Posts mit dem Label Marvin werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Marvin werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

30.8.67

Point Blank (John Boorman, 1967)

Point Blank

»I want my money.« Ein abstrakter Pop-Noir-Thriller über Verrat und Vergeltung. Walker (als loner ohne Vornamen: Lee Marvin) beteiligt sich an einem Raubüberfall (im aufgelassenen Gefängnis Alcatraz), wird nach dem Coup von seinem Partner um den Anteil betrogen, verliert die Frau und beinahe das Leben. Der Partner kauft sich mit der Beute in das alles beherrschende Syndikat ein. Walker kehrt zurück, um die ihm zustehenden 93.000 Dollar zu holen: »I want my money.« Unterstützt von einem interessierten Hintermann, rollt Walker auf seinem Rachefeldzug die »organization«, die »corporation«, die »financial structure« von unten nach oben auf: der Einzelne gegen das System (und dabei – bewußt oder unbewußt – integraler Bestandteil desselben) … John Boorman inszeniert einen Film der kalten Oberflächen, der fragmentierten Erinnerungen, der gestorbenen Gefühle, ein American nightmare zwischen emotionaler Versteinerung und explosionsartigen Gewaltausbrüchen: »I want my money.« Walker zieht wie ein Geist, rastlos und unverwundbar, durch ein modern-menschenfeindliches Los Angeles, durch coole Luxusapartments, psychedelische Nachtclubs, ausgetrocknete Betonkanäle, ein entschlossener Todesengel, der Betten und Telefone erschießt, Werkzeug und Katalysator der (Selbst-)Zerstörung: »Walker is beautiful«, wird einem Mitglied des Syndikats höhnisch beschieden, »he’s just tearing you apart.«

R John Boorman B Alexander Jacobs, David Newhouse, Rafe Newhouse V Richard Stark (= Donald E. Westlake) K Philip H. Lathrop M Johnny Mandel A Albert Brenner, George W. Davis S Henry Berman P Robert Chartoff, Judd Bernard, Irwin Winkler D Lee Marvin, Angie Dickinson, Keenan Wynn, John Vernon, Lloyd Bochner | USA | 92 min | 1:2,35 | f | 30. August 1967

# 964 | 10. Juli 2015

7.1.55

Bad Day at Black Rock (John Sturges, 1955)

Stadt in Angst

Moderner, sonnenheller Noir-Western in unwirtlichem CinemaScope und staubigem Eastmancolor: Spen­cer Tracy (als wortkarger einarmiger Kriegsveteran) kommt in eine gottverlassenes Kaff, wo die Züge seit Jahren nicht mehr nicht halten. Eigentlich will er nur die Tapferkeitsmedaille eines toten Kameraden an dessen Familie übergeben, aber der ungebetene Besuch des alten Mannes weckt schlafende Hunde (Robert Ryan, Lee Marvin, Ernest Borgnine), die schließlich im Rudel über den Fremden herfallen. Das Lüften ihres schmutzigen Geheimnisses können sie dennoch nicht verhindern – »denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werde.« Ein ranker, schlanker Wüstenthriller vom zuverlässigen John Sturges.

R John Sturges B Millard Kaufman, Don McGuire K William C. Mellor M André Previn A Malcolm Brown, Cedric Gibbons S Newell P. Kimlin P Dore Schary D Spencer Tracy, Robert Ryan, Anne Francis, Lee Marvin, Ernest Borgnine | USA | 81 min | 1:2,35 | f | 7. Januar 1955

14.10.53

The Big Heat (Fritz Lang, 1953)

Heißes Eisen

Über dem Kamin von Mike Lagana hängt das Bild seiner Mutter. Streng beobachtet die alte Dame den Salon, der seinen gediegenen Luxus den üblen Geschäften des Hausherrn verdankt. »You couldn't find enough flowers around here to kill the smell«, sagt police sergeant Dave Bannion (Glenn Ford), der antritt, den Gangsterboß zu Fall zu bringen und, ausgehend vom Selbstmord eines unredlichen Kollegen, das Korruptionsgeflecht, mit dem Lagana die Stadt überzogen hat, zu zerschlagen. Erst ist es seine natürliche Integrität, die Bannion antreibt, die ihn auch Abmahnungen durch offensichtlich bestochene Vorgesetzte ignorieren läßt – aber spätestens, als seine Frau bei einem Bombenanschlag ums Leben kommt, wird der Kampf für Recht und Gesetz zum persönlichen Rachefeldzug … »The Big Heat« ist ein funktional erzählter film noir, ein straighter Polizeithriller ohne atmosphärische Schattenspiele. Alles liegt in monotonem Grau: das mittelständische Heim des Ermittlers und die üppigen Apartments der Mobster, die schmutzigen Westen der Vorteilsnehmer und der teure Nerz der Verbrecherbraut Debby (Gloria Grahame), einer Frau, die im Zwiespalt zwischen koketter toughness und melancholischer Empfindsamkeit als vielleicht menschlichste Gestalt durch Fritz Langs kalte Erzählung geht. (Ihre Ambivalenz findet eine genial-brutale Visualisierung, wenn eine Hälfte ihres Gesichtes durch eine Attacke des jähzornigen Killers Vince (Lee Marvin) entstellt wird.) Am Ende steht kein glanzvoller Triumph der Tugend über die Unmoral – zu viele Tote liegen auf dem Weg der Gerechtigkeit –, am Ende klingelt einfach nur das Telefon und ruft zum nächsten Einsatz gegen die Schlechtigkeit in der besten aller möglichen Welten.

R Fritz Lang B Sydney Boehm V William P. McGivern K Charles Lang M Henry Vars A Robert Peterson S Charles Nelson P Robert Arthur D Glenn Ford, Gloria Grahame, Jocelyn Brando, Lee Marvin, Alexander Scourby | USA | 90 min | 1:1,37 | sw | 14. Oktober 1953