6.9.62

Cronaca familiare (Valerio Zurlini, 1962)

Tagebuch eines Sünders

Die melodramatische Geschichte eines florentinischen Brüderpaars zwischen zwei Kriegsenden: am Ende des Ersten Weltkriegs ist Enrico acht Jahre alt, und Lorenzo wurde gerade geboren, am Ende des Zweiten Weltkriegs stirbt Lorenzo an einer rätselhaften Krankheit, und Enrico erinnert sich wehmütig an Stationen ihrer ambivalenten Beziehung. Während der Ältere nach dem frühen Tod der Mutter von der liebevollen Großmutter in ärmlichen Verhältnissen großgezogen wird und sein karges Brot späterhin als systemkritischer Journalist in Rom verdient, wächst der Jüngere unter der Obhut des dünkelhaften Butlers eines begüterten Engländers auf, ohne je seinen Platz im Leben zu finden. Valerio Zurlini blendet die konkreten historischen Umstände der Erzählung – faschistische Diktatur und katastrophales Kriegsgeschehen – weitgehend aus, stilisiert die Orte der episodischen Handlung zu bühnenhaften (von Giuseppe Rotunno im Geist der pittura metafisica fotografierten) Szenerien, konzentriert sich auf das gleichermaßen von Distanz, Entfremdung, Zerrissenheit wie von Intimität, Vertrauen, Zärtlichkeit geprägte Verhältnis der Brüder: Enrico (einfühlsam-resignativ: Marcello Mastroianni) und Lorenzo (verzweifelt-optimistisch: Jacques Perrin) scheinen einander in der Begegnung so fern, so nah wie im Getrenntsein.

R Valerio Zurlini B Valerio Zurlini, Mario Missiroli, Vasco Pratolini V Vasco Pratolini K Giuseppe Rotunno M Goffredo Petrassi A Flavio Mogherini S Mario Serandrei P Goffredo Lombardo D Marcello Mastroianni, Jacques Perrin, Sylvie, Salvo Randone | I & F | 113 min | 1:1,85 | f | 6. September 1962

# 1165 | 10. Juli 2019

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