7.10.76

A Matter of Time (Vincente Minnelli, 1976)

Nina – Nur eine Frage der Zeit 

»No one dies unless we wish them to.« In seinen großen Tagen ließ Vincente Minnelli bei MGM die Puppen tanzen; um ein letztes Werk realisieren zu können, schloß der greise Meister einen Pakt mit dem »König des Low-Budget-Films«, Samuel Z. Arkoff, dessen Name nicht umsonst an Graf Zaroff, das Genie des Bösen, erinnert – »A Matter of Time«, vom Produzenten aufs Wüsteste verhackstückt, steht wie eine kurios-anrührende Ruine im Mondlicht der Kinogeschichte. Die Story kreist (besser gesagt: eiert) um die unbedarfte Nina (Liza Minnelli), die als Zimmermädchen in einem verlotterten römischen Luxushotel Freundschaft mit der betagten, geheimnisvoll-umnachteten Contessa Sanziani (Ingrid Bergman) schließt; die Alte entpuppt sich nicht nur als einstmals namhafte Kokotte, die zu ihrer Zeit die reichsten, klügsten und mächtigsten Männer ihrer Epoche um den kleinen Finger wickelte, sie weist dem jungen Ding auch den Weg zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und zum Ruhm als Filmstar… Neben Fragen der Identitätsfindung ist die Vergänglichkeit – der Schönheit, des Erfolges, des Glücks – das zentrale Thema des Films; in zwei, drei hochklassig-schrägen Momenten (etwa wenn die Sanziani schreiend durch ihr schäbiges Zimmer taumelt und es nicht fassen kann, in derart unwürdige Schrecknis geraten zu sein) bricht sich echte Tragik Bahn – ganz so, als sähe der Regisseur das eigene Schicksal im Schlamassel der zerrütteten Weltdame düster gespiegelt. PS: Neben Minnelli geben mit Charles Boyer und Amedeo Nazzari zwei weitere Ehrenmänner der Leinwand ihre Abschiedsvorstellung.

R Vincente Minnelli B John Gay V Maurice Druon K Geoffrey Unsworth M Nino Oliviero A Veniero Colasanti, John Moore S Peter Taylor P Samuel Z. Arkoff, Giulio Sbarigia D Liza Minnelli, Ingrid Bergman, Tina Aumont, Charles Boyer, Amedeo Nazzari | USA & I | 97 min | 1:1,85 | f | 7. Oktober 1976

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