17.10.58

Die Trapp-Familie in Amerika (Wolfgang Liebeneiner, 1958)

Zweiter Teil der Familiensaga: Die sangesfrohen Trapps tun sich schwer in der Neuen Welt – ihre glockenhellen Stimmen lassen sich nicht in klingende Münze umsetzen. Bis die exilierte österreichische Sippschaft (zufällig) erkennt, worauf das zahlende US-Publikum anspringt, braucht es einen ganzen Spielfilm mit vielen frustrierenden Umwegen, inklusive einer kuriosen Lektion in Sachen sex-appeal für die nonnenhafte, doch stets unverzagte Chormutter (Ruth Leuwerik). Herbert Reineckers Drehbuch reiht eher unkonzentriert Episode an Episode, läßt aber gerade durch seine dramaturgische Gleichgültigkeit viel Raum für atmosphärische Impressionen. »Außenaufnahmen in Amerika« verkündet nicht ohne Stolz der Titelvorspann – und genau hier liegt der Reiz des Streifens: Eine neugierige, suchende, mal verblüf­fend freudlose, mal unwillkürlich staunende Kamera (Werner Krien) schafft – zumindest in den an Original-Schauplätzen gedrehten Passagen – eine im bundesdeutschen Kino der 1950er Jahre seltene Unmittelbarkeit. »Die Trapp-Familie in Amerika« ist dabei nicht nur simpler Werbeprospekt für den treuen Glauben an ein besseres Morgen im Pursuit-of-Happiness-Kapitalismus; Wolfgang Liebeneiner beschwört vielmehr (in Zeiten von millionenfacher Entwurzelung und schwierigem Neubeginn) die unverlierbare innere Heimat des Menschen: »Ich hab’ früher ein Lied so gern gehabt: ›Kein schöner Land in dieser Zeit‹.« – »Welches Land meinen Sie denn?« – »Kann das nicht jedes Land sein?«

R Wolfgang Liebeneiner B Herbert Reinecker V Maria Augusta Trapp K Werner Krien M Franz Grothe A Robert Herlth, Gottfried Will S Margot von Schlieffen P Ilse Kubaschewski, Utz Utermann D Ruth Leuwerik, Hans Holt, Josef Meinrad, Wolfgang Wahl, Adrienne Gessner | BRD | 104 min | 1:1,37 | f | 17. Oktober 1958

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen