Augestoßen
»Close the door when I’m gone… and forget me.« Acht Stunden in Belfast: Lagebesprechung um 4, Überfall um halb 5, ein toter Kassierer, ein Schuß in die Schulter, Flucht, Fieber, verstecken, weiterfliehen, Schnee, Matsch, Hoffnung, Verzweiflung, Trugbilder, Finale um Mitternacht – das alles unter dem unerbittlichen Viertelstundenschlag der großen Turmuhr. Carol Reed zeigt den letzten Weg des IRA-Mannes Johnny McQueen (James Mason als Toter auf Urlaub) zunächst in klaren Bildern und übersichtlichen Situationen, um die Schilderung zunehmend expressiv zu verdüstern, visuell und erzählerisch zu forcieren, ja zu surrealisieren. Kurze, grelle Episoden von Gleichgültigkeit, Verrat und Kälte folgen aufeinander – Höhepunkt ist zweifellos die Szene, die den halluzinierenden Johnny einem wahnsinnigen Maler (Robert Newton) als unfreiwilliges Modell ausliefert. Eine nur schenkt dem Schuldig-Verfolgten wahres Verständnis, opferbereite Liebe – und echtes, endgültiges Mitleid… Zusammengehalten wird das nordirische Stationendrama von unüberhörbaren katholischen Untertönen, von einem schicksalssinfonischen Score (William Alwyn) sowie vom unbedingten, poetisch-realistisch inspirierten Stilwillen des Regisseurs und seines virtousen Kameramanns Robert Krasker. PS: »There is neither good nor bad. There is innocence and guilt. That's all.«
R Carol Reed B F. L. Green, R. C. Sherriff K Robert Krasker M William Alwyn A Ralph Brinton S Fergus McDonell P Carol Reed D James Mason, Robert Newton, Cyril Cusack, Fay Compton, Denis O’Dea | UK | 116 min | 1:1,37 | sw | 30. Januar 1947
30.1.47
15.1.47
13 Rue Madeleine (Henry Hathaway, 1947)
Die zweite »semidocumentary« des Gespanns Louis de Rochemont (Produktion) und Henry Hathaway (Regie) folgt, anders als der Vorgänger »The House on 92nd Street«, sehr deutlich den Konventionen des klassischen Spionagefilms: Ein zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in den militärischen Nachrichtendienst der USA eingeschmuggelter deutscher Agent (entschlossen: Richard Conte) will die Pläne der Alliierten zur Errichtung einer zweiten Front auskundschaften; der Leiter der Einheit (kernig: James Cagney) setzt alles daran, die Mission seines Widersachers zu torpedieren. Der gnadenlose Kampf (»Fair play? That’s out!«) führt schließlich hinter die feindlichen Linien ins besetzte Frankreich … Zwar erhält in »13 Rue Madeleine« die Darstellung von geheimdienstlicher Ausbildung und Alltagsarbeit wiederum viel Raum, auch werden die tödlichen Risiken des zweitältesten Gewerbes der Welt nicht durch wundersame (Drehbuch-)Rettungen in letzter Minute beschönigt, doch die faktenorientierte Sachlichkeit tritt in den Hintergrund zugunsten herkömmlicher Mechanismen von Spannungsentwicklung, bis hin zum finalen Duell der Gegenspieler in einem schummrigen Folterkeller.
R Henry Hathaway B Sy Bartlett, John Monks Jr. K Norbert Brodine M David Buttolph A James Basevi, Maurice Ransford S Harmon Jones P Louis de Rochemont D James Cagney, Richard Conte, Annabella, Frank Latimore, Walter Abel | USA | 95 min | 1:1,37 | sw | 15. Januar 1947
R Henry Hathaway B Sy Bartlett, John Monks Jr. K Norbert Brodine M David Buttolph A James Basevi, Maurice Ransford S Harmon Jones P Louis de Rochemont D James Cagney, Richard Conte, Annabella, Frank Latimore, Walter Abel | USA | 95 min | 1:1,37 | sw | 15. Januar 1947
Labels:
Cagney,
Conte,
Hathaway,
Krieg,
Le Havre,
London,
Militär,
Nationalsozialismus,
Spionage,
Thriller,
Washington D.C.,
Widerstand,
Zweiter Weltkrieg
Abonnieren
Posts (Atom)