Totgesagte leben länger … Die freche Filmkunst-Verwurstung à la ›Atze‹ Brauner bekommt in »Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse« einen ridikülen Stich ins Wissenschaftlich-Utopische: In seinem dritten CCC-Abenteuer preßt der unverwüstliche Dr. Mabuse dem durch einen Unfall gräßlich entstellten Professor Erasmus das Geheimnis der Unsichtbarkeit ab. Die krause Story – in der ein suspekter Clown sein Wesen treibt und eine schöne Tänzerin mit den Tod unter der Bühnenguillotine bedroht wird – bewegt sich mit alptraumhafter Inkonsequenz zwischen Revuetheater, Leichenschauhaus, Laboratorium, Gruselhotel und Flughafen (wo eine »hochgestellte Persönlichkeit« von einer Tarnkappen-Armee abgemurkst werden soll). Dem scheinbar omnipotenten Erzscheusal nützt das kriminelle Genie wieder einmal nichts: Letzten Endes triumphiert wie gehabt das rechtschaffene Mittelmaß in Gestalt der staatlichen Ordnungsmacht.
R Harald Reinl B Ladislas Fodor K Ernst W. Kalinke M Peter Sandloff A Oskar Pietsch S Hermann Haller P Artur Brauner D Lex Barker, Karin Dor, Siegfried Lowitz, Rudolf Fernau, Werner Peters | BRD & F & I | 89 min | 1:1,66 | sw | 30. März 1962
30.3.62
21.3.62
Lemmy pour les dames (Bernard Borderie, 1962)
Das ist nichts für kleine Mädchen
Lemmy C. (= Eddie C. = Lemmy C.) macht Ferien an der mondänen Côte d’Azur – und findet doch nicht die wohlverdiente Ruhe: Zuerst verfolgt von einer Horde wildgewordener Autogrammjägerinnen (jeden Alters), sieht sich der forsche Pop-Agent sodann mit dem Tod einer reizenden jungen Dame der besseren Gesellschaft konfrontiert, die ein (einstweilen namenloses) dunkles Geheimnis mit ins Jenseits nimmt. Lemmys (süffig-genüßliche) Ermittlungen führen auf die Terrasse einer repräsentablen High-Society-Villa, wo der Whisky- und Weiberheld unter den drei (stets leichtbekleideten) »besten« Freundinnen der Verstorbenen schließlich eine abgefeimte Intrige um Mord, Erpressung und Spionage aufdeckt sowie (selbstredend) die Identität der (sexy) Ränkeschmiedin enthüllt … Von Clouzot-Kameramann Armand Thirard an attraktiven Originalschauplätzen in großzügigem Franscope fotografiert, ergeht sich »Lemmy pour les dames«, nach einer charmant-selbstironischen Ouvertüre, fast durchweg in dösiger Urlaubsstimmung, aus sich der smarte Protagonist leider nur sehr gelegentlich erhebt, um die Fäuste sprechen zu lassen oder kesse Katzen zu kraulen – ein eindimensionales Abenteuer nach Schema L.
R Bernard Borderie B Bernard Borderie, Marc-Gilbert Sauvajon V Peter Cheyney K Armand Thirard M Paul Misraki A Rino Mondellini S Christian Gaudin P Raymond Borderie D Eddie Constantine, Françoise Brion, Claudine Coster, Eliane D’Almeida, Yvonne Monlaur | F | 97 min | 1:2,35 | sw | 21. März 1962
Lemmy C. (= Eddie C. = Lemmy C.) macht Ferien an der mondänen Côte d’Azur – und findet doch nicht die wohlverdiente Ruhe: Zuerst verfolgt von einer Horde wildgewordener Autogrammjägerinnen (jeden Alters), sieht sich der forsche Pop-Agent sodann mit dem Tod einer reizenden jungen Dame der besseren Gesellschaft konfrontiert, die ein (einstweilen namenloses) dunkles Geheimnis mit ins Jenseits nimmt. Lemmys (süffig-genüßliche) Ermittlungen führen auf die Terrasse einer repräsentablen High-Society-Villa, wo der Whisky- und Weiberheld unter den drei (stets leichtbekleideten) »besten« Freundinnen der Verstorbenen schließlich eine abgefeimte Intrige um Mord, Erpressung und Spionage aufdeckt sowie (selbstredend) die Identität der (sexy) Ränkeschmiedin enthüllt … Von Clouzot-Kameramann Armand Thirard an attraktiven Originalschauplätzen in großzügigem Franscope fotografiert, ergeht sich »Lemmy pour les dames«, nach einer charmant-selbstironischen Ouvertüre, fast durchweg in dösiger Urlaubsstimmung, aus sich der smarte Protagonist leider nur sehr gelegentlich erhebt, um die Fäuste sprechen zu lassen oder kesse Katzen zu kraulen – ein eindimensionales Abenteuer nach Schema L.
R Bernard Borderie B Bernard Borderie, Marc-Gilbert Sauvajon V Peter Cheyney K Armand Thirard M Paul Misraki A Rino Mondellini S Christian Gaudin P Raymond Borderie D Eddie Constantine, Françoise Brion, Claudine Coster, Eliane D’Almeida, Yvonne Monlaur | F | 97 min | 1:2,35 | sw | 21. März 1962
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9.3.62
Nóz w wodzie (Roman Polanski, 1962)
Das Messer im Wasser
»L'enfer c'est les autres.« Thrilleresk-psychologisches Kammerspiel unter freiem Himmel und auf offener See. Zwei Männer und eine Frau, 24 Stunden lang zusammen auf einem Segelboot: der Ältere, ein arrivierter Sack = Inbegriff der Selbstgefälligkeit; der Jüngere, ein reizbarer Herumtreiber = Personifikation des Aufbegehrens; die Frau (des Älteren) = Verkörperung der Abgeklärtheit; das (ins Wasser fallende) Messer = Katalysator des (erst spielerischen, dann immer existenzieller werdenden) Kampfes zwischen den Akteuren. Roman Polanskis sorgfältig durchkomponiertes huis clos erzählt – in lyrisch-expressiven, ultratiefen scharfen Bildern (Jerzy Lipman) zu einem bald sonntäglich-harmlos tuenden, bald dissonant querschießenden Jazz-Score (Krzysztof Komeda) – eine intensive ménage à trois, deren zeitliche und örtliche Verdichtung das abgrundtiefe Einanderfremdsein der Beteiligten bloßlegt.
R Roman Polanski B Jerzy Skolimowski, Roman Polanski, Jakub Goldberg K Jerzy Lipman M Krzysztof Komeda A Bolesław Kamykowski S Halina Prugar P Stanisław Zylewicz D Leon Niemczyk, Jolanta Umecka, Zygmunt Malanowicz | PL | 94 min | 1:1,37 | sw | 9. März 1962
»L'enfer c'est les autres.« Thrilleresk-psychologisches Kammerspiel unter freiem Himmel und auf offener See. Zwei Männer und eine Frau, 24 Stunden lang zusammen auf einem Segelboot: der Ältere, ein arrivierter Sack = Inbegriff der Selbstgefälligkeit; der Jüngere, ein reizbarer Herumtreiber = Personifikation des Aufbegehrens; die Frau (des Älteren) = Verkörperung der Abgeklärtheit; das (ins Wasser fallende) Messer = Katalysator des (erst spielerischen, dann immer existenzieller werdenden) Kampfes zwischen den Akteuren. Roman Polanskis sorgfältig durchkomponiertes huis clos erzählt – in lyrisch-expressiven, ultratiefen scharfen Bildern (Jerzy Lipman) zu einem bald sonntäglich-harmlos tuenden, bald dissonant querschießenden Jazz-Score (Krzysztof Komeda) – eine intensive ménage à trois, deren zeitliche und örtliche Verdichtung das abgrundtiefe Einanderfremdsein der Beteiligten bloßlegt.
R Roman Polanski B Jerzy Skolimowski, Roman Polanski, Jakub Goldberg K Jerzy Lipman M Krzysztof Komeda A Bolesław Kamykowski S Halina Prugar P Stanisław Zylewicz D Leon Niemczyk, Jolanta Umecka, Zygmunt Malanowicz | PL | 94 min | 1:1,37 | sw | 9. März 1962
7.3.62
Cartouche (Philippe de Broca, 1962)
Cartouche, der Bandit
»Vivre vite et heureux!« Die Aktivitäten des ausgebufften Langfingers Dominique (Hansdampf in allen Gassen: Jean-Paul Belmondo), der sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts unter dem Namen Cartouche zum Anführer der Pariser Unterwelt aufschwingt, lassen eine Vorahnung der großen Revolution aufscheinen. Cartouche, der mit seiner bunten Truppe – darunter die treuen Hauptleute La Douceur (bärig: Jess Hahn) und La Taupe (pfiffig: Jean Rochefort) sowie die schöne Diebin Vénus (Claudia Cardinale) – von den Reichen nimmt, während er die Armen verschont, geht es freilich weniger um gesellschaftliche denn um finanzielle Partizipation, vor allem aber um die Unterminierung von Herrschaftssystemen, egal ob es sich um die raffgierige Despotie des Bandenchefs Malichot oder um das sadistische Regime des Polizeipräfekten de Ferrussac handelt. Nachdem er in der ersten Hälfte des Films die galanten Unverschämtheiten des anarchistischen Rebellen mit viel Lust an akrobatischer Körperkomik und ironischen Sottisen gegen jede Form von Obrigkeit ausgemalt hat, wechselt Philippe de Broca fast unmerklich die Tonlage der Erzählung: In zunehmender Verdüsterung wandelt sich das flotte Mantel-und-Degen-Stück zur melancholischen Romanze in Moll (in die auch die ätherische Madame de Ferrussac verwickelt ist). Nach einer bitteren Schlußwendung geht der Held nicht nur seiner großen Liebe verlustig, er muß auch die Unmöglichkeit einer spielerischen Systemveränderung erkennen. Vor ihm und seinen Getreuen liegen kalte Nächte und ein vorhersehbares Ende: »Dans les mains du bourreau.« – »Oui, et que ça aille vite.«
R Philippe de Broca B Daniel Boulanger, Philippe de Broca, Charles Spaak K Christian Matras M Georges Delerue A François de Lamothe S Laurence Méry-Clark P Alexandre Mnouchkine, Georges Dancigers D Jean-Paul Belmondo, Claudia Cardinale, Jean Rochefort, Jess Hahn, Odile Versois, Marcel Dalio, Noël Roquevert | F & I | 114 min | 1:2,35 | f | 7. März 1962
# 1005 | 16. Mai 2016
»Vivre vite et heureux!« Die Aktivitäten des ausgebufften Langfingers Dominique (Hansdampf in allen Gassen: Jean-Paul Belmondo), der sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts unter dem Namen Cartouche zum Anführer der Pariser Unterwelt aufschwingt, lassen eine Vorahnung der großen Revolution aufscheinen. Cartouche, der mit seiner bunten Truppe – darunter die treuen Hauptleute La Douceur (bärig: Jess Hahn) und La Taupe (pfiffig: Jean Rochefort) sowie die schöne Diebin Vénus (Claudia Cardinale) – von den Reichen nimmt, während er die Armen verschont, geht es freilich weniger um gesellschaftliche denn um finanzielle Partizipation, vor allem aber um die Unterminierung von Herrschaftssystemen, egal ob es sich um die raffgierige Despotie des Bandenchefs Malichot oder um das sadistische Regime des Polizeipräfekten de Ferrussac handelt. Nachdem er in der ersten Hälfte des Films die galanten Unverschämtheiten des anarchistischen Rebellen mit viel Lust an akrobatischer Körperkomik und ironischen Sottisen gegen jede Form von Obrigkeit ausgemalt hat, wechselt Philippe de Broca fast unmerklich die Tonlage der Erzählung: In zunehmender Verdüsterung wandelt sich das flotte Mantel-und-Degen-Stück zur melancholischen Romanze in Moll (in die auch die ätherische Madame de Ferrussac verwickelt ist). Nach einer bitteren Schlußwendung geht der Held nicht nur seiner großen Liebe verlustig, er muß auch die Unmöglichkeit einer spielerischen Systemveränderung erkennen. Vor ihm und seinen Getreuen liegen kalte Nächte und ein vorhersehbares Ende: »Dans les mains du bourreau.« – »Oui, et que ça aille vite.«
R Philippe de Broca B Daniel Boulanger, Philippe de Broca, Charles Spaak K Christian Matras M Georges Delerue A François de Lamothe S Laurence Méry-Clark P Alexandre Mnouchkine, Georges Dancigers D Jean-Paul Belmondo, Claudia Cardinale, Jean Rochefort, Jess Hahn, Odile Versois, Marcel Dalio, Noël Roquevert | F & I | 114 min | 1:2,35 | f | 7. März 1962
# 1005 | 16. Mai 2016
1.3.62
Das Rätsel der roten Orchidee (Helmuth Ashley, 1962)
Zwei rivalisierende Gangstersyndikate aus Chicago verlegen ihre Geschäftstätigkeit nach London. Beide Banden verkaufen Lebensversicherungen an betuchte Persönlichkeiten, denen im Falle von Nichtbezahlung der exorbitanten Prämien der Tod droht … Zwar gibt es auch in dieser Edgar-Wallace-Adaption eine (sehr) hübsche Frau in Nöten (Marisa Mell), die in eine Erbschaftsangelegenheit verwickelt wird – aber im Zentrum des Geschehens stehen knallharte Revierkämpfe und erpresserischen Aktivitäten der beiden Gaunertruppen, die Helmuth Ashley mit der kühlen Ironie eines angelsächsischen B-Movies inszeniert. Klaus Kinski, Eric Portmann und Pinkas Braun geben illustre Schurken, während Christopher Lee (als FBI-Mann) und vor allem Adrian Hoven (als Scotland-Yard-Inspektor) in ihrer Ermittlungsarbeit eher blaß bleiben. Eine ganz andere, angesichts der rauhen Atmosphäre des Films ziemlich unpassende Tonart schlägt Eddi Arent mit seiner klamottigen Faxenmacherei als »Todesbutler« an.
R Helmuth Ashley B Trygve Larsen (= Egon Eis) V Edgar Wallace K Franz X. Lederle M Peter Thomas A Mathias Matthies, Ellen Schmidt S Hebert Taschner P Horst Wendlandt D Adrian Hoven, Christopher Lee, Marisa Mell, Pinkas Braun, Klaus Kinski, Eddi Arent | BRD | 84 min | 1:1,66 | sw | 1. März 1962
# 805 | 22. November 2013
R Helmuth Ashley B Trygve Larsen (= Egon Eis) V Edgar Wallace K Franz X. Lederle M Peter Thomas A Mathias Matthies, Ellen Schmidt S Hebert Taschner P Horst Wendlandt D Adrian Hoven, Christopher Lee, Marisa Mell, Pinkas Braun, Klaus Kinski, Eddi Arent | BRD | 84 min | 1:1,66 | sw | 1. März 1962
# 805 | 22. November 2013
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