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11.2.71

Il gatto a nove code (Dario Argento, 1971)

Die neunschwänzige Katze

Mäßig spannender Giallo, angesiedelt im Umfeld eines römischen Genforschungsinstituts, wo man (wie passend!) dem Aggressions- und Verbrechenschromosom (›XYY‹) dicht auf der Spur ist. Allzuviel von diesen Anlagen hat »Il gatto a nove code« – trotz eines sublimen Morricone-Scores, einiger delikater Todesfälle sowie einer Reihe von dubiosen Existenzen, die als Täter in Frage kommen (Horst Frank als eleganter schwuler Snob, Karl Malden als netter blinder Onkel und Autor von Kreuzworträtseln, Catherine Spaak als Boxenluder der Wissenschaft) – leider nicht mitbekommen. Erpressung, Inzest und Störung der Totenruhe sorgen aber szenenweise für mulmig-schöne Atmosphäre.

R Dario Argento B Dario Argento K Erico Menczer M Ennio Morricone A Carlo Leva S Franco Fraticelli P Salvatore Argento D James Franciscus, Karl Malden, Catherine Spaak, Horst Frank, Pier Paolo Capponi | I & F & BRD | 110 min | 1:2,35 | f | 11. Februar 1971

5.12.67

Billion Dollar Brain (Ken Russell, 1967)

Das Milliarden-Dollar-Gehirn

»Billion Dollar Brain« setzt den absurden Schlußpunkt unter die Harry-Palmer-Trilogie und funktioniert dabei in gewisser Weise als Kommentar auf die ins Kraut schießenden Bond-Phantasien der Ära (wozu auch der schicke Maurice-Binder-Titel paßt): Palmer (einmal mehr einmalig: Michael Caine) wird (von unbekannter Seite) mit dem Transport einiger mysteriöser Hühnereier von London nach Helsinki betraut und so in die Pläne des fanatisch-antikommunistisch-texanischen Ölmilliardärs General Midwinter (durchgeknallt: Ed Begley) verwickelt, der fest von der Verseuchung der amerikanischen Ostküste durch die Roten überzeugt ist und im Rahmen seines ganz persönlichen »Kreuzzugs für die Freiheit« mit Privattruppen in die Sowjetunion einzumarschieren gedenkt … Mit von der Partie: Karl Malden (als zwielichtig-eigennütziger Büttel des Bösen) Oskar Homolka (als gutmütig-gefährlicher russischer Bär) und die absolut wundervolle Françoise Dorléac (als lasziv-letale Doppelagentin). Ken »third-rate cliché« Russell dreht inszenatorisch irgendwann völlig ab (besser gesagt: auf), um sich in poppigen Riefenstahl- und Eisenstein-Parodien zu ergehen – die überspannte Spionage-Groteske verwandelt die genrepersiflierenden Elemente in pure Subversion, brilliert als entlarvender Zerrspiegel zeithistorischer Realitäten, als opulentes Politmärchen aus dem Winter unseres (Miß-)Vergnügens.

R Ken Russell B John McGrath V Len Deighton K Billy Williams M Richard Rodney Bennett A Syd Cain S Alan Osbiston P Harry Saltzman D Michael Caine, Karl Malden, Ed Begley, Oskar Homolka, Françoise Dorléac | UK | 111 min | 1:2,35 | f | 5. Dezember 1967

22.3.53

I Confess (Alfred Hitchcock, 1953)

Zum Schweigen verurteilt

Unter Verzicht auf ironische Distanzierung erzählt Alfred Hitchcock von einem mordverdächtigen katholischen Priester (gemessen: Montgomery Clift), der, durch das Beichtgeheimnis gebunden, die Identität des wahren Täters nicht preisgeben darf. »I Confess« ist ein Film des Nicht-reden-Könnens und darum in erster Linie ein Film der Blicke, der Gesichter, der intensiven Großaufnahmen – und es ist der Film einer Stadt: Québec, Schauplatz der Ereignisse, ein Stück Alter Welt in der Neuen, erscheint mit seinen dunkel abschüssigen Gassen und bedrohlich ragenden Türmen, seinen steinharten Fassaden und feuchtspiegelnden Pflastern wie das Abbild der schattenreich-prekären Seelenlandschaft der handelnden Personen. Ein Mensch, der für seinen Glauben (und dessen Prinzipien) die Schuld eines anderen (noch dazu eines Deutschen: O. E. Hasse) auf sich nimmt und diesen Weg (= diese Prüfung) mit allen Konsequenzen bis zum Ende (= bis zum Martyrium) ginge, mag für sogenannte Vernunftwesen (wie den von Karl Malden verkörperten Inspektor) exotisch erscheinen, die Figur könnte jedoch auch stellvertretend für alle stehen, die sich (Selbst-)Blockaden, (Ordnungs-)Systemen, inneren oder äußeren Beschränkungen ausgesetzt sehen – und wer wäre das nicht? … Die malerisch-pathetische Schwarzweiß-Fotografie (Robert Burks) und das nachdrücklich-ernste Spiel der Darsteller (darunter Anne Baxter als tief liebende sowie Dolly Haas als tief zerrissene Frau) verleihen dem Werk eine außerordentliche emotionale Dichte, ja eine regelrecht metaphysische Sinnlichkeit.

R Alfred Hitchcock B George Tabori, William Archibald V Paul Anthelme K Robert Burks M Dimitri Tiomkin A Edward S. Haworth Ko Orry-Kelly S Rudi Fehr P Alfred Hitchcock, Sidney Bernstein D Montgomery Clift, Anne Baxter, Karl Malden, O. E. Hasse, Dolly Haas | USA | 95 min | 1:1,37 | sw | 22. März 1953

27.8.47

Kiss of Death (Henry Hathaway, 1947)

Der Todeskuß

Im Fokus steht ein »bad guy« mit dem Herz am rechten Fleck: Nachdem ihn seine Kumpels im Stich ließen, macht der tough-sensible Ganove Nick Bianco (!) (Victor Mature) einen Deal mit dem leutselig-kalkulierenden Staatsanwalt D’Angelo (!) (Brian Donlevy), der dem Familienvater gegen Preisgabe von Informationen und Aussage im Zeugenstand zur Freilassung auf Bewährung verhilft. Doch die Zukunft des Aussteigers (und seiner Liebsten) liegt im Schatten der Vergangenheit … »Kiss of Death« erzählt nicht ganz ohne Rührseligkeit von der Problematik, sich neu zu erfinden, schildert dabei präzise und nüchtern das rechtsstaatliche Geschacher mit der Wahrheit, das Straftäter und Ordnungshüter zu Komplizen macht und Nick desillusioniert feststellen läßt: »Your side of the fence ist almost as dirty as mine«. Die realen New Yorker Schauplätze, die Clubs und Straßen, die Mietskasernen und Geschäftshäuser, verleihen Henry Hathaways ungekünstelten Inszenierung authentischen Nachdruck, doch der Clou des Films ist der von Richard Widmark gespielte psychopathische Killer Tommy Udo: Sein dämonisch-irres Kichern klingt lange nach – es scheint, als verhöhne dieses Lachen nicht nur den Wunsch nach Normalität, sondern als bestreite es ganz generell die Möglichkeit, in Ruhe und Frieden leben zu können.

R Henry Hathaway B Ben Hecht, Charles Lederer V Eleazar Lipsky K Norbert Brodine M David Buttolph A Leland Fuller, Lyle Wheeler S J. Watson Webb Jr. P Fred Kohlmar D Victore Mature, Brian Donlevy, Coleen Gray, Richard Widmark, Karl Malden | USA | 98 min | 1:1,37 | sw | 27. August 1947