Lotte Koch) wegen diverser Widrigkeiten schon viermal aufgeschoben werden mußte, berichtet anläßlich des fünften Anlaufs von den abenteuerlichen Hintergründen der Verzögerungen … Helmut Käutner gestaltet die wundersamen Erlebnisse des Kapitäns und seines glatzköpfigen Begleiters Smutje (Bum Krüger) als musikalisch-maritime Münchhausiade voller geblähter Segel und lamettabehängter Faschingsuniformen, angefüllt mit handfesten Stereotypen und liebenswürdigen Rassismen. Der Käpt’n singt und spinnt (eher assoziativ als stringent) sein Seemannsgarn über Gaunerstreiche und Ehrabschneiderei vor Afrika und in der Karibik, über hilfreiche Mohren und korrupte Präfekten, über raffinierte Frauenzimmer und blinde Passagiere, über Auftritte von tätowierten Diseusen und Prügeleien in obskuren Kaschemmen, über Staatsempfänge in Bananenrepubliken und grundlose Einkerkerung in finsteren Löchern. Ein Lied von Verlockung und Treue, ein Mann, immer wieder aufgehalten in der geliebten Ferne, mit tiefer Sehnsucht nach zu Haus: In gewisser Weise erscheint »Käpt’n Bay-Bay« wie die alberne Operettenversion von Käutners Entsagungsklassiker »Auf Wiedersehen, Franziska« – abgerundet mit einer glücklichen (Spät-)Heimkehr.
R Helmut Käutner B Heinz Pauck, Per Schwenzen V Iwa Wanja, Fritz Garshoff K Friedel Behn-Grund M Nobert Schultze A Fritz Maurischat, Paul Markwitz S Ilse Voigt P Heinrich Johnen D Hans Albers, Bum Krüger, Lotte Koch, Renate Mannhardt, Angèle Durand, Rudolf Fernau | BRD | 101 min | 1:1,37 | sw | 29. Januar 1953
# 884 | 22. Juni 2014
29.1.53
21.1.53
Niagara (Henry Hathaway, 1953)
Niagara
»Kiss, kiss me, darling / then, kiss me once again.« Durch den ganzen Film rauschen, dröhnen, donnern die Massen des herabstürzenden Wassers, darüber schallt das gnadenlos gefühlige Glockenspiel des Rainbow Tower, das die Liebeslieder der Flitterwöchner intoniert: »Make my dreams come true.« So unentrinnbar wie die überlauten Geräusche, so vorgezeichnet wie der fallende Lauf des Niagara River erscheint das Schicksal der Eheleute Loomis, George (disturbed: Joseph Cotten) und Rose (tantalizing: Marilyn Monroe): »Nothing in the world – including God himself – can keep it from going over the edge. It just … goes.« Ein anderes Paar, die Cutlers, zwanglos und unkompliziert, wird auf der verspäteten Hochzeitsreise in den Strudel der tödlich scheiternden Beziehung gerissen. Betrug und Depression, Sex und Frust, Eifersucht und Verachtung – mit morbidem Sarkasmus präsentiert Henry Hathaways schwarzes Technicolor-Melodram das wildromantische Traumziel aller Frischvermählten als Schauplatz eines Trauerspiels, das seine (auch visuelle) Klimax in einer expressiven Mordszene unter dem schweigenden Geläut des Carillons erreicht. Während die imposante Topographie den Bildern Hintergrund und Tiefe verleiht, bleiben die Figuren auf die plakative Oberfläche reduziert: Insbesondere Monroes atemberaubende femme fatale macht den Eindruck eines rein filmischen Kunstgeschöpfs aus rasanter Garderobe und provokativ schwingenden Hüften, aus sinnlichen Lippen und verschleiertem Blick.
R Henry Hathaway B Charles Brackett, Walter Reisch, Richard L. Breen K Joseph MacDonald M Sol Kaplan A Lyle Wheeler, Maurice Ransford S Barbara McLean P Charles Brackett D Marilyn Monroe, Joseph Cotten, Jean Peters, Casey Adams (= Max Showalter), Denis O’Dea | USA | 92 min | 1:1,37 | f | 21. Januar 1953
# 944 | 10. Februar 2015
»Kiss, kiss me, darling / then, kiss me once again.« Durch den ganzen Film rauschen, dröhnen, donnern die Massen des herabstürzenden Wassers, darüber schallt das gnadenlos gefühlige Glockenspiel des Rainbow Tower, das die Liebeslieder der Flitterwöchner intoniert: »Make my dreams come true.« So unentrinnbar wie die überlauten Geräusche, so vorgezeichnet wie der fallende Lauf des Niagara River erscheint das Schicksal der Eheleute Loomis, George (disturbed: Joseph Cotten) und Rose (tantalizing: Marilyn Monroe): »Nothing in the world – including God himself – can keep it from going over the edge. It just … goes.« Ein anderes Paar, die Cutlers, zwanglos und unkompliziert, wird auf der verspäteten Hochzeitsreise in den Strudel der tödlich scheiternden Beziehung gerissen. Betrug und Depression, Sex und Frust, Eifersucht und Verachtung – mit morbidem Sarkasmus präsentiert Henry Hathaways schwarzes Technicolor-Melodram das wildromantische Traumziel aller Frischvermählten als Schauplatz eines Trauerspiels, das seine (auch visuelle) Klimax in einer expressiven Mordszene unter dem schweigenden Geläut des Carillons erreicht. Während die imposante Topographie den Bildern Hintergrund und Tiefe verleiht, bleiben die Figuren auf die plakative Oberfläche reduziert: Insbesondere Monroes atemberaubende femme fatale macht den Eindruck eines rein filmischen Kunstgeschöpfs aus rasanter Garderobe und provokativ schwingenden Hüften, aus sinnlichen Lippen und verschleiertem Blick.
R Henry Hathaway B Charles Brackett, Walter Reisch, Richard L. Breen K Joseph MacDonald M Sol Kaplan A Lyle Wheeler, Maurice Ransford S Barbara McLean P Charles Brackett D Marilyn Monroe, Joseph Cotten, Jean Peters, Casey Adams (= Max Showalter), Denis O’Dea | USA | 92 min | 1:1,37 | f | 21. Januar 1953
# 944 | 10. Februar 2015
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