In Westberlin war Kalle wer: Als Anführer der Teddy-Bande führte er ein strenges Regiment und machte mit seinen Kumpels die Ruinen unsicher. Nach dem Umzug in den »demokratischen Sektor« der geteilten Stadt, muß sich der rüpelig-verstockte 13jährige plötzlich mit Phänomenen wie Anstand, Vertrauen und Ehrlichkeit herumschlagen … In seinem Debütfilm leuchet Heiner Carow die Gefühlswelt eines (nicht besonders sympathischen) Jungen aus, der zwischen sprachlosen Eltern und kriminellem Bruder, zwischen schundliterarischen Idolen und streberhaften Jungpionieren, zwischen Gesundbrunnen (West) und Prenzlauer Berg (Ost) die Orientierung zu verlieren droht. Die unermüdliche Energie, mit der Kalles humanistisch inspiriertes neues Umfeld (darunter ein gemütvoller Pädagoge (Günther Simon) und ein beherzter Klassenkamerad) trotz aller Rückschläge die Seelenrettung des groben Klotzes betreibt, könnte als rosarotes Märchenmotiv durchgehen, wären da nicht die rauhe Straßenfotografie (Kamera: Götz Neumann) und die borstige Berliner Stimmlage, die die Härte der Zeit (sowie der diversen Faustkämpfe) in unsentimentalen Bildern und Tönen wirkungsvoll einfangen.
R Heiner Carow B Benno Pludra, Heiner Carow V Benno Pludra K Götz Neumann M Günter Klück A Alfred Tolle S Friedel Welsandt P Paul Ramacher D Gerhard Kuhn, Axel Dietz, Günther Simon, Erich Franz, Hartmut Reck | DDR | 68 min | 1:1,37 | sw | 29. November 1957