30.1.47

Odd Man Out (Carol Reed, 1947)

Augestoßen

»Close the door when I’m gone… and forget me.« Acht Stunden in Belfast: Lagebesprechung um 4, Überfall um halb 5, ein toter Kassierer, ein Schuß in die Schulter, Flucht, Fieber, verstecken, weiterfliehen, Schnee, Matsch, Hoffnung, Verzweiflung, Trugbilder, Finale um Mitternacht – das alles unter dem unerbittlichen Viertelstundenschlag der großen Turmuhr. Carol Reed zeigt den letzten Weg des IRA-Mannes Johnny McQueen (James Mason als Toter auf Urlaub) zunächst in klaren Bildern und übersichtlichen Situationen, um die Schilderung zunehmend expressiv zu verdüstern, visuell und erzählerisch zu forcieren, ja zu surrealisieren. Kurze, grelle Episoden von Gleichgültigkeit, Verrat und Kälte folgen aufeinander – Höhepunkt ist zweifellos die Szene, die den halluzinierenden Johnny einem wahnsinnigen Maler (Robert Newton) als unfreiwilliges Modell ausliefert. Eine nur schenkt dem Schuldig-Verfolgten wahres Verständnis, opferbereite Liebe – und echtes, endgültiges Mitleid… Zusammengehalten wird das nordirische Stationendrama von unüberhörbaren katholischen Untertönen, von einem schicksalssinfonischen Score (William Alwyn) sowie vom unbedingten, poetisch-realistisch inspirierten Stilwillen des Regisseurs und seines virtousen Kameramanns Robert Krasker. PS: »There is neither good nor bad. There is innocence and guilt. That's all.«

R Carol Reed B F. L. Green, R. C. Sherriff K Robert Krasker M William Alwyn A Ralph Brinton S Fergus McDonell P Carol Reed D James Mason, Robert Newton, Cyril Cusack, Fay Compton, Denis O’Dea | UK | 116 min | 1:1,37 | sw | 30. Januar 1947

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen