Posts mit dem Label Ustinov werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Ustinov werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

29.9.78

Death on the Nile (John Guillermin, 1978)

Tod auf dem Nil

Eine mondäne Flußkreuzfahrt, eine schöne, reiche, tote Frau, ein belgischer (!) Detektiv: Hercule Poirot (Peter Ustinov) ermittelt an Bord des Nildampfers ›Karnak‹ im Fall der erschossenen Millionärin Lillet Ridgeway (Lois Chiles), die selbstverständlich nicht das einzige Opfer bleibt. Genauso selbstverständlich hatten alle illustren Mitreisenden (gespielt unter anderem von Bette Davis, Maggie Smith, Angela Lansbury, George Kennedy, Jack Warden) jeweils ein starkes persönliches Interesse am Ableben der schnippischen Geldlady – insbesondere die überreizte Jacqueline (Mia Farrow), der die Ermordete kurz zuvor den stattlichen Verlobten ausgespannt hatte … Mit seiner hochkarätigen Besetzung und seinen luxuriösen Zwanziger-Jahre-Dekors, mit Jack Cardiffs delikater Fotografie, Nino Rotas schwelgerischer musikalischer Untermalung und John Guillermins gravitätischer Inszenierung präsentiert sich der Whodunit als großes Kino-Epos; die angedeuteten menschlichen und gesellschaftlichen Konflikte bleiben indes schmückendes Beiwerk in einem elegant-ironischen, bisweilen etwas langatmigen kriminalistischen Ratespiel.

R John Guillermin B Anthony Shaffer V Agatha Christie K Jack Cardiff M Nino Rota A Peter Murton S Malcolm Cooke P John Brabourne, Richard Goodwin D Peter Ustinov, David Niven, Bette Davis, Mia Farrow, Angela Lansbury | UK | 140 min | 1:1,85 | f | 29. September 1978

# 852 | 7. April 2014

2.11.64

Topkapi (Jules Dassin, 1964)

Topkapi

Formal und erzählerisch unausgewogene Gaunerkomödie über einen Einbruch ins Istanbuler Topkapi-Museum. Jules Dassin parodiert sein eigenes, klassisches, schwarzes 1955er heist movie »Du rififi chez les hommes« als bonbonbunt-polternde Diebesclownerie; schmuddlige Ironie und diskrete Boshaftigkeit der Vorlage von Eric Ambler gehen dabei im Bosporus baden. Der Raubzug selbst (von oben, an Seilen hängend, über trittempfindlichem Fußboden) ist, wenn auch nicht gerade nervenzerreißend, so doch zumindest professionell inszeniert, und der mopsfidele Cast – Melina Mercouri (kleptoman und mannstoll), Peter Ustinov (scheinheilig und akrophob), Maximilian Schell (gründlich und improvisationsfreudig), Robert Morley (ausgetüftelt und vollfett), Akim Tamiroff (immer besoffen) – lohnt durchaus einen Blick (oder zwei).

R Jules Dassin B Monja Danischewsky V Eric Ambler K Henri Alekan M Manos Hatzidakis A Max Douy S Roger Dwyre P Jules Dassin D Melina Mercouri, Peter Ustinov, Maximilian Schell, Robert Morley, Jess Hahn | USA | 120 min | 1:1,66 | f | 2. September 1964

11.10.57

Les espions (Henri-Georges Clouzot, 1957)

Spione am Werk

Der versoffene Chef eines heruntergekommenen Nervensanatoriums gewährt gegen Geld (warum sonst?) einem abgetauchten Agenten mit atomar-brisanten Kenntnissen (Curd Jürgens) Unterschlupf. Nicht lange, und ein Pulk rivalisierender Geheimdienstler (darunter Martita Hunt und: Peter Ustinov!) tritt auf den Plan, um dem mysteriösen »Patienten« sein Wissen (wenn es sein muß: brutal) zu entreißen. Der arme Doktor, der plötzlich nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht, gerät zwischen die Fronten ... Die Welt als Irrenhaus, das Irrenhaus als Welt – von Henri-Georges Clouzot clever als sardonische Kalte-Kriegs-Travestie angelegt, von Christian Matras grandios in novembrigem Schwarzweiß fotografiert, verliert sich »Les espions« bedauerlicherweise in einer zunehmend wirren Handlung (wo gar keine mehr nötig gewesen wäre) und hilflos heraus­gestammeltem (weil obsoletem) Moralismus.

R Henri-Georges Clouzot B Henri-Georges Clouzot, Jérôme Géronimi V Egon Hostovsky K Christian Matras M Georges Auric A René Renoux S Madeleine Gug P Henri-Georges Clouzot D Curd Jürgens, Peter Ustinov, O. E. Hasse, Véra Clouzot, Martita Hunt, Gérard Séty | F & I | 125 min | 1:1,66 | sw | 11. Oktober 1957

22.12.55

Lola Montès (Max Ophüls, 1955)

Lola Montez

»La vie, c’est pour moi le mouvement«, sagt Lola Montez (Martine Carol) mit wehmütig-lüsternem Unterton zu einem Liebhaber, dem sie in allernächster Zukunft den Laufpaß geben wird. »Le cinéma, c’est pour moi le mouvement«, könnte Max Ophüls gesagt haben, ein Regisseur, der auch in diesem (seinem letzten) Film der Kamera kaum einen Moment des Innehaltens gestattet, der mit den äußeren Bewegungen des Apparates den inneren Bewegungen der Figuren nachzuspüren sucht. Ironischerweise läßt Ophüls die Titelfigur seiner biographischen Phantasie, die zu ihrer Zeit skandalumwittertste Frau der Welt (Ballerina, Kurtisane, Libertinerin), wie ein kostbares Denkmal ihrer selbst fast unbewegt im Drehpunkt eines buntschillernden kinematographischen Karussells Platz nehmen. So wird Lola, die im Rahmen eines extravaganten Zirkusprogramms (mit reichlich Zwergen und Artisten, Musikern und Clowns) allabendlich vor schaulustigem Publikum ihr bewegtes Leben Revue passieren läßt, zum Spiegel von Illusionen, zur Projektionsfläche von Wünschen, zur Katalysatorin, die vielfältige emotionale Reaktionen bei ihren schnell wechselnden Partnern auslöst: die unsentimetale Genußfreude eines illustren Klavierstars (Will Quadflieg als Franz Liszt), die machohafte Zudringlichkeit eines versoffenen Offiziers (Ivan Desny), die hitzige Schwärmerei eines jungen Studenten (Oskar Werner), das erotische Heimweh eines alternden Monarchen (Adolf Wohlbrück als Bayernkönig Ludwig I.) und nicht zuletzt die ausbeuterische Zuneigung des (von Peter Ustinov gespielten) peitscheschwingenden Conférenciers. Im nonchalanten Hin und Her zwischen Manegennummern und Rückblenden, im freien Spiel der Bildausschnitte erfindet Ophüls ein opulentes Spektakel der (kurzlebigen) Liebe und des (flüchtigen) Geldes, der (zerfallenden) Macht und des (vergänglichen) Ruhms, einen intimes Panorama von Aufstieg (»Plus haut, Lola, plus haut!«) und schließlichem Fall einer öffentlichen Person. Der letzte Auftritt zeigt Lola, die gewesene machine à scandale, zwischen den anderen wilden Tieren der Menagerie in einem Käfig thronend, für jedermann gegen kleines Geld zu begaffen und betatschen: »Venez, venez, venez! Un dollar seulement!«

R Max Ophüls B Annette Wademant, Max Ophüls, Jacques Natanson V Cécil Saint Laurent K Christian Matras M Georges Auric A Jean d’Eaubonne S Madeleine Gug P Albert Caraco D Martine Carol, Peter Ustinov, Adolf Wohlbrück, Oskar Werner, Ivan Desny, Will Quadflieg | F & BRD | 115 min | 1:2,35 | f | 22. Dezember 1955

# 1098 | 1. März 2018