28.8.58

Das Mädchen Rosemarie (Rolf Thiele, 1958)

»Ja, die Blüten unseres Wunders / leuchten hell im Neonlicht.« Rolf Thieles Dreigroschenoper für Nadja Tiller – den ersten Groschen gibt der Film für (vage) Kritik an den Verhältnissen der ökonomisch prosperierenden Bundesrepublik, den zweiten Groschen für (prüde) Fleischeslust, den dritten Groschen für die (deutlich) auf Bertolt Brecht schielenden Couplets in satirisch verfremdelndem Moritatenstil (vorgetragen von Jo Herbst und Mario Adorf, Karin Baal und Helen Vita). Tiller (mal im Trenchcoat, mal im Catsuit, mal im Babydoll) verkörpert die zu skandalöser Berühmtheit gelangte Frankfurter Luxusnutte Rosemarie Nitribitt, die nicht so clever ist, wie sie annimmt, und ins tödliche Visier jener betuchten und einflußreichen Herren (dargestellt unter anderem von Gert Fröbe, Carl Raddatz, Peter van Eyck, Werner Peters) gerät, welche sie zu schröpfen gedenkt. Mit der (freilich recht nebulösen) historischen Wahrheit des medienwirksamen Kriminalfalles nehmen es Thiele und sein Autor Erich Kuby nicht so genau, auch der soziologische Gestus bleibt attraktiv arrangiere Pose – so erweist sich das aufklärerisch tuende Sittenstück in Summe als kabarettistisch-moralisierender Gesellschaftsklatsch. PS: »Doch wer von den Herren dich besessen / wird dich lange nicht vergessen.« 

R Rolf Thiele B Erich Kuby, Rolf Thiele, Jo Herbst, Rolf Ulrich K Klaus von Rautenfeld M Norbert Schultze A Wolf Englert, Ernst Richter S Elisabeth Neumann P Luggi Waldleitner D Nadja Tiller, Peter van Eyck, Carl Raddatz, Gert Fröbe, Mario Adorf, Jo Herbst, Karin Baal | BRD | 101 min | 1:1,37 | sw | 28. August 1958

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